Die Automobilkonzerne in der Region haben während der Haupturlaubszeit einen hohen Bedarf an Aushilfen – die meisten Stellen sind allerdings bereits belegt. Bei Porsche stehen die Bänder im Sommer sogar still.

Böblingen/Stuttgart - Ob Schüler und Studenten, die noch einen Ferienjob suchen, eine Chance haben, hängt offenbar ziemlich von der Branche ab: Während die Stuttgarter Arbeitsagentur noch viele freie Stellen meldet, sind begehrte Jobs in der Automobilbranche bereits Mangelware. „Bei uns übersteigt stets die Nachfrage das Angebot“, sagt Sven Kahn von der Pressestelle des Unternehmens Bosch, das Ferienjobs in Leonberg, Gerlingen, Rutesheim und Feuerbach vergibt. An den meisten Standorten sei man im Auswahl-verfahren – nicht jeder komme zum Zug.

 

„Alle unsere Ferienstellen sind bereits vergeben“, heißt es auch bei Daimler. Dabei hat der Automobilbauer in diesem Jahr mehr Stellen als sonst im Angebot. „Da wir im Sindelfinger Werk in diesen Sommer durcharbeiten, aber die Angestellten in den Urlaub möchten, haben wir dort einen größeren Bedarf als üblich“, erklärt Valerie Dollinger, eine Sprecherin des Daimler-Konzerns. 1600 Jobs für Schüler und Studenten, überwiegend in der Produktion, gibt es im August in Sindelfingen, weitere 1400 in den Werken in Untertürkheim und Esslingen-Mettingen. Bundesweit vergibt der Automobilbauer in diesem Jahr 4500 Ferienjobs, davon 3650 in Baden-Württemberg. „Einige wenige offene Stellen gibt es derzeit nur an unseren Standorten Mannheim und Gaggenau“, erklärt die Pressesprecherin. Sie ermuntert aber Interessenten, sich ruhig auch für andere Werke zu bewerben, oft täten sich Lücken auf: „Manchmal gibt es im Nachrückverfahren dann noch einen Job.“

Mancher Jobber verdient mehr als Mitarbeiter mit Werksvertrag

Bereits drei Monate vor dem Ferienbeginn müssten sich Interessenten normalerweise melden, um zum Zug zu kommen, sagt die Sprecherin. Dabei gebe es keine Vetternwirtschaft – alle hätten die gleiche Chance, einen der begehrten, weil gut bezahlten Jobs bei dem Autokonzern zu ergattern. „Wir freuen uns über Bewerbungen von Kindern von Daimler-Mitarbeitern. Diese werden aber nicht bevorzugt.“

Doris Reif-Woelki, die Sprecherin der Arbeitsagentur Stuttgart, bezweifelt dies. Mit guten Kontakten zum Konzern komme man auf jeden Fall an einen Job, meint sie. „Bei uns hier landen von Daimler kaum Angebote.“ Die Arbeitsangebote, die die Agentur vermitteln kann, bringen im Schnitt 8,50 bis 9 Euro die Stunde. „Im Sommer 2012 waren es 50 Cent mehr“, sagt Reif-Woelki. Eine Erklärung für den niedrigeren Lohn in diesem Jahr hat sie nicht. Bei Daimler am Band kann man deutlich mehr verdienen, laut der Sprecherin Dollinger im Monat bis zu 2150 Euro brutto plus Schichtzulage für 28 bis 39 Stunden in der Woche – manche Mitarbeiter mit Werkverträgen in der untersten Lohnstufe gehen mit 1220 Euro im Monat nach Hause.

Der Konkurrent Porsche, der fünf Standorte in der Region hat – Stuttgart-Zuffenhausen, Weissach, Bietigheim-Bissingen, Sachsenheim und Ludwigsburg –, vergibt hingegen keine Arbeit in der Produktion an Schüler und Studenten. „Wir haben vom 29. Juli bis zum 16. August Werksferien. Da stehen die Bänder still“, sagt der Sprecher Lukas Kunze. Allerdings gebe es einige Stellen für Studenten in der Abteilung Finanzen und Beschaffung. Wie viele Ferienjobs das Unternehmen vergibt und was die Jobber verdienen, darüber gebe es keine Zahlen. „Das organisiert jede Abteilung für sich.“ Anfragen könnten auch jetzt noch gestellt werden.

Auch die Arbeitsagentur vermittelt Jobs

Auch wenn die Automobilbranche das größte Angebot hat, auch andere Geschäftsbereiche bieten jungen Leuten Aushilfsjobs während der Ferien – fündig wird man auch über die Arbeitsagentur. „Wir haben für den Arbeitsagenturbezirk Stuttgart-Böblingen aktuell 262 offene Stellen“, sagt Doris Reif-Woelki. „Und täglich kommen neue rein.“ Gesucht werden vor allem Gebäudereiniger und Leute für den Verkauf im Einzelhandel und an Tankstellen, aber auch Bürojobs bei Versicherungen und Rechtsanwälten gibt es.

Die Nachfrage sei allerdings in diesem Jahr gering, hat Reif-Woelki beobachtet. „Bisher haben wir 150 Jobs an Schüler und Studenten vermittelt, im vergangenen Jahr waren es Ende Juni doppelt so viele.“ Sie hat den Eindruck, dass viele Studenten so eingespannt seien mit Hausarbeiten, Klausuren und Praktika, dass ihnen nur wenig Zeit zum Jobben bleibt.