In der fast ausverkauften Kongresshalle küren 1100 Zuschauer den Musikkabarettisten Martin Schmitt zum Sieger des 14. Comedy-Festivals. Er setzt sich gegen drei Mitbewerber um die eiserne Mechthild durch.

Böblingen - Die Augenbraue zuckt, gut erkennbar für alle Zuschauer auf der riesigen Leinwand. Die Hände fliegen scheinbar mühelos über die Tasten. Dazu singt der Mann am Klavier – mal in bayrisch, mal in sächsisch. Über die Tücken der Midlife-Crisis („Ich jogg’ mir den Speck weg, leg mir ein Tattoo zu, geh nach jungen Frauen schauen, die ich dann im Porsche erforsche.“) und betätigt sich als Ansager im Flugzeug der Schmittish Airlines. Das Publikum in der Böblinger Kongresshalle brüllt, lacht und bedenkt den Kabarettisten mit Jubelstürmen. Nach dem Auftritt von Martin Schmitt, als dritter des Abends beim Böblinger Comedy Festival, ist klar: Nur er kann der Sieger sein.

 

Es ist die Vielfalt des Mannes aus Bayern, die seinen Witz ausmacht. Nicht nur mit Worten spielt der Kabarettist virtuos. Der Pianist, der aus der Jazzmusik kommt, bearbeitet sein Instrument auf eine Weise, welche die Zuschauer zu Lachsalven treibt. Und dann die Gestik und Mimik. Mit der linken Hand betätigt Schmitt die Klaviertasten, mit der rechten choreografiert er mit minimalen Andeutungen das Stewardessenballett, wie man es aus dem Flugzeug kennt.

Subtiler Humor und leise Töne 

Subtil ist der Humor des 49-Jährigen, und das kommt an beim Böblinger Publikum. Platte Comedy ist nicht gefragt beim Wettbewerb um die eiserne Mechthild, den Martin Herman moderiert – der Gewinner des ersten Comedy Festivals vor 14 Jahren.

Sehr unterschiedlich sind die Programme der vier Bewerber in diesem Jahr. Olaf Bossi ist ein Mann der leisen Töne. Er erzählt mit seiner Gitarre von seinem Alltag als Familienvater im Vorstadt-Idyll und gesteht: „So wollt’ ich nie werden, ich wollt’ nie nen Nachbarn Klaus“.

Schriller ist der Auftritt von Rena Schwarz, der einzigen Frau unter den Kandidaten. Sie schildert die Tücken bei der Suche nach dem Mann fürs Leben und wendet sich dabei sogar hilfesuchend an die Bundeskanzlerin. Und sie nimmt das zumeist etwas ältere Publikum mit in ihre Kinderzeit der 1970er, als das Fernsehprogramm um 16 Uhr begann und um Mitternacht mit dem Testbild endete. Nostalgie kommt im Saal auf, als sie schwärmt von „Flipper“, „Tarzan“ und „Daktari“.

Eine Prise Sex mit den Teufelsgeigerinnen

Eher ins Fach politisches Kabarett gehört der letzte viel beklatschte Comedian des Abends: Hans Gerzlich. Er möchte die Bundesregierung neu besetzen – mit Komikern, Comedians. Sein Vorschlag: Helge Schneider wird Kanzler. Paul Panzer übernimmt das Ressort Außenpolitik: „Was für ein Name für einen Außenminister.“

Eine Prise Sex bringt bringen die vier Teufelsgeigerinnen der Gruppe La Finesse in die Böblinger Kongresshalle. Gekleidet in schwarzes, eng am Körper anliegendes Leder, dazu umhüllt von weißem Nebel, streicheln die Musikerinnen ihre Instrumente wie einen Liebhaber. Während der Auftritte der Comedians dienen die Frauen als lebendes Bühnenbild. Und so mancher Zuschauer weiß nicht recht, wohin schauen: zum Kabarettisten oder doch lieber zur attraktiven Kulisse.