Schon als Athletin eckte Bobpilotin Sandra Kiriasis oft an. Nun hat sie als Trainerin wieder Ärger. Das jamaikanische Bobteam hat sie aus dem olympischen Dorf verbannt, noch bevor die Wettkämpfe begonnen haben.

Pyeongchang - Sandra Kiriasis (43) taucht in offizieller Jamaika-Ausrüstung plötzlich im Pressezelt am Olympic Sliding Centre auf. In Schwarz, Grün und Gelb. Dabei ist das Band zwischen ihr und dem Verband der Karbikinsel zerschnitten. Kiriasis will ihre Version zur Trennung rüberbringen und bei Medienleuten um Verständnis werben. Sie kämpft um ihr Ansehen. Noch vor dem Start der Frauen-Rennen am Dienstag gehen die Olympiasiegerin von Turin 2006 und der jamaikanische Verband getrennte Wege.

 

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„Mir wurde ohne Angabe von Gründen und ohne dass etwas vorgefallen ist, mitgeteilt, dass ich ab sofort nur noch als Bahntrainerin fungieren solle, das olympischen Dorf verlassen müsse, meine Akkreditierung als Teil des Teams verlieren werde und keinen Kontakt mehr zu den Athleten haben dürfe“, hatte sie per Facebook mitgeteilt. Es sieht aber so aus, als sollte sie nicht einmal die untergeordnete Position einer Bahntrainerin mehr für Jamaika ausüben.

Vier Jahre nach ihrem tränenreichen Abschied von der Olympia-Bühne mit Platz fünf in Sotschi, sorgt Kiriasis wieder für Aufregung abseits der Eisrinne. Beim Einmarsch während der Eröffnungsfeier in Pyeongchang hatte sie mit dem Bobteam Jamaika noch mit auffälligen Tanzeinlagen auf sich aufmerksam gemacht. Genau 30 Jahre nach dem packenden Auftritt von Jamaikas Bobfahrern bei den Spielen 1988 in Calgary geht in Südkorea erstmals ein Frauenteam von der Karibikinsel an den Start.

Gibt es Differenzen um Geldforderungen?

Doch Kiriasis betreut in Pyeongchang nach eigenen Angaben auch noch die zweimalige Olympiasiegerin Kaillie Humphries aus Kanada als Bahntrainerin, erhielt aber von Kanada keine Akkreditierung. Der jamaikanische Verband wirft der Deutschen vor, nicht alles im Interesse des Teams getan zu haben. Kiriasis soll sich selbst dazu entschieden haben, nicht mit dem Verband weiterzuarbeiten. Bei Twitter schrieben die Jamaikaner: „Wir sind sehr von ihrer Entscheidung enttäuscht.“

Die gebürtige Sächsin sieht das anders. Sie sei ganz und gar nicht freiwillig gegangen. „Ich weiß bis heute nicht, was der wahre Grund für diese Entscheidung ist und werde mich auf keinen Fall zur Marionette eines Verbandes degradieren lassen“, teilte die 43-jährige mit.

Nach dpa-Informationen gibt es Differenzen um Geldforderungen für das Material der Jamaikaner. Der Handel mit Schlitten und Kufen ist Teil des Geschäfts im internationalen Bobsport. Zudem soll mit der Britin Nicola Minichiello, Weltmeisterin 2009, bereits eine Nachfolgerin als Jamaikas Trainerin in den Startlöchern stehen. Sie betreute das Team zuletzt schon in Oberhof bei Starttests.

Nicht der erste „Zickenkrieg“ von Kiriasis

Im deutschen Verband war Kiriasis oft in Ungnade gefallen. Mit Ex-Weltmeisterin Susi Erdmann lag sie im Dauerstreit, bis die Rivalin bei einem Hausbrand 2014 in Winterberg sogar das Kiriasis’ Leben rettete. Es folgte eine kurze Versöhnung.

Dann brach bei der WM 2009 in Lake Placid ein „Zickenkrieg“ aus. Auslöser war damals eine Rotation bei den Anschieberinnen. Die Leipzigerin Romy Logsch - als Neueinsteigerin mit Kiriasis zweimal Weltmeisterin - wechselte nach internen Streitigkeiten in den Bob von Cathleen Martini, mit der sie dann WM-Gold holte. Es herrschte Eiszeit untereinander. Der Streit gipfelte in einem Interview von Kiriasis, als sie vor laufender TV-Kamera provokativ fragte: „Wer ist Romy Logsch?“ Dieser Satz wurde ihr im deutschen Kufenlager sehr übel genommen.