Konzertfotos von Bob Dylan bei den Jazz Open in Stuttgart gibt es nicht, auch Handyaufnahmen waren nicht erlaubt. Der Maler Rainer Simon hat aus dem Verbot eine Kunst gemacht und den Mann mit Hut auf seine Weise verewigt.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart. - Für Entertainer Roland Baisch war es „das schönste Konzert meines Lebens“. Niemand habe Selfies vermisst, als Bob Dylan bei den Jazz Open auf dem Schlossplatz sogar vier- bis fünfmal lächelte. „Ja, der Mann kann singen“, schwärmte Baisch, „und die Band kann unglaublich grooven und swingen.“ In der handyfreien Zone, in der das Fotografieren streng verboten war, fand’s der 64-Jährige „einfach herrlich“.

 

Der Stuttgarter Theaterregisseur Charles C. Urban war ebenso voll des Lobes: Schon „unzählige Male“ habe er den Wegbereiter der Folkmusik und wichtigsten Songwriter des 20. Jahrhunderts live gesehen, „aber noch nie so spielfreudig und gut gelaunt“. Um dieses ganz besondere Konzert festzuhalten, zeichnete der Böblinger Künstler Rainer Simon mehrere Skizzen von einem Abend, über den man noch lange sprechen wird.

Die Ordner ließen Rainer Simon zeichnen

Fotogeräte durften nicht ausgepackt werden, auch Smartphones waren nicht erlaubt. Fast alle der 7000 Zuhörerinnen und Zuhörer hielten sich daran, ergriffen vom Geschehen und von der Musik. Nur hinten auf der Tribüne wurden vereinzelt Handys in die Höhe gestreckt. Rainer Simon stand während des Konzertes weit vorn an der Seite, hinter der Absperrung, die nur passieren durfte, wer teure Karten für den Front-Stage-Bereich besaß.

„Keiner der Ordner hat etwas gesagt, als ich meinen Skizzenblock ausgepackt und gezeichnet habe“, berichtet der 73-Jährige, „vor allem an den großen Bildern auf der Leinwand konnte ich mich dabei orientieren.“ Mit Illustrationen und schnellen Strichen setzt er oft bei Veranstaltungen ein künstlerisches Gegengewicht zu der Selfie-Flut in den sozialen Medien. Fast war’s beim Dylan-Konzert wie bei einem Prozess, in dem nicht fotografiert werden darf und der Gerichtszeichner die Gesichter der Angeklagten, Verteidiger und Richter festhält.

„Es war ein großartiger Abend“

Auch wenn Rainer Simon mit dem Zeichnen beschäftigt war, konnte er das Konzert des Literaturnobelpreisträgers genießen. „Es war ein großartiger Abend“, schwärmt er, „die Atmosphäre vor dem Neuen Schloss ist einzigartig.“

Auch hinter den Zäunen war die Stimmung gut. Hunderte saßen auf dem Rasen auf Picknickdecken. An manchen Stellen hörte man die Musiklegende besonders gut. So viel Schönes gab’s in einer Sommernacht, in der Stuttgart Bob Dylan ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat.