Die CO2-Neutralität ist wichtig, meint StZ-Autor Michael Heller, aber nicht wichtiger als die Beschäftigten in der Dieselsparte.

Stuttgart - Bosch lässt sich das Thema Klimaschutz, konkret das Projekt CO2 -Neutralität, einiges kosten: netto etwa eine Milliarde Euro. Als langfristig orientiertes Stiftungsunternehmen tun sich die Stuttgarter damit gewiss leichter als ein börsennotierter Konzern, der stärker den kurzfristigen Nutzen – und den Börsenkurs – im Blick haben muss. Bosch hat erkannt, dass die Klimaziele nur dann zu erreichen sind, wenn die Unternehmen handeln – und zwar schnell. Gut so. Der Elektro- und Elektronikkonzern nimmt die Rolle des Vorreiters ein und kann so zum Vorbild werden. Dass es nun zu einer Art Wettrennen um den Pokal des klimafreundlichsten Unternehmens kommt, ist gleichwohl nicht zu erwarten. Denn andere Unternehmen haben es da ungleich schwerer als Bosch – nicht nur wegen der Eigentümerstruktur.

 

Die Ertragslage und die soliden Finanzen erlauben es Bosch, auf vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Jüngst ist mit dem Thema Brennstoffzelle sogar noch eine weitere Variante für mögliche Fahrzeugantriebe der Zukunft hinzugekommen. Die Fähigkeit und die Bereitschaft zur ständigen Innovation sind in den Bilanzen und Ertragsrechnungen jedes Unternehmens abzulesen; genauer: an den Investitionen und am Aufwand für Forschung und Entwicklung. Beide Größen treibt Bosch seit vielen Jahren im Gleichklang mit der geschäftlichen Expansion nach oben.

Genau genommen zählen zum eigenen ökologischen Fußabdruck nicht nur die Produktion

Es ist nicht erinnerlich, dass die Stuttgarter je aus finanziellen Gründen auf ein Erfolg versprechendes Vorhaben verzichtet hätten. Eine gewisse Ausnahme mag das Projekt Batteriezelle gewesen sein, von dem Bosch aber vor allem deshalb Abstand genommen hat, weil das finanzielle Risiko im zweistelligen Milliardenbereich zu groß erschien. Da haben gewiss die schlechten Erfahrungen mit dem Einstieg ins Solargeschäft nachgewirkt.

Somit gibt Bosch für die CO2-Neutralität eine Milliarden Euro aus, die bei keiner anderen Investition fehlen wird. Andererseits ist die CO2-Rechnung mit der Optimierung der eigenen Standorte noch nicht abgeschlossen. Denn genau genommen zählen zum eigenen ökologischen Fußabdruck nicht nur die Produktion, sondern auch die Produkte, und die Vorleistungen von Zulieferern.

Der Konzern hat nicht nur eine Verantwortung gegenüber der Umwelt

Gleichwohl wäre der Konzern schlecht beraten, für den Klimaschutz jetzt noch mehr Geld auszugeben. Denn das würden die weltweit 50 000 Beschäftigten an den Diesel-Standorten, die um ihre Jobs fürchten, nicht verstehen. Der Konzern hat nicht nur eine Verantwortung gegenüber der Umwelt, sondern auch gegenüber den Mitarbeitern. Dieser Verantwortung ist Bosch bisher stets gerecht geworden. Damit das auch künftig so bleiben kann, wird Bosch aber noch viel Geld brauchen.