Digitale Assistenten und Roboter prägen künftig unseren Alltag. Die Bindung zwischen Mensch und Maschine wird immer enger und emotionaler. Deshalb müssen wir unsere persönlichen Daten viel besser schützen, meint Daniel Gräfe.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart - Die neuesten Smartphones dominieren in dieser Woche die Bilder von der weltgrößten Mobilfunkmesse in Barcelona. Doch die Bilder verschleiern den Blick auf das Wesentliche. Es geht nur vordergründig darum, ob Chinas Internetgigant Huawei eine bessere Smartphone-Kamera bietet als Apples iPhone. Oder Zahnbürsten und Schuhe ans Internet angeschlossen werden. In Barcelona wird vor allem die Zukunft unserer mobilen Welt mit verhandelt: welche Unternehmen die Geschäftsfelder definieren werden. Wie eng Mensch und Maschine zusammenwachsen. Was wir von unserer Privatsphäre preisgeben. Wie künftig unsere Kinder aufwachsen.

 

Schon jetzt unterhalten sich in den USA Kleinkinder mit einem länglichen Gerät in ihrem Wohnzimmer: Sie stellen ihm Fragen und überreden es, Puppen zu bestellen. Es heißt Amazon Echo, ist ein mit dem Internet und Wohnzimmergeräten vernetzter Lautsprecher und wird mit „Alexa“ – dem Namen der digitalen Sprachassistentin – aktiviert. Ziel von Sprachassistenten wie Alexa, Apples Siri oder Googles Assistant ist es, Informationen zu liefern, alltägliche Dienste zu steuern und zum Einkauf zu verleiten. Alexa & Co. sollen einmal selbstständig Informationen weiterverarbeiten und steuern können und sich anhören wie ein Mensch. Persönliche Beziehung inklusive.

Kinder üben mit Babyrobotern Reime ein

Gerade die persönliche Bindung an Computer nimmt rasant zu. Kinder spielen mit Babyrobotern und üben Reime ein. Pflegebedürftige streicheln flauschige Robben-Roboter. Menschen erkunden den virtuellen Sex. Auto-Sensoren erkennen den Gemütszustand des Fahrers. Dabei entwickeln sich menschenähnliche Technik und persönliche digitale Assistenten zum nützlichen Begleiter oder gar zum Ersatz für menschliche Kontakte. Insbesondere für Eltern und ihre Kinder wird der sinnvolle Umgang mit vernetzten Computern deshalb immer wichtiger. Wie viel Roboter darf es für das Kind sein? Diese Frage ergänzt bald jene nach dem Handykonsum.

Dabei wird es entscheidend sein, dass nicht nur die Heranwachsenden die Zusammenhänge, wie Internet, Vernetzung und Datenhandel funktionieren, besser verstehen lernen. Noch immer bewegen sich viele Menschen in der vernetzten Welt wie in einer Reisegruppe, die wahllos Leuten hinterherläuft, die als Führungszeichen Regenschirme in die Höhe strecken. Künftig werden Dutzende, wenn nicht Hunderte Gegenstände in unserem Alltagsleben vernetzt sein – weit über Smartphones, Audiogeräte, Uhren und Autos hinaus. Deshalb wird auch die Frage, wie viel Privatsphäre im Tauschgeschäft mit bequemen Diensten abgegeben werden soll und darf, immer dringender. Schon jetzt ist die Privatsphäre in Gefahr.

Politik und Unternehmen sollten hier besser aufklären und mehr Wahlmöglichkeiten schaffen. Welche Daten erhoben und weiterverkauft werden und welche Profile Dienstleister von Kunden erstellt haben, muss transparenter werden, die Geschäftsbedingungen einfacher. Privates sollte nur auf ausdrückliche Zustimmung weitergegeben werden können. Bei Sprachrobotern sollte wie bei Apps klar gekennzeichnet sein, welche Zugriffe sie auf Smartphones und andere Geräte haben und welche Daten sie auslesen.

Die total vernetzte Welt ist für viele noch Neuland

Wenn auf Technikmessen die Geschäftsmodelle der Zukunft mit bestimmt werden, sollte deshalb auch der Schutz der Privatsphäre in einer total vernetzten Welt dazuzählen. Die Nutzer wiederum müssen akzeptieren, dass es stimmte Serviceleistungen nicht gratis geben kann, wenn persönliche Daten als Währung wegfallen. Denn auch wenn die Beziehung zwischen Mensch und Maschine immer enger wird: Dass dabei Daten an Dritte weitergegeben werden, kann der Maschine egal sein. Der Mensch sollte das möglichst verhindern.