Immer häufiger brechen professionelle Banden Fahrzeuge auf, räumen sie leer und verkaufen Navigationsgeräte, Airbags und Co. nach Osteuropa. Schützen können sich Autobesitzer dagegen kaum.

Böblingen - Das Lenkrad, das Navigationsgerät, die Airbags fehlen, manchmal sogar der komplette Boardcomputer. Kabel und Autoteile hängen lose herum und im Inneren des Fahrzeugs sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Zahl der professionell geknackten und gezielt ausgeräumten Fahrzeuge, vorzugsweise der Marke BMW, nimmt im Kreis Böblingen zu. Seit Juni dieses Jahres verzeichnete die Polizei 30 solcher BMW-Aufbrüche.

 

„Allgemein gehen wir in derartigen Fällen davon aus, dass es sich bei diesen Tätern um professionelle Banden handelt, die Diebstahl auf Bestellung betreiben und die Beute außerhalb Deutschlands als Ersatzteile veräußern“, sagt Tatjana Wimmer vom Polizeipräsidium Ludwigsburg.

Bis zu 20 Mal in einer Nacht schlagen die Täter zu

Dabei gehen die Täter sehr geschickt vor. So spähen die Diebe zuvor ihre Beute aus, fahren dafür durch Wohngebiete und halten Ausschau nach geeigneten Fahrzeugen. Der eigentliche Einbruch dauert nur wenige Minuten. Die Täter, die sich auf diese Art von Diebstahl spezialisiert haben, schlagen die Seitenscheibe ein und bauen die benötigten Teile mit Spezialwerkzeug aus. Das machen sie in einer Nacht zwischen zehn und 20 Mal. So auch bei einer großen BMW-Aufbruchserie im Main-Tauber-Kreis und südlich von Stuttgart. 45 Mal hat die Bande seit Juni zugeschlagen. Der Schaden: sechsstellig.

Die Polizei Böblingen ertappte am 11. Dezember drei der insgesamt sechs Männer und zwei Frauen aus Litauen auf frischer Tat und nahm sie fest. Auch diese drei hatten es besonders auf Wagen der Marke BMW abgesehen. Ein Erfolg für die Polizisten, denn die Täter seien generell nur schwer zu ermitteln, da sie sehr mobil seien, sagt Wimmer. Die Banden bleiben meist nur einige Tage an einem Ort und mieten sich, wie im Fall aus Böblingen, Ferienwohnungen an.

Hersteller BMW rüstet seine Navigationssysteme auf

Die bei den nächtlichen Streifzügen ausgebauten Autoteile werden häufig erst gesammelt und dann gewinnbringend als Ersatzteile meist nach Osteuropa verkauft. Die Banden haben es vor allem auf die hochpreisigen Marken wie Mercedes, Audi oder BMW abgesehen. Letztere scheint besonders beliebt zu sein. „Vergleichbare Fälle mit anderen Marken, sind uns in dieser Größenordnung und Häufigkeit nicht bekannt“, berichtet Wimmer. BMW selbst nimmt das Thema Diebstahlschutz ernst und hat reagiert. Seit Ende 2016 werden in Neufahrzeuge Navigationsgeräte mit einem speziellen Algorithmus eingebaut, die ein erfolgreiches Wiederverbauen nahezu ausschließen sollen, sagt BMW auf Nachfrage. Auch seien weitere Maßnahmen geplant, die bereits den Ausbau erschweren und einen unautorisierten Wiedereinbau erkennen sollen. Für ältere Fahrzeuge bietet der Hersteller an, sie mit einer Diebstahlwarnanlage nachzurüsten, da 94 Prozent der Täter sich auf Modelle ohne Warnanlage konzentrierten.

Das Fahrzeug komplett vor den Autoknacker-Banden zu schützen sei aber nur schwer möglich, sagt Wimmer. Am sichersten stehe der Wagen immer noch in einer verschlossenen Garage.