Nach dem Schock über das Feuer am Sonntag herrscht bei der Geschäftsleitung des Einrichtungshauses in Bietigheim-Bissingen schon wieder Zuversicht.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Bietigheim-Bissingen - Anfangs, sagt Geschäftsführer Frank Hofmeister, habe er das Gebäude gar nicht betreten wollen, in dem es von Sonntagvormittag bis Montagmorgen gebrannt hatte. Die Befürchtung, vor einem Berg aus Asche und Ruß zu stehen, war groß. Aus dem Schock, den er während des Feuers empfand und bei dem er „wie in einem Film“ neben sich gestanden, ja nicht mal seine Handynummer gewusst habe, ist inzwischen aber Zuversicht geworden. Bei einem Rundgang durch das teils eingestürzte Gebäude am Dienstag sprüht er vor Tatendrang. „Wir geben Vollgas für den Wiederaufbau!“

 

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Schon in zwei Wochen, so die Hoffnung von Frank Hofmeister, werde ein Großteil des Einrichtungshauses wieder für Kunden geöffnet werden können. Zusätzlich zum Mitnahmezentrum auf der anderen Straßenseite, das wie gewohnt geöffnet hat. Ermöglichen soll die Teilöffnung eine neue Brandschutzwand, die den ausgebrannten Trakt von den übrigen Verkaufsräumen trennen wird. Während dann also am südlichen Ende des Gebäudes abgerissen und neu aufgebaut oder von Grund auf renoviert wird, soll ins restliche Haus mit den Abteilungen Esszimmer, Teppiche, Innengestaltung, hochwertige Wohnzimmer, Schlafen und Jugend möglichst schnell Leben zurückkehren.

Die Aufbauarbeiten haben bereits begonnen: Ein Putztrupp ist im Einsatz, um die Büros im quasi unversehrten Verwaltungstrakt zu reinigen und vom Feuergeruch zu befreien: Boden, Fenster, Tische, Stühle. Die Heizung läuft wieder. Mitarbeiter kommen, um ihre Sachen fürs Homeoffice zu holen.

Nachbarräume sind fast unversehrt

Zu verdanken ist der vergleichsweise glimpfliche Ausgang der Brandschutzmauer, die den Trakt, in dem es brannte, vom restlichen Gebäude trennte. Als „Spitz auf Knopf“ bezeichnete es Kreisbrandmeister Andy Dorroch, dass die Wand hielt. Hätte sie das nicht, ist sich Frank Hofmeister sicher, wäre das ganze Gebäude abgebrannt. „Das Feuer hätte nichts mehr aufgehalten. Das war also der entscheidende Punkt.“ Wie wirksam die Mauer war, ist bei dem Rundgang eindrucksvoll sichtbar: Während auf der einen Seite der Wand fast 1000 Grad Celsius geherrscht haben sollen, sodass sogar Helmvisiere der Feuerwehrleute schmolzen, und nun alles in Schutt und Asche liegt, ist die Rückseite der Mauer praktisch nicht beschädigt. Selbst Holz-Musterstücke hängen noch, sind nicht mal rußbedeckt. Ein Kleiderschrank steht daneben, ebenfalls unversehrt, auch wenn man ihn wegen des Brandgeruchs nicht wird verkaufen können. Die Betten im Raum stehen da, als wäre nichts gewesen.

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Entsprechend angetan zeigt sich Frank Hofmeister vom Einsatz der vielen Feuerwehrleute, vor allem bestehend aus Freiwilligen. „Was sie geleistet haben, war phänomenal.“ Auch die Technik, die zum Einsatz kam, sei eindrucksvoll gewesen. Etwa die Drohnen mit Wärmebildkamera oder der Teleskopmast der Werksfeuerwehr Bosch, mit der „aus schwindelerregender Höhe“ 4000 Liter Wasser die Minute gespritzt wurden. Der Chef ist froh und dankbar, dass es keinen Personenschaden gab. Was nicht selbstverständlich war, auch da sich sein Sohn Carl Friedrich in der Penthouse-Wohnung über dem brennenden Schlafzimmerabteil befand und nicht übers Treppenhaus entkommen konnte. Die Feuerwehr habe ihn aber schnell rausgeholt, so Hofmeister.

Nach zwei Tagen ist klar: Der ausgebrannte Trakt im zweiten Obergeschoss ist hinüber. Der Rest des Hauses hat, zumindest augenscheinlich, den Brand recht gut überstanden. Nahe dem Feuerbereich tritt man zwar durch Pfützen und in Ruß. Und es riecht nach Brand. „Der Geruch hat aber schon deutlich abgenommen“, sagt Hofmeister. Dass durchs Treppenhaus „niagarafallartig“ Wasser floss, ist nicht mehr zu erahnen. Selbst die Räume unter der abgebrannten Abteilung sind weniger betroffen als gedacht – bis auf den vielen Ruß und das Wasser.

Statik-Gutachten steht aus

Direkt betroffen vom Feuer war einer von fünf Brandabschnitten im Gebäude. Oder anders ausgedrückt: 1000 von 30 000 Quadratmetern Fläche. Dazu kommt, dass der betroffene Teil nachträglich angebaut worden war, die übrige Statik also – hofft der Geschäftsführer – unbeschadet ist. „Das müssen aber die Experten klären, da halte ich mich heraus“, sagt Frank Hofmeister. Die Gutachten stehen noch aus. Erst danach werde darüber entschieden, ob es zur Grundsanierung oder zum Abriss und Wiederaufbau des betroffenen Teils kommt.

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Die Mitarbeiter wurden nun zum Teil auf die anderen Standorte verteilt, teils wirken sie im Homeoffice. Wer nicht arbeiten kann, erhalte trotzdem seinen vollen Lohn. Erfüllt sich die Hoffnung einer Wiedereröffnung, kehren die Mitarbeiter ja auch bald wieder zurück. Und mit ihnen – wünscht sich Frank Hofmeister – die Kunden. „Es ist schön zu sehen“, sagt der Chef, „wie viel Zuspruch wir von den Leuten bekommen, die bereits wieder unser Mitnahmezentrum besuchen.“