„Jetzt hat er zum vierten Mal gelächelt“, staunte eine Zuhörerin über Bob Dylan. Bei den Jazz Open gab sich der Meister die Ehre. Drinnen waren 7000 zahlende Fans begeistert, draußen lauschten etwa 2000 Zaungäste zum Nulltarif.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Die zusätzlichen Ordner, die zum Auftritt von Musiklegende Bob Dylan für Mittwochabend von den Veranstaltern der Jazz Open eingestellt worden sind, hatten wenig bis gar nichts zu tun. Ergriffen lauschten seine Fans und jubelten immer wieder nahezu euphorisch, ohne ihr Handy zu zücken. Allenfalls hinten auf der Tribüne wurde das Fotografierverbot nicht immer eingehalten.

 

Wortlos war der Mann mit dem Hut auf die Bühne gekommen. Auch während seines etwa zweistündigen Konzertes sprach er nicht. Vorne, im extra eingegrenzten Front-Stage-Bereich, standen die treuesten Fans des 78-Jährigen. Sie halten sich an die Vorgaben ihres Helden und dachten gar nicht daran, Selfies mit dem Smartphone zu machen. Denn das gefällt Bob Dylan überhaupt nicht. Auch Pressefotografen lässt er nicht zu.

Später setzt Bob Dylan den Hut ab

Oben auf der Vip-Tribüne stand eine Frau, die leicht gestresst wirkte. „Mein Sohn hat gesagt, ich solle alle Titel für ihn aufschreiben, die Dylan spielt“, sagte sie, „aber von seinen Klassikern ist nichts dabei.“ Es dauerte, bis „Like a Rolling Stone“ kam, der erste Song, den sie kannte. Oder hat der 78-Jährige einige Hits gespielt und so sehr verändert, dass die Besucherin nichts mit ihnen anfangen konnte?

Eine andere Zuhörerin zählte mit. Nach etwa einer Stunde sagte sie: „Jetzt hat Bob Dylan zum vierten Mal gelächelt.“ Fans, die den Sänger von früher kennen, waren erstaunt. „So gut gelaunt hab’ ich ihn in 30 Jahren nicht erlebt“, meinte einer. Gegen später setzte Dylan den Hut ab, worauf wieder gestaunt worden ist. „Früher hatte er nicht so viele Haare“, behauptete ein Fan früherer Tage. Grau sind seine Haare im Alter nicht, aber wirr und wuschelig.

Auch draußen war die Stimmung gut

Bestimmt lag es am ganz besonderen Publikum der Jazz Open. Stuttgart hat dem als schwierig geltenden Altmeister ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert! Und das gleich mehrfach. Die Begeisterung der Fans war sehr groß, auch wenn einige meinten, er hätte mehr seiner größten Hits spielen sollen. „Ich habe Bob Dylan schon unzählige Mal gesehen, aber noch nie so spielfreudig und gut gelaunt“, meinte Theaterregisseur Charles C. Urban.

Unter den Gästen gesehen: OB Fritz Kuhn, VfB-Präsident Wolfgang Dittrich, Südwestbank-Chef Wolfgang Kuhn, der frühere Moderator Wieland Backes, Bestseller-Autor Wolfgang Schorlau, Staatssekretärin Petra Olschowski, Volksfest-Wirtin Sonja Merz, Schulleiter Konstantin Merz, Unternehmer Uli Endress, Verlegerin Karin Endress, Promi-Wirt Jörg Mink, Kunstmuseums-Chefin Ulrike Groos und viele andere.

Gut war die Stimmung draußen auf dem Rasen des Schlossplatzes. Hunderte lauschten dem Konzert. Auch hinter den Zäunen war der Klang nicht schlecht. Viele hatten Picknick-Decken und Flaschen mitgebracht. Es war eine Sommernacht, wie Stuttgart sie liebt!