Der Termin für die Zwangsversteigerung steht fest: Im Februar stehen genau 67 Prozent der Immobilie zum Verkauf. Der Verkehrswert liegt bei rund acht Millionen Euro. Die Stadt hat kein Interesse an einem Kauf.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Am 8. Februar wird es im Stuttgarter Amtsgericht spannend: Dann steht die Zwangsversteigerung von zwei Dritteln des Böblinger Kauf-Centrums auf der Tagesordnung. Der Verkehrswert ist auf genau 8 031 000 Euro festgelegt worden. Das 50 Jahre alte Einkaufszentrum steht seit sieben Jahren unter Zwangsverwaltung, weil die Besitzer, eine Frankfurter Gesellschaft namens Lisker Singer Weiss, ihren Verpflichtungen gegenüber dem damaligen Gläubiger, der SEB-Bank, nicht nachgekommen waren. Als Grund hatten sie mangelnde Mieteinnahmen angegeben. Vergangenes Jahr hat die schwedische Bank ihre Forderungen an eine Frankfurter Kapitalgesellschaft verkauft, die ebenfalls den Besitzern der Immobilie gehört.

 

Versteigerung bereits mehrfach angekündigt worden

Die Zwangsversteigerung ist bereits mehrfach angekündigt worden. Die Stadt Böblingen hatte noch versucht, gegen die Höhe des festgelegten Verkehrswertes Beschwerde einzulegen. Am Ende stellte das Landgericht aber fest, dass das Rathaus gar nicht zu einer solchen Beschwerde befugt war. Günter Keller, der Zwangsverwalter des Objekts, hatte der Verwaltung daraufhin vorgeworfen, den Preis des Kauf-Centrums drücken zu wollen, um es selbst kaufen zu können. Wolfgang Lützner hatte den Vorwurf aber von sich gewiesen. Und auch jetzt lässt er erklären, dass „die Stadt Böblingen kein Interesse am Erwerb der Eigentumsanteile hat, die zur Zwangsversteigerung stehen“. Der Oberbürgermeister wünscht sich, dass „jemand die Anteile erwirbt, der zusammen mit den weiteren Eigentümern eine gute Lösung findet, um das Objekt voranzubringen“.

Zuletzt hakte es wohl am Kostenvorschuss für das Verfahren in Höhe von 50 000 Euro, den die Besitzergesellschaft nun an das Stuttgarter Amtsgericht überwiesen hat. Ihr gehören rund 17 000 Quadratmeter des Kauf-Centrums, darunter sowohl Laden- als auch Büroflächen. Die restlichen 33 Prozent sind in der Hand von elf Privateigentümern. Beim ersten Termin hat der Gläubiger das Recht, den Zuschlag zu verweigern, wenn das Gebot weniger als 70 Prozent des Verkehrswertes beträgt, also weniger als 5,6 Millionen Euro. Wie groß das Interesse von Investoren am Kauf-Centrum ist, lässt sich nicht abschätzen. „Ich habe überhaupt kein Gefühl“, sagt der Zwangsverwalter. Seinen Angaben zufolge sind die zur Versteigerung stehenden Flächen fast komplett vermietet, bis auf die Büros im ersten und zweiten Stock, die sich im Rohbauzustand befinden.

Ungeordnete Eigentumsanteile

Günter Keller ist skeptisch, dass sich die Eigentumsanteile bei der aktuellen Aufteilung verkaufen lassen. Manche Geschäfte seien beispielsweise auf Allgemeineigentumsflächen erweitert worden, ohne dass solche Veränderungen im Grundbuch eingetragen wurden. „Das ist alles nicht geregelt“, sagt er. Lisker Singer Weiss besitzt die Tankstelle und weitere 41 gewerbliche Teileinheiten im Kauf-Centrum. Günter Keller geht davon aus, dass die Frankfurter Immobiliengesellschaft eine Zusammenlegung des Verfahrens beantragen wird, „sonst hat man einen Löcherkäse“.

Gleichzeitig macht der Zwangsverwalter Werbung für das Gebäude: Die Bau-substanz sei hervorragend, sagt er. Per Gutachten wurde festgestellt, dass es keine Schäden oder Statikprobleme gebe. „Unser Einkaufszentrum hat keinen Renovierungsstau“, betont Günter Keller. Das gleiche Vorgehen wie beim City-Center gegenüber hält er deshalb für unrentabel. Die Böblinger Baugesellschaft hat das marode Einkaufszentrum gekauft und will es in zwei Jahren abreißen, um dort Wohnungen zu bauen. „Acht Millionen Euro würden nicht reichen, um die Abrisskosten für das Kauf-Centrum zu decken“, ist sich Günter Keller sicher. Abgesehen davon besteht für die Tankstelle an der Wolfgang-Brumme-Allee ein Betriebsrecht bis zum Jahr 2030, weshalb sich am Bestand des Böblinger Urgesteins nicht leicht rütteln lässt.