Der insolvente Bodenbelaghersteller DLW Flooring stellt am Standort Bietigheim-Bissingen die Produktion ein, da es keine Angebote von Investoren für den Standort gibt. 190 Beschäftigte müssen aus insolvenzrechtlichen Gründen ab dem 15. Januar 2018 freigestellt werden, der Rest soll die Geschäfte abwickeln.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Bietigheim-Bissingen - Beim insolventen Bodenbelaghersteller DLW Flooring ist ein potenzieller Investor für den Stammsitz Bietigheim-Bissingen kurzfristig abgesprungen. „Ohne Investor aber ist die Standortschließung nicht zu vermeiden“, sagte Hans-Norbert Topp, der vor knapp einem Jahr als Sanierungs-Geschäftsführer berufen wurde. Der Standort habe keine Perspektive mehr und schreibe seit Jahren hohe Verluste. Eine Fortführung des Geschäftsbetriebs ginge zu Lasten aller Gläubiger. „Das ist aus rechtlicher Sicht nicht zulässig“, sagte Topp. Für den Standort gebe es kein Angebot, nachdem ein Interessent abgesprungen sei, obwohl die Gespräche schon weit fortgeschritten waren. Daher müsse die Produktion eingestellt werden.

 

Ab Montag werden 190 Mitarbeiter am Stammsitz freigestellt

DLW Flooring hat im Oktober 2017 Insolvenz angemeldet. Das zuständige Amtsgericht hat im Januar 2018 nun das Hauptverfahren in Eigenverwaltung eröffnet und damit das Sanierungsverfahren bestätigt. Ab 15. Januar müssen in Bietigheim-Bissingen 190 Mitarbeiter aus insolvenzrechtlichen Gründen freigestellt werden. Kurzfristig würden Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Interessensausgleich und Sozialplan geführt. Danach müssten die Kündigungen ausgesprochen werden. 150 Mitarbeiter bleiben noch weiter beschäftigt und sollen für eine geordnete Abwicklung der Arbeiten am Standort sorgen und vorhandene Aufträge abarbeiten.

Nach Angaben von Topp gibt es vor allem zwei Gründe für das mangelnde Interesse am Standort Bietigheim-Bissingen. „Es fehlte knapp drei Jahre nach der ersten Insolvenz das Grundvertrauen in das Unternehmen. Und: Die erst vor etwa einem Jahr eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen zeigten zwar gute Erfolge, wie alle Seiten bestätigten, sie kamen aber zu spät. Die notwendigen Investitionen an diesem Standort waren den Investoren zu riskant.“ Das habe sich in den Gesprächen mit den meisten der mehr als 40 Interessenten gezeigt, welche die Zahlen und Daten der DLW Flooring intensiv geprüft hatten.

Verträge mit Investor für andere Standorte wohl noch im Januar

Nach jetzigem Stand könne es gelingen, den Standort Delmenhorst mit 270 Arbeitsplätzen und weitere Jobs an anderen Standorten zu sichern. Entsprechende verbindliche Angebote liegen laut Topp vor und werden derzeit mit den potenziellen Investoren verhandelt. Hier zeichne sich zeitnah eine finale Einigung mit einem namhaften strategischen Investor ab. Die endgültige Vertragsunterzeichnung werde noch im Januar erwartet. Zudem liefen noch Verhandlungen über den Verkauf von einzelnen Produktionsbereichen der DLW Flooring.

Für die Verantwortlichen der DLW Flooring gehe es jetzt darum, im Interesse aller Gläubiger die vorhandenen Werte am Standort Bietigheim-Bissingen bestmöglich zu vermarkten. „Nur wenn wir kurzfristig möglichst viel Insolvenzmasse erzielen, können wir den Schaden der Gläubiger und damit auch den der Beschäftigten möglichst gering halten“, sagte Topp. „Obwohl die Beschäftigten alles getan haben, um eine erfolgreiche Sanierung möglich zu machen, gibt es leider ohne Investor für den Standort Bietigheim-Bissingen keine Perspektive.“

Unternehmen hatte zuletzt mehr als 700 Beschäftigte

Die DLW Flooring GmbH hat ihren Sitz in Bietigheim-Bissingen. Das Unternehmen steht seit über 130 Jahren für hochwertige und innovative Bodenbeläge für Bauvorhaben zum Beispiel im Gesundheits- oder Bildungswesen, für den Ladenbau, Büros oder Hotels. Unter der Muttergesellschaft Armstrong ging das Unternehmen 2014 in die Insolvenz und wurde dann an den niederländischen Investor Fields verkauft. Mit etwa 730 Beschäftigten erwirtschaftete das Unternehmen zuletzt einen Jahresumsatz von rund 133 Millionen Euro. Während in dem Werk am Stammsitz vor allem PVC und Vinyl produziert wird, stellt DLW in Delmenhorst in erster Linie Linoleum her. Es ist das einzige Linoleum-Werk in Deutschland.