Angeblich wird ein handfester Streit ausgetragen, wenn Oliver Pocher und Boris Becker an diesem Freitagabend zum TV-Duell antreten. Vielleicht geht es aber auch nur um Geld - und um ein großes Ego.

Köln - Boris Becker steigt sehr langsam aus der schwarzen Limousine und öffnet den Kofferraum. Er nimmt eine große Sporttasche heraus, fasst seine Frau Lilly bei der Hand und schaut sich um. Journalisten bedrängen ihn mit Fragen, aber er scheint sie nicht wahrzunehmen. Er fragt nur: „Wo geht's 'n rein?“

 

Boris Becker ist 45 Jahre alt, aber er geht tapsig wie ein alter Mann. Er hat ein künstliches Hüftgelenk. Für seine sportlichen Erfolge hat er sich die Gelenke ruiniert, spielt höchstens noch sechsmal im Jahr Tennis, und auch das nur für den guten Zweck und ohne sich groß vom Fleck zu bewegen. Darum hat er mittlerweile reichlich Übergewicht. Aber das muss seinen Ruhm nicht schmälern. Er hat dreimal Wimbledon gewonnen, das sollte reichen.

Warum tut er sich das an?

Beunruhigender ist eine andere Frage: Was tut Boris Becker an diesem Nachmittag auf einem Parkplatz in Köln-Ossendorf? Zwischen Justizvollzugsanstalt und Gewerbepark? Warum lässt er sich wenig später in einem Studio die Spielsituationen erklären, die ihn am Abend in einer Fernsehshow erwarten? Spiele im Stil von „Schlag den Raab“, nur dass die Sendung hier „Alle auf den Kleinen - Becker gegen Pocher“ heißt? Warum setzt er sich dem aus? Warum tut er sich das an?

Seine Antwort: „Es ist eine Herausforderung.“ Es habe da einen unschönen Austausch mit Oliver Pocher über Twitter gegeben, und diesen Streit wolle man ausfechten. Ganz altmodisch, ganz analog. Becker und Pocher hatten sich im vergangenen Monat über den Kurznachrichtendienst eine Reihe von Gemeinheiten zugeschrieben. Am Ende lud Pocher den Kontrahenten in seine Show ein - und nach einigen Verhandlungsrunden sagte der zu.

"Alles andere als 'ne Show" - wirklich?

Pochers Motiv dürfte klar sein: Mit Becker kann er auf eine Traumquote hoffen. In entsprechender Hochstimmung erlebt man ihn vor der Sendung. Becker dagegen wirkt nur geschafft. Er soll Vorfreude ausstrahlen, aber das misslingt ihm gründlich. Nur eine Botschaft hat er wie Pocher verinnerlicht: Der heutige Abend sei keine Inszenierung. „Glauben Sie mir“, beteuert Becker, „das ist alles andere als 'ne Show. Das ist rein zufällig entstanden.“

Wie häufig in diesem Geschäft - das ja Spaß machen soll - gibt es ein Detail, über das niemand spricht. Es ist das Geld. Angeblich ist ziemlich viel davon im Spiel. Wieviel, will RTL nicht sagen, aber laut „Bild“-Zeitung bekommt Becker eine hohe sechsstellige Summe. Von einem Reporter danach gefragt, ob Becker Geldprobleme habe, antwortet Pocher: „Man liest ja so viel. Es wäre schade.“

Kurz vor Aufzeichnungsbeginn trägt Becker eine Sportjacke, die überm Bauch ziemlich spannt, und dazu eine kurze Hose. Er wirkt wie ein alter Gladiator, der gezwungen ist, nochmal im Zirkus einzuziehen. Aber man stellt ihm keinen Kämpfer gegenüber, sondern nur einen Clown. Seine körperliche Verfassung ist indessen so schlecht, dass er selbst gegen diesen schmächtigen kleinen Mann keine Chance hätte, wenn ihm nicht seine Frau beistehen würde. „Allein hätte er das hier nicht machen können“, sagt Lilly Becker. „Er kann einfach nicht so viel.“

Anders als bei Pocher oder Becker hat man bei der 37 Jahre alten Niederländerin nicht das Gefühl, dass sie eine Rolle spielt. Sie erzählt, dass es ihr zunächst widerstrebt habe, bei dieser Sache mitzumachen. Aber dann habe sie sich überreden lassen. Nicht nur von ihrem Mann, da seien noch andere zu ihr nach Hause gekommen. Im übrigen findet sie, man solle jetzt diese Show hinter sich bringen, und dann müsse Schluss sein mit dem Streit. Sie hat dafür eine ganz einfache Begründung: „Wir sind keine Teenager mehr.“