Die Bodensee-Wasserversorgung will einen hohen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Ihre Anlagen sind in die Jahre gekommen und müssen modernisiert werden – und gegen die Quagga-Muschel geschützt. Dies wird auch mit Preiserhöhungen verbunden sein.

Wasser ist ein kostbares Gut. Das wissen die Mitglieder des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung (BMV) nicht erst seit der jüngsten Preiserhöhung. In das Projekt „Zukunftsquelle“ investiere die BWV einen „hohen dreistelligen Millionenbetrag“, wie Pressesprecherin Teresa Brehme sagt. „Die jeweilige Abschreibung der jeweiligen Anlagen beginnt mit der jeweiligen Inbetriebnahme, dementsprechend auch die Umlagesteigerung.“ Sprich: Der Kubikmeter Wasser wird dann teurer. Genaue Zahlen gibt es noch nicht. Läuft alles gut, ist 2025 Baubeginn.

 

Die jüngste Preiserhöhung war die höchste in der Geschichte der 1954 gegründeten BWV: Wegen gestiegener Stromkosten wurde der Preis pro Kubikmeter Wasser um 23,2 Prozent auf 81,5 Cent erhöht. Ab der geplanten Inbetriebnahme des ersten von drei neuen Entnahmewerken im Zug des Projekts „Zukunftsquelle“ steigt der Preis pro Kubikmeter Wasser je nach Baupreisentwicklung und Inflation in Stufen um 20 bis 30 Cent, schätzt Roland Schick, Leiter Qualitätssicherung und Forschungslabor der BWV.

Die Anlagen sind in die Jahre gekommen

Es gibt mehrere Gründe, warum die BWV das Projekt „Zukunftsquelle“ in Angriff nimmt: Die vor knapp 70 Jahren konzipierten Anlagen sind in die Jahre gekommen, müssen repariert und modernisiert werden. Um jährlich etwa 130 Millionen Kubikmeter Trinkwasser in Baden-Württemberg zu verteilen, betreibt die BWV ein Leitungsnetz von mehr als 1700 Kilometer Länge.

Infolge des Klimawandels geht die BWV zudem davon aus, dass die 183 Mitglieder des Zweckverbands verstärkt auf Fernwasser angewiesen sein werden, da eigene Quellen versiegen oder mit Nitrat belastet sein könnten, sagt Pressesprecherin Teresa Brehme.

Ein weiterer Grund für die hohe Investition: die Quagga-Muschel, die zunehmend Wasserleitungen im Bodensee verstopft. Ursprünglich im Schwarzmeerraum beheimatet, ist sie in den Bodensee eingeschleppt und dort 2016 erstmals gesichtet worden. Die Muschel pflanzt sich nahezu ganzjährig fort. Roland Schick drückt es in Zahlen aus: Eine Muschel habe eine Million Nachkommen in Form von Larven, drei bis fünf Jahre alt können die Muscheln werden. Pro Tag kommen laut Schick maximal 1,5 Milliarden Larven in das BWV-System.

Vier Mitarbeiter sind nur mit Reinigung beschäftigt

Vier Mitarbeiter sind mit der Reinigung von Rohren und Sieben beschäftigt. Sie steuern selbstfahrende Molche – Reinigungsgeräte, die an Seilen gesichert sind – durch die Anlagen. Und sie versuchen, mithilfe eines Wasserstrahls und einer Bürste die Muscheln von Hand wegzuschrubben. Durch Ultrafiltration in den neuen Anlagen, die Eier und Spermien der Muschel abhält, will der Wasserversorger des Problems Herr werden. „Wir versorgen rund vier Millionen Menschen mit Trinkwasser“, sagt die Pressesprecherin. Bisher stand einmal im Jahr die Reinigung der Leitungen und Entnahmetürme an. Mittlerweile ist das alle drei Monate nötig. 5,8 Millionen Euro haben die BWV bisher im Kampf gegen die Quagga-Muschel ausgegeben.

16 kommunale Wasserversorgungsunternehmen und ein privatrechtliches gibt es rund um den Bodensee. Insgesamt entnehmen sie 165 bis 185 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr zu Trinkwasserzwecken, davon entfallen auf die BWV 130 bis 140 Millionen Kubikmeter. Die BWV, die pro Sekunde etwa 9000 Liter fördern kann, hat ein Entnahmerecht von 670 000 Kubikmeter täglich. An Spitzentagen entnehme man diese Menge, sagt Brehme. Insgesamt sei dies ein Prozent des Wassers, das pro Tag in den Bodensee fließe, weniger, als verdunste.

Der letzte Bauabschnitt beginnt 2034

Derzeit arbeitet die BWV an den Entwicklungsplanung und der Kostenberechnung für das Projekt „Zukunftsquelle“. Drei Bauabschnitte wird es geben. Zwischen 2025 und 2032 soll das komplett neue Wasserwerk am Standort Pfaffental zwischen Sipplingen und Ludwigshafen gebaut werden. „Das erlaubt es uns, die Wasserversorgung durch die bestehenden Anlagen am Standort Sipplingen-Süßenmühle ohne Einschränkungen aufrechtzuerhalten“, erklärt die Pressesprecherin. Ist das neue Werk in Betrieb, geht es 2030 bis 2035 mit der Modernisierung und Erweiterung des Standorts Sipplingen-Süßenmühle West weiter, dessen Inbetriebnahme ist für 2037 geplant. Der letzte Bauabschnitt betrifft den Standort Sipplinen-Süßenmühle Ost. Baubeginn ist 2034. Die Inbetriebnahme ist für 2041 geplant.

Dass Wasser ein begehrtes Gut ist, verdeutlicht Schick an einem Beispiel: Eine Vielzahl von Gemeinden hätten wegen einer Aufnahme in die BWV angefragt, doch man könne keine neuen Mitglieder aufnehmen: „Mit 183 Mitgliedern sind wir an der Kapazitätsgrenze angelangt.“