Dass die Messenger-Dienste von Whatsapp, Facebook und Instagram künftig mehr Privatsphäre bieten sollen, kann man glauben oder nicht, meint Redakteur Daniel Gräfe. Sicher ist: Facebook und Co. werden noch mächtiger.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart - Wenn Facebook-Chef Mark Zuckerberg mehr Privatsphäre bei seinen Kommunikationsdiensten verspricht, dann ist das ungefähr so, als verspreche ein Alkoholiker, er würde täglich nur noch ein Gläschen Wein trinken. Natürlich ist Zuckerberg kein Alkoholiker, und der Vergleich soll auch keinen Suchtkranken diskreditieren. Aber klar ist doch, dass das Geschäftsmodell Facebook und seiner Geschwister-Netzwerke Whatsapp und Instagram darauf zielen, die Nutzer für möglichst lange Zeit zu binden und das Maximum der Nutzerdaten zu verwerten; wenn man da das Maximum etwas anders definiert, ändert das nicht die Geschäftsgrundlage.

 

Zuckerberg verspricht in seinem Blogeintrag mehr Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei den Messenger-Diensten und schlägt vor, dass Nachrichten nach einer bestimmten Zeit automatisch gelöscht werden könnten, wenn die Nutzer das wollten. Außerdem sollten sensible Daten nicht in Ländern gespeichert werden, die bei der Einhaltung von Menschenrechten schlecht abschneiden. All das ist erst einmal vernünftig und begrüßenswert. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gibt es derzeit nur bei Whatsapp. Doch gleichzeitig bekräftigt Zuckerberg, dass alle Messenger im Facebook-Kosmos – also auf Facebook, Whatsapp und Instagram – miteinander kommunizieren können – egal welche App man nutze. Mehr noch: Auch der Austausch via SMS solle eingebunden werden, wenn die Nutzer das wollten.

Mark Zuckerberg versucht, seine Kritiker zu beschwichtigen

Mit seinem Blogeintrag will Zuckerberg die Kritiker, die Facebook wegen seiner Datenschutzverstöße rügen, beschwichtigen. Vor allem aber will Zuckerberg eine möglichst große Plattform schaffen, bei denen der Nutzer den Kosmos von Facebook, Whatsapp & Co. gar nicht mehr verlassen muss. Zahlungen sollen auf dieser Basis erleichtert und weitere Bezahl-Dienste geschaffen werden, die mit dem Markensiegel „Verschlüsselung“ bei den Nutzern Vertrauen schaffen sollen. Ziel ist es, unter anderem mehr Online-Geschäfte und Auktionen mit der täglichen Kommunikation zu verweben und den Facebook-Konzern etwas unabhängiger von seinen Werbeeinnahmen zu machen.

Das Vorbild dafür könnte die soziale Plattform Wechat des chinesischen Internetriesen Tencent sein. Dort kann man vom Chatten direkt übergehen zu Online-Einkauf, Essensdienst, Nachrichten-Feed oder Direktüberweisung. Auch deshalb gilt Wechat vielen derzeit als die mächtigste App der Welt. Zuckerbergs Wechat soll, so sein Versprechen, eine sichere Plattform sein. Er grenzt sich damit zum Konkurrenten in China ab, also zu einem Land, in dem Facebook ohnehin nie Fuß gefasst hat.

Zuckerberg hat für die Zukunft im Grunde zwei Versprechen gemacht: Die Kommunikation der Nutzer soll sicherer werden. Und der Facebook-Kosmos mächtiger und kommerzieller. Zumindest dem zweiten Versprechen darf man uneingeschränkt glauben.