Die Grünen wollen den Kreis über bestehende Bahnlinien an die Fildern anbinden- und zwar mit der S-Bahn von Renningen aus oder mit der Schönbuchbahn

Böblingen/Renningen - Überraschend haben die Grünen aus Böblingen, Stuttgart und von den Fildern am vergangenen Freitag, einen Tag vor dem Beginn des Filderdialogs, neue Vorschläge für Trassenführungen zum Flughafen eingebracht: Sie wollen den Kreis Böblingen über die S-Bahn 60 und die Schönbuchbahn an den Flughafen und die Landesmesse anbinden. Diese Vorschläge gehören zwar nicht zu den sieben Varianten der Trassenführungen, die momentan von den Bürgern auf den Fildern diskutiert werden, aber sie stehen sehr wohl im Zusammenhang.

 

Interessant würde die Grünen-Idee spätestens dann, wenn sich beim Filderdialog als ein Ergebnis die Variante der Verlegung der Gäubahn herauskristallisieren würde. Dann würden die Fernzüge aus der Schweiz nicht mehr über Böblingen nach Stuttgart, sondern über Tübingen und das Neckartal gelenkt werden. Und die Böblinger hätten – anders als in den bisherigen Planungen vorgesehen – keine direkte Anbindung an den Flughafen durch die Gäubahn.

Der Verkehrsminister Winfried Hermann hat eine weitere Variante ins Spiel gebracht. Danach soll die Gäubahn weiterhin über Böblingen zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren. Um zum Flughafen zu gelangen, müssten die Passagiere aber in Vaihingen in eine S-Bahn umsteigen. Dagegen regt sich erheblicher Widerstand bei den Anrainern der Gäubahn, die aus der Schweiz über Böblingen nach Stuttgart fährt (wir berichteten).

Hermanns Parteikollegen sehen ihre Vorschläge als eine Verbesserung der Hermann-Variante an. „Die Bewohner aus dem Kreis Böblingen hätten mit der Schönbuchbahn oder der S 60 einen direkten Anschluss zur Messe und zum Flughafen“, sagt Sven Reisch, der Fraktionschef der Grünen im Böblinger Gemeinderat. Nach den Berechnungen wären die Renninger mit der S 60 in 34 Minuten am Flughafen – ohne Umstieg, die Sindelfinger in 17 Minuten. Profitieren würden auch die Bewohner auf den Fildern, die in Böblingen arbeiten: in zehn Minuten wären sie von Echterdingen in Böblingen. Die Schönbuchbahn wiederum würde die Bürger aus dem südöstlichen Kreis in Kürze zum Flughafen bringen. Passagiere der Gäubahn aus dem Süden, die zum Flughafen wollten, müssten aber in Böblingen umsteigen. Doch auch für sie sieht Reisch Vorteile: „Die S-Bahn fährt mindestens im Halb-Stunden-Takt, die Gäubahn nur einmal die Stunde.“

Der Regionalverband Stuttgart als Träger der S-Bahnen winkt ab. Selbstverständlich werde man diese Vorschläge prüfen. Aber es sei unwahrscheinlich, dass sie einer Wirtschaftlichkeitsprüfung standhielten. „Ich sehe da zu wenige Fahrgäste auf den Strecken“, sagt Thomas Bopp vom Regionalverband. Er setzt weiterhin auf die Anbindung der Gäubahn an den Flughafen. Ähnlich sieht es der Böblinger Landrat, für den die S 60 und die Schönbuch-Variante allenfalls eine Ergänzung zur Gäubahn ist.