Die Macher der Radwerkstatt Bobo’s Bikeshop an der Löffelstraße in Stuttgart-Degerloch haben sich in kurzer Zeit fest im Stadtbezirk etabliert – und müssen vielleicht schon bald ausziehen.

Degerloch - Eines ist Nikolas Betzler völlig klar: „Ein Zurück gibt es für uns nicht!“ Selbst wenn ein neuer Eigentümer die Immobilie an der Löffelstraße abreißen lassen will, wollen Betzler und sein Mitarbeiter Matthes Uhlenbusch ihre Fahrradwerkstatt Bobo’s Bikeshop fortführen – zur Not eben an einem neuen Standort. Wieder etwas „Normales“ machen und zurück ins Angestelltenverhältnis wechseln, das kommt für die beiden Freigeister nicht in Frage. Und warum auch?

 

Denn seit der Eröffnung ihrer Werkstatt im März 2017 läuft es wie geschmiert. In Degerloch haben sie innerhalb kürzester Zeit einen beträchtlichen Kreis an Stammkunden aufgebaut, denen sie mit ihrer Kompetenz rund ums Fahrrad weiterhelfen. Betzler hatte den Laden 2017 nebenberuflich aufgebaut, arbeitete damals noch für einen Fahrrad-Großhändler und designte Webshops. Schon bald zeichnete sich aber das Potenzial der Werkstatt ab, die die beiden nach dem Friseurprinzip betreiben: Kunden bringen ihr Rad ohne Termin vorbei, holen es im Idealfall am gleichen Tag wieder ab – und montags ist Ruhetag. Bobo’s Bikeshop hebt sich als reine Radwerkstatt von manchen Händlern ab, die vorzugsweise oder ausschließlich Räder reparieren, die im eigenen Laden verkauft wurden, erklärt Betzler.

Das Konzept der beiden ging schnell auf, bald verlängerten die beiden die Öffnungszeiten des Ladens, seit Kurzem hat Betzler sogar einen dritten Mitarbeiter angestellt. „Was hier vor allem den Winter über abgeht, habe ich noch nie erlebt“, sagt Matthes Uhlenbusch. Der 39-Jährige muss es wissen, er hat schon viel erlebt, unter anderem in vielen Radläden gearbeitet und in Koblenz eine Zeit lang als Radkurier gejobbt.

Hier war einst der legendäre Rennfahrer Walter Hess tätig

Immer wieder rufen während des Gesprächs Kunden an oder kommen im Laden vorbei. Genau wie der 30-jährige Nikolas „Bobo“ Betzler genießt Uhlenbusch die lockere und zwangslose Zusammenarbeit, für die die Bezeichnung „flache Hierarchie“ noch eine Untertreibung ist. Die Erfolgsstory ist nun allerdings gefährdet, denn die ungeklärte Zukunft der Immobilie hängt wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der jungen Männer. Denn die Eigentümerin des Gebäudes, in dem einst der legendäre Degerlocher Rennfahrer Walter Hess seine eigene Werkstatt betrieb, will es verkaufen. Wann und an wen, das sei noch völlig unklar. „Die Situation nervt natürlich“, sagt Nikolas Betzler. Für sehr unwahrscheinlich hält der die Option, dass der neue Eigentümer die beiden weitermachen lassen würde. Deshalb schaue er sich bereits nach neuen Standorten um – und zwar ausschließlich in Degerloch, betont Nikolas Betzler. „Wir wollen hier bleiben und genau in dieser Form weitermachen. Wir sind beide hoch motiviert und haben gemerkt, dass es ein Publikum für unser Angebot gibt.“