Die Konrad-Adenauer-Straße liegt in der Stuttgarter Blitzerbilanz weit vorne. Platz eins holt sich aber ein anderer Radarfallen-Schwerpunkt - dort waren 2014 mehr als 80.000 Autofahrer zu schnell unterwegs. Auch bei Strafzetteln sind die Zahlen beeindruckend.

Stuttgart - Der Schattenring ist Stuttgart heißestes Pflaster für Raser. Im vergangenen Jahr waren an diesem Unfallschwerpunkt 80 252 Autofahrer schneller als mit Tempo 50 unterwegs. „An den zwei dort installierten Messsäulen haben wir mit Abstand die meisten Geschwindigkeitsverstöße im gesamten Stadtgebiet registriert“, sagt Joachim Elser, der Leiter der Stuttgarter Verkehrsüberwachung. Insgesamt gab es 2014 in der Landeshauptstadt mit fast 275 000 Tempoverstößen gut 40 000 mehr als 2013 – für Elser ein „ erheblicher Zuwachs“. Mehr als 860 Raser mussten ihren Führerschein abgeben – allein am Schattenring waren es 75.

 

Mit gut 34 000 zu schnellen Autofahrern folgen die beiden Blitzer an der Konrad-Adenauer-Straße auf Platz zwei. „Dort ist die Zahl der Temposünder allerdings im Vergleich zu 2013 um fast 10 000 Verstöße zurückgegangen“, sagt der Kontrolleur Elser. Auch auf der Cannstatter Straße hätten die Autofahrer zwischen Neckartor und Schwanentunnel den Fuß deutlich häufiger vom Gaspedal genommen: Statt mehr als 39 000 Temposünder (2013) wurden dort im vergangenen Jahr lediglich noch gut 15 000 geblitzt.

Grafik: Tempowächter in Stuttgart (für eine größere Ansicht klicken Sie auf die Grafik)

Die beiden modernen Laserblitzer am Schattenring sind seit Ende November 2013 an den stadtein- und stadtauswärts führenden Fahrspuren in Betrieb. Innerhalb weniger Tage hatten die beiden elektronischen Tempowächter bereits knapp 5000 zu forsche Fahrer ertappt – zum Jahresende 2013 waren es bereits mehr als 11 500. „Der Raserrekord am Schattenring steht bei 127 Kilometern“, erklärt Elser. Dieser sei wenige Tage nach der Inbetriebnahme der beiden Blitzer aufgestellt worden. Im vergangenen Jahr war der schnellste Autofahrer an dieser Stelle mit 122 Stundenkilometern kaum langsamer.

Elser: „Wir stellen keine Tempo-Fallen auf“

Dass viele Autofahrer am Schattenring zu schnell unterwegs sind, belegen für den Leiter der Stuttgarter Verkehrsüberwachung seit Langem die vielen farbigen Lackspuren an einem Fahrbahnteiler aus Beton. „Das sind viele gerade noch einmal glimpflich davongekommen.“

Aber nicht immer: Anfang November 2014 kam ein 19 Jahre alter Autofahrer mit seinem BMW am Schattenring ins Schleudern und prallte gegen eine Betontrennwand. Nach Angaben der Polizei war der Fahranfänger vermutlich viel zu schnell in Richtung Innenstadt unterwegs. Sein Wagen schlitterte an einer Betonwand am linken Fahrbahnrand vorbei, geriet danach ins Schleudern und blieb schließlich auf der linken Fahrzeugseite liegen. Immerhin: der junge Mann kam mit leichten Verletzungen davon. An seinem Wagen entstand ein erheblicher Schaden von mehr als 15 000 Euro.

Stark gestiegen ist die Zahl der Temposünder im vergangenen Jahr mit mehr als 18 000 Verstößen auch auf der Bundesstraße 10 in Wangen. „Dort waren beide Blitzer 2014 ständig scharf geschaltet“, erklärt Elser. Im Vorjahr, als die Geräte nur phasenweise mit Kameras bestückt gewesen seien, habe man etwas mehr als 4000 Verstöße registriert. „Wir zocken niemanden ab und stellen auch keine Tempofallen auf“, stellt Elser klar. Ein Knöllchen bekämen nur die Autofahrer, die „durch ihr zu schnelles Fahren auch eines bei uns bestellt haben“.

Mehr Parksünder, mehr fehlende Umweltplaketten

Beim ruhenden Verkehr haben die 82 städtischen Kontrolleure im vergangenen Jahr rund 716 000 Verstöße geahndet. Das sind knapp 17 000 mehr als 2013. Gut die Hälfte der Parksünder wurden in der Innenstadt und im Westen ertappt. Obwohl das gesamte Stadtgebiet als Umweltzone gilt, in der nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette verkehren dürfen (außer Oldtimern und Wagen mit Sondergenehmigung), gab es 2014 mehr als 18 000 Strafzettel wegen fehlender oder falscher Umweltplaketten. Sowohl bei den Park- als auch bei den Plakettensündern rechnet Elser mit einer erheblichen Dunkelziffer.

Seit Oktober 2014 setzt die Stadt auch eine aus drei Zweier-Teams bestehende mobile Task-Force gegen Verkehrssünder ein. „Diese Beschwerdeteams haben sich bereits gut bewährt“, sagt Elser. Sie seien bei Beschwerden von Bürgern mit ihren Dienstwagen rasch vor Ort. „Auch die SSB schätzen inzwischen ihren Einsatz“, betont Elser. Das städtische Nahverkehrsunternehmen klage zunehmend über Falschparker in Busbuchten.