Die Quarterback-Altmeister Tom Brady und Peyton Manning (Foto) stehen sich mit den New England Patriots und den Denver Broncos im NFL-Halbfinale noch einmal gegenüber.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Die größten Rivalitäten im Sport prägen ganze Jahrzehnte und überdauern im allgemeinen Gedächtnis Generationen. Muhammad Ali gegen Joe Frazier im Boxen, Ayrton Senna gegen Alain Prost in der Formel 1, Pete Sampras gegen Andre Agassi im Tennis – ihre verbissenen Kämpfe auf Biegen und Brechen sind bis heute unvergessen. Die Tradition der großen Duelle großer Individualisten haben in diesem Jahrtausend auch zwei Teamsportler fortgesetzt: die Footballspieler Tom Brady (New England Patriots) und Peyton Manning (Denver Broncos).

 

In der englischen Wikipedia-Ausgabe gibt es einen eigenen Eintrag zur „Tom Brady–Peyton Manning rivalry“, und der Autor Gary Myers hat „Brady vs Manning“ sogar ein Buch gewidmet. In ihrem 17. direkten Aufeinandertreffen geht es für die beiden Quarterbacks am Sonntag in Denver um nicht weniger als den Einzug in den 50. Superbowl, das Endspiel um die Meisterschaft in der nordamerikanischen Profiliga NFL am 7. Februar in Santa Clara.

Noch nie standen sich zwei Spielmacher fünfmal in den Play-offs gegenüber – und schon gar nicht viermal in der Vorschlussrunde. Das AFC Championship Game, wie das Halbfinale offiziell heißt, wird jedoch voraussichtlich das letzte Kapitel in der Geschichte der zwei größten Footballstars der Gegenwart sein. Das letzte Rendezvous.

Peyton Manning steht vor dem Karriereende

Denn es wird erwartet, dass Peyton Manning (39) nach der Saison aufhört. Das Alter und die Gesundheit fordern ihren Tribut. Nach 18 Jahren in der Knochenmühle NFL wird er wohl abtreten. Auch das bekannte Magazin „Sports Illustrated“ geht davon aus und widmete den Rivalen diese Woche sein Cover mit der Schlagzeile: „The last tango“ – der letzte Tango.

Peyton Manning spielt die schlechteste Saison seiner Laufbahn, die vor zwei Monaten bereits beendet schien. Mitte November wurde er erstmals überhaupt aufgrund einer sehr mäßigen Leistung ausgewechselt. Wegen anhaltender Fußprobleme setzten die Broncos danach auf den Ersatzmann Brock Osweiler. Erst am letzten Spieltag der Hauptrunde wechselte der Trainer Gary Kubiak den lädierten Altmeister nach einer schwachen Vorstellung des Vertreters spät ein – und Peyton Manning führte das Team noch zum Sieg. In den Play-offs erhielt er dann wieder das Vertrauen als Starter.

Der Routinier ist aber nicht mehr der, der er einmal war. Mit dem Ausnahmekönner, der die Rekorde für die meisten Touchdowns, die meisten Yards Raumgewinn und die meisten Siege hält, hat er nicht mehr viele Gemeinsamkeiten.

Tom Brady spielt auch mit 38 noch auf Topniveau

Er kann bei weitem nicht mehr so enorm präzise werfen wie in seinen Glanzzeiten. Lange Bälle sind fast gar nicht mehr von ihm zu sehen. Und er macht plötzlich Fehler, die man nicht für möglich gehalten hatte. Nicht von ihm, nicht von „Mister Perfect“. Doch heute ist er nur noch Durchschnitt, mehr Spielverwalter als Spielgestalter.

Weil die Broncos über eine starke Verteidigung verfügen, darf der gealterte Superstar sich aber dennoch Hoffnungen machen, einen zweiten Superbowl-Titel nach 2007 zu holen. Es ist ja der große Makel seiner großartigen Karriere, dass ihm nur diese eine Meisterschaft vergönnt war. In den meisten Statistiken weist Peyton Manning zwar etwas bessere Werte auf als Tom Brady, doch sein Dauerkonkurrent hat mit dem Titelverteidiger New England Patriots bei sechs Finalteilnahmen viermal die Meisterschaft geholt. Und er spielt auch mit 38 noch auf Topniveau.

Ihre Wege zum Ruhm waren ganz unterschiedlich. Peyton Manning, Sohn eines ehemaligen NFL-Quarterbacks, kam 1998 als gefeierter Collegestar und Nummer eins der Nachwuchsspielerauswahl (Draft) zu den Indianapolis Colts in die Liga, der er sofort seinen Stempel aufdrückte. „Ich habe immer zu ihm aufgeschaut“, sagt Tom Brady. Er selbst wurde im Jahr 2000 erst als 199. Talent von den New England Patriots verpflichtet. Das Verletzungspech eines Konkurrenten brachte ihm 2001 eine Chance, die der Spätstarter nutzte und sich ins Rampenlicht katapultierte. „Er ist ein großartiger Spieler. Ich weiß, wie hart er an sich arbeitet“, sagt Peyton Manning.

Fressen oder gefressen werden

Sie sind keine guten Freunde, aber auch keine Feinde. Das Verhältnis der beiden ist von gegenseitigem Respekt geprägt. Im Duell miteinander haben sie sich hochgeschaukelt und etliche wichtige NFL-Rekorde gebrochen. Elfmal konnte sich Tom Brady in den bisher 16 direkten Vergleichen der zwei Footballhelden durchsetzen, darunter in den ersten sechs. Danach siegte meist derjenige, der den Heimvorteil hatte.

Rivalen kitzeln das Beste aus einander heraus, während sie zugleich der Angstgegner sind. Fressen oder gefressen werden. „Sie wurden immer miteinander verglichen. Sie haben sich gegenseitig sehr gepusht“, sagt der Autor Greg Myers. „Das ist die größte individuelle Rivalität der NFL-Geschichte.“ Und eine der größten aktuellen Rivalitäten des gesamten Sports. Noch.