Im Vorfeld des Boxduells zwischen Marco Huck und Firat Arslan am Samstag in der Stuttgarter Schleyerhalle sorgt die Besetzung des Kampfgerichts für Wirbel. Arslan legte Protest gegen die Nominierung eines alten Bekannten ein.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Kalle Sauerland könnte den Moment einfach genießen. Bevor seine Boxer Marco Huck und Firat Arslan am Samstag (22.10 Uhr/ARD) in der Schleyerhalle im WM-Kampf um den WBO-Titel im Cruisergewicht (bis 91 Kilogramm) aufeinander prallen, steht der Promoter und Sohn des Firmengründers Wilfried Sauerland schon als erster Sieger fest.

 

„Dieser Fight ist vom Interesse her das größte deutsch-deutsche Duell seit dem Rückkampf von Henry Maske und Graciano Rocchigiani 1995“, sagt der in London aufgewachsene Sauerland. 160 Journalisten aus dem In- und Ausland haben sich zur Neuauflage des im November 2012 zu Unrecht für Huck entschiedenen Faustkampfes angesagt. 10 000 Karten sind bereits abgesetzt – es gibt nur noch einige Resttickets. Obendrein kann Sauerland entspannt abwarten, wer im Ring siegt.

Der Promoter hält zu Marco Huck

„Es ist klar, dass ich als Privatperson zu Marco halte, weil ich ihn schon so lange kenne“, sagt der 36-Jährige, bei dem diesmal aber auch Firat Arslan unter Vertrag steht. Würde also der 43-Jährige Deutschtürke aus Donzdorf gewinnen, hätte die Sauerland-Event, Deutschlands ältester und größter Boxstall, plötzlich den ältesten europäischen Weltmeister aller Klassen im Portfolio.

Besonders lästig ist daher aus Sicht Sauerlands die Diskussion um die Besetzung des Kampfgerichts beim Duell Huck – Arslan II, die im Vorfeld für einigen Wirbel sorgt. Schuld an der Malaise ist dabei allem Anschein nach der Weltverband WBO, der die Oberaufsicht über die Titelverteidigung von Huck innehat. Für die vierköpfige Jury (ein Ringrichter plus drei Punktrichter) hatte die WBO mit Sitz in Puerto Rico ursprünglich auch den Engländer Mickey Vann als Punktrichter vorgesehen.

„Ich kann diesen Mann nicht als unabhängige Instanz akzeptieren“, monierte der Herausforderer Firat Arslan daraufhin, weil Vann beim ersten Kampf mit seiner 115:113-Wertung zu Gunsten von Huck als einer von drei Juroren maßgeblich zum Skandalurteil beigetragen hatte. Prompt legte das Team Arslan zu Beginn der Woche über den Rechtsanwalt Joachim Rain auch offiziellen Protest gegen die Nominierung Vanns ein. Der sonst so sorgenfreie Kalle Sauerland hatte plötzlich ein Problem.

Probleme mit einem alten Bekannten

„Wir haben das getan, was wir tun konnten und mussten: Wir haben den Protest sofort an die WBO weitergeleitet“, sagt Kalle Sauerland. Auch die World Boxing Organisation reagierte prompt, strich Mickey Vann aus der Jury und nominierte einfach Terry O’Connor nach.

Damit ist der Fehler korrigiert – ein fader Beigeschmack bleibt nach dem zweifelhaften Manöver dennoch. Denn Vann im Kampfgericht – das wäre so gewesen, als würde die Deutschen Fußball-Liga (DFL) demnächst Felix Brych die Partie Leverkusen gegen Hoffenheim leiten lassen. Jenen Referee also, der in der Hinrunde das Phantomtor von Stefan Kießling gab.

Kalle Sauerland schiebt den schwarzen Peter der WBO zu, die seiner Meinung nach zu sorglos agiert habe. Als Veranstalter bezahle er dem Weltverband eine Ausrichtungsgebühr, die „Sanctioning fee“, von der unter anderem das Kampfgericht bezahlt wird. Jeder Punktrichter erhält dabei rund 1200 Euro. Die personelle Zusammensetzung der Jury, so sagt Kalle Sauerland, sei aber allein die Sache des Verbandes.