Am Donnerstag wird in Winnenden zum zweiten Mal darüber entschieden, ob Bogenschützen ein FKK-Gelände nutzen dürfen. Beim ersten Mal wurde das Vorhaben abgelehnt. Dabei wäre es für die Naturisten und die traditionellen Bogensportler eine perfekte Lösung.

Winnenden - Eigentlich war alles perfekt. Sämtliche Fachbehörden hatten ihr Einverständnis dafür gegeben, dass Karin und Dirk Eichmann mit ihrem Bogenland, einem 3-D-Parcours für Bogenschützen, auf ein FKK-Gelände bei Winnenden-Birkmannsweiler ziehen dürfen. Es fehlte nur noch eines: Eine Nutzungsänderung für das Gelände.

 

Nutzungsänderung für FKK-Gelände abgelehnt

Und genau diese hat der technische Ausschuss Winnendens Anfang Oktober abgelehnt. „Zu unserer Überraschung“, wie sich der Geländeeigentümer, der Stuttgarter Bund für freie Lebensgestaltung (BffL), in seiner Stellungnahme ausdrückt. „Es entstand bei uns der Eindruck, dass auch aus teilweise nicht genauer Kenntnis des Projektes so entschieden wurde“, mutmaßt das Ehepaar Eichmann in seiner Stellungnahme zur Ablehnung.

Zu diesem Schluss ist man auch bei der FDP-Fraktion gekommen, die beantragt hat, dass am Donnerstag im technischen Ausschuss noch einmal über die Nutzungsänderung entschieden werden soll: „Unseres Erachtens lagen nicht alle Hintergründe und Informationen über das Vorhaben vor“, heißt es in der Begründung für die Rolle rückwärts.

Der 3-D-Parcours von Bogenland sucht ein neues Zuhause

Um was handelt es sich beim Bogenland? Bis vor gut einem Dreivierteljahr hatten Karin und Dirk Eichmann dieses auf einem Waldstück bei Schorndorf-Schlichten aufgebaut. Der 3-D-Parcours besteht aus 28 Stationen, mit traditionellen Bogen wird auf Tiere aus einem speziellen Kunststoff geschossen. Zwei Gruppen können sich gleichzeitig auf dem Gelände bewegen, jeder Schütze muss seine Parcoursreife nachweisen. Auf dem Gelände haben Bogenschützen für deutsche und europäische Meisterschaften trainiert, es fanden Kindergeburtstage statt und es kamen Manager, die sich beim Bogensport entspannen wollten. Genau dieser Aspekt ist dem ausgebildeten Bogensportleiter Dirk Eichmann, der selbst mehrere Burn-Out-Erkrankungen hinter sich hat, besonders wichtig.

Ihr mit Herzblut eingerichtetes Gelände bei Schlichten mussten die Eichmanns aufgeben, weil die Genehmigung nach fünf Jahren nicht verlängert wurde. Knackpunkt war damals, dass eine Umzäunung gefordert wurde, die aus baurechtlichen Gründen nicht genehmigt werden konnte.

Das FKK-Gelände sucht wegen rückläufiger Mitgliedzahlen nach neuem Mitnutzer

An der Umzäunung sollte es dieses Mal nicht scheitern: Massive Holzbretter verhindern die Sicht auf das Gelände des Bundes für freie Lebensgestaltung. Das FKK-Gelände liegt mitten im Wald und gehört dem BffL seit 1933. Zuletzt verzeichnete der Verein einen Rückgang der Mitgliederzahlen in Birkmannsweiler: Noch 20 Naturisten suchen das Gelände regelmäßig auf, erzählt die zweite Vorsitzende Elli Beron.

Deswegen sucht der BffL seit drei Jahren nach einer zusätzlichen Nutzung, um das idyllische und von Ehrenamtlichen gepflegte Gelände erhalten zu können. „Es hat im Gegensatz zu unseren anderen beiden Geländen kein Schwimmbad“, begründet Elli Beron die rückläufigen Zahlen. Manch unseriöse Anfrage musste während der Suche abgelehnt werden, „niemand will Reichsbürger oder einen Swingerclub auf dem Gelände“, sagt sie. Ideen wie ein Waldkindergarten oder ein Friedwald waren nicht umsetzbar.

Ruhiges Gelände für meditativen Bogensport gut geeignet

Nach einem Artikel dieser Zeitung über das Bogenland in Schlichten und die Probleme mit der Genehmigung hatte sich der BffL an die Bogenschützen gewandt – für Familie Eichmann ein Geschenk des Himmels. „Nach einem Vor-Ort-Termin mit den Beteiligten wurde schnell klar, dass das Gelände ideal für diesen Outdoorsport geeignet wäre“, schreibt der BffL, der sich mit seinen Mitglieder abgesprochen hat. So soll das Gelände an fünf Tagen pro Woche den Bogenschützen zur Verfügung stehen und an zwei Tagen den eigenen Mitglieder. Durchschnittlich acht Stunden in der Woche soll es Kursangebote geben, also Seminare, Kindergeburtstage oder Betriebsausflüge. „Wir möchten keinen Massentourismus, sondern das Bogenschießen in seinem Wesen als meditative Sportart vermitteln“, erläutert Eichmann weiter. „Unser Gelände ist sehr ruhig, deswegen passt dieser meditativer Sport sehr gut dorthin“, findet auch Elli Beron.

Sollte der technische Ausschuss Winnenden die Nutzungsänderung wieder ablehnen, muss der BffL neu darüber nachdenken, wie es mit dem Gelände weitergeht. „Wir wollen es aber nicht veräußern. Es ist unser Gründungsgelände und das einzige Gelände, das uns selbst gehört“, sagt Elli Beron.