Am Freitag startet Felix Sturm sein Comeback im Ring. Nach seiner Niederlage gegen Daniel Geale im September geht es für den Boxer erstmals seit 2007 nicht um einen WM-Gürtel.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Von Selbstzweifeln wie immer keine Spur. Wenn Felix Sturm, der Chef der Felix-Sturm-Boxpromotion, über die Herausforderungen der Zukunft spricht, dann hat er mal wieder verbal auf Dauerfeuer gestellt. Ohne Punkt und Komma redet er also über den Kampf vom Freitag (23 Uhr/Sat 1) und seine „großartigen Chancen“ gegen Sam Soliman. Dabei liegt der größte Rückschlag seines Boxerlebens nicht weit zurück. „Ich habe sieben, acht Wochen zu knabbern gehabt. Aber ich weiß, was falsch lief“, resümiert Sturm die klare Punktniederlage gegen den Australier Daniel Geale vom September 2012.

 

Nun aber – und das ist der Kern der Botschaft – richtet sich der Blick des umtriebigen Boxers, der sich einst vom Promoter Klaus-Peter Kohl frei klagte und seither sein eigener Herr ist, wieder unbeirrt nach vorne. Da bleibt sich Felix Sturm, der stolze Kämpfer, treu. Verloren hat der einstige Superchampion der World Boxing Association (WBA) in seiner 42 Kämpfe währenden Karriere auch schon zweimal vor der großen Demontage durch den überlegenen Geale. Dennoch ist etwas neu: Bei der Niederlage gegen den Superstar Oscar de la Hoya 2004 wurde Sturm verschaukelt; er war der moralische Sieger und über Nacht ein bekanntes Sportlergesicht. Und 2006, bei der Pleite Nummer zwei gegen Javier Castillejo, hatte Felix Sturm noch den Strippenzieher Kohl an seiner Seite, der ihm sofort einen Rückkampf besorgte.

Diesmal ist die Sachlage wesentlich prekärer für den Preisboxer, der gerne noch die 50 Kämpfe voll machen möchte: Sturm, vor 34 Jahren als Adnan Catic in Leverkusen geboren, hat sein Image gekonnt aufgebaut – und avancierte immerhin zum großen Zugpferd des Privatsenders Sat 1 in dessen Sparte „Ran Boxen“. Das ist eine Leistung, bedenkt man, dass Sturm nur ein Mittel- und kein hünenhaftes Schwergewicht aus dem Hause Klitschko und auch kein K.o.-König vom Schlage eines Arthur Abraham ist. Der Sohn bosnischer Einwanderer, der in der Kölner Südstadt ein äußerst ansehnliches Gym sein Eigen nennt, hat sich im millionenschweren Boxbusiness gekonnt als eigene Marke platziert.

Doch Sturm, der ewige Draufgänger und Fitnessfreak, hat bedingt durch die sportliche Flaute nun mit mehreren Problemen zu kämpfen: Er trägt als Selfmademan bei seinen Kampfabenden neben dem sportlichen stets auch das wirtschaftliche Risiko. Daher sieht er sich schon länger dem Vorwurf ausgesetzt, um die stärksten Gegner – wie etwa den WBA-Weltmeister Gennadi Golowkin aus Stuttgart – einen Bogen zu machen. Erstmals seit April 2007 steht der Familienvater nun auch noch ohne Weltmeistergürtel da. Also wird anlässlich des Comebackkampfes gegen Soliman, bei dem es um keinen Titel geht, zwar auf Sat 1 gut gebrüllt („Was dich nicht umbringt, macht dich härter!“), aber wenig riskiert: Der Gegner aus Melbourne ist schon 39 Jahre alt, hat bereits elf Mal verloren und von seinen 53 Kämpfen nur 17 durch K.o. gewonnen.

Eine Boxerlaufbahn am seidenen Faden

„Mir gefällt diese Situation – ich bin nach langer Zeit in der Rolle des Jägers“, sagt Felix Sturm zwar tapfer. Dennoch hing seine Boxerlaufbahn nie zuvor an einem derart seidenen Faden. Eine weitere Niederlage gegen den Durchschnittsmann Soliman – und Sturms Laufbahn wäre endgültig in der Sackgasse angekommen. Denn besonders im taffen Boxsport will auf Dauer niemand titellose Verlierer sehen.

Felix Sturm hat daher einen klaren Plan: „Ich muss Soliman eindeutig schlagen. Alles andere wäre eine persönliche Enttäuschung“, sagt der Boxer, der hofft, dass zuvor am Mittwochabend in Australien Daniel Geale seinen Landsmann Anthony Mundine schlägt. Dann wäre der Weg für die Rehabilitation mittels Rückkampf frei.