Mit Luftbildern aus den Jahren 1955 und 2015 zeichnen wir die Entwicklung der Stadt Böblingen nach. Die Hulb hat in dieser Zeit eine rasante Entwicklung durchgemacht.

Böblingen - Wo heute das Herz der Böblinger Wirtschaft pulsiert, herrschte einst beschauliche ländliche Idylle. Denn die Hulb, wie das Areal heißt, das von der Herrenberger Straße, der Calwer Straße und der A 81 begrenzt wird, war lange Zeit schlicht Ackerland und Weidegrund für Schafe.

 

Die Geschichte der Hulb reicht allerdings noch weiter zurück. Bereits in der Steinzeit lebten Menschen hier. Und bei Ausgrabungen traten Stoßzähne und Knochen eines Mammuts sowie Skelettreste von Fellnashorn und Wildpferd zu Tage.

Zum ersten Mal namentlich erwähnt wird die Hulb im Jahr 1495. Der Name wird vom althochdeutschen Wort „huliwa“ beziehungsweise dem mittelhochdeutschen „hülwe“ abgeleitet, „die einen Sumpf oder eine Pfütze bezeichneten“, schreibt der Böblinger Stadtarchivar Christoph Florian in einem Artikel für das Amtsblatt im Jahr 2012. Auf dem Gelände lagerte sich auch Torf ab, der vom Jahr 1832 an abgebaut wurde und als Heizmaterial und Dünger begehrt war.

Flugsportgruppe Hanns Klemm

Als die Nachfrage danach sank, wurde es ruhig auf der Hulb – allerdings nur, bis die Flieger das Areal für sich entdeckten. Von 1958 bis 1972 gab es dort nämlich einen Landeplatz der Flugsportgruppe Hans Klemm. „Die dort veranstalteten Sportflugtage wurden zu einem regelrechten Zuschauermagneten für Böblinger und Gäste aus Nah und Fern“, so Florian. Das kann auch der Böblinger Reinhard Knoblich bestätigen. „Ich habe den letzten Flugtag am 6. September 1970 vom obersten Stockwerk eines Hochhauses in der Amsterdamer Straße teilweise mitverfolgen können. Die Kunstflugstaffel Patrouille de France flog direkt über das Hochhaus in Richtung der jetzigen Hulb“, sagt er. Auch heute noch hat die Flugsportgruppe Hanns Klemm ihr Vereinsheim auf der Hulb.

Unser historisches Luftbild zeigt die Hulb im Jahr 1955. Auch wenn das Gebiet selbst zu dieser Zeit noch weitgehend unberührt ist, deutet sich die spätere industrielle Nutzung bereits an. Denn zwischen der Herrenberger Straße und den Bahngleisen hatten sich bereits die ersten Betriebe niedergelassen. 1956 kaufte die Stadt dann den Gutshof der ehemaligen Firma Südzucker am Unteren See samt der dazugehörigen 50 Hektar Land auf der Hulb. Im Jahr 1961 stimmte der Gemeinderat der Umwandlung in ein Gewerbegebiet zu. Dies wurde auch durch die Eingemeindung Dagersheims nach Böblingen möglich, das einen Teil seiner Gemarkungsfläche einbrachte.

Verkehrsanbindung zunächst über die alte B 14

„Zunächst siedelten sich auf der Hulb vor allem heimische Industrie- und Handelsunternehmen an, die auf der Suche nach größeren Flächen waren“, sagt Christoph Florian. Darunter waren beispielsweise Möbel Renz oder die Spielwarenfabrik Kibri. Später gelang es, auch wegen der niedrigen Baulandpreise, international renommierte Unternehmen wie Daimler-Benz, AEG oder Hewlett Packard auf die Hulb zu locken. IBM etwa, die zwischenzeitlich ihren Hauptsitz in Böblingen hatte, weihte am 13. Juni 1979 eines der modernsten Halbleiterwerke Europas auf der Hulb ein. Nicht umsonst sprach man von Böblingen als „Silicon Valley Deutschlands“.

Den Investoren bot sich am Rande Böblingens ein idealer Standort durch die großen Flächen sowie die gute Verkehrsanbindung zunächst über die alte B 14 und später über die A 81 sowie die B 464. Die Stadtplaner setzten bei der Vergabe der Grundstücke auf ein orthogonales Straßenraster und Bäume entlang der Otto-Lilienthal-Straße und der Wolf-Hirth-Straße. Beides hat sich bis heute erhalten.

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