Neben mehreren Eigentümerwechseln sind vor allem hausgemachte Fehler Schuld an der Krise des Traditionsunternehmens DLW, meint Wirtschaftsredakteurin Inge Nowak.

Stuttgart - Keine Frage – DLW ist ein Teil der baden-württembergischen Wirtschaftsgeschichte. Mehr als 130 Jahre ist das Traditionsunternehmen aus Bietigheim mittlerweile alt – die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1882 zurück. Damit ist DLW etwa so alt wie Daimler. Doch welche unterschiedliche Entwicklung haben beide Unternehmen genommen? Während der Autobauer aktuell rund 289 000 Mitarbeiter beschäftigt, macht DLW seit Jahren immer wieder mit Krisen auf sich aufmerksam. Zwei Insolvenzen innerhalb von fünf Jahren mussten die Bietigheimer anmelden; es hat mehrere Eigentümerwechsel gegeben. Die Belegschaft ist geschrumpft. Künftig werden gerade noch gut 300 Beschäftigte auf der Gehaltsliste stehen – überwiegend am norddeutschen Standort Delmenhorst. Ob die 40 Beschäftigten, die künftig noch am Stammsitz Bietigheim tätig sind, hier längerfristig eine Chance haben, darf bezweifelt werden.

 

Zögerliche Investitionstätigkeit der Muttergesellschaften

Zugegeben, der Vergleich mit Daimler hinkt. Ein Bodenbelagshersteller hat über die Jahrzehnte hinweg sicherlich nicht das Potenzial eines Autobauers. Aber auch er hat Chancen. DLW hängt mit seinen Bodenbelägen an der Baubranche. Zwar hat der Industriezweig auch schwere Zeiten hinter sich, doch nicht in den letzten Jahren, da nämlich boomt das Geschäft. Und DLW hat einen Namen. Kliniken, Universitäten, Hotels, Büros stehen auf der Referenzliste. Was ist bei den Bietigheimern also falsch gelaufen?

Jeder Eigentümerwechsel geht zwar mit einer gewissen Unruhe bei Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten einher – dennoch kann er der Wechsel an sich wohl kaum als Hauptgrund für die Krise herhalten. Problematischer in diesem Zusammenhang sind hausgemachte Fehler: Dazu gehören zweifellos die nur zögerliche Investitionstätigkeit der Muttergesellschaften. Zudem wurden nötige Umstrukturierungen wohl viel zu spät angegangen. Die Zeche zahlen nun die Mitarbeiter. Wieder einmal.