Mindestens 29 Menschen sind bei Brand in einem völlig überfüllten Bukarester Nachtclub getötet worden – jetzt mehren sich die Fragen nach den Verantwortlichen. Eine Reihe feuerpolizeilicher Maßnahmen wurde wohl missachtet. Die Feuerwehr konnte nicht bis zum Brandherd fahren.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Bukarest - Vor dem ausgebrannten Club Colektiv in Rumäniens Hauptstadt Bukarest markierte am Sonntag ein Kerzenmeer den Ort der Tragödie. Ihre Fassungslosigkeit vermochten die verstörten Angehörigen der mindestens 29 jugendlichen Opfer  der Brandkatastrophe von Bukarest kaum zu meistern. Weinend oder sich stumm umarmend legten Eltern, Freunde und Passanten in dem trostlosen Hinterhof im Herzen der Hauptstadt Blumen, Gedichte und  Fahnen nieder.

 

  „Der Tag, an dem wir sterben“ lautete ausgerechnet der düstere Titel des Songs, mit dem die Heavy-Metal-Band Goodbye to Gravity am Freitagabend ihren fatalen Auftritt im Club Colectiv eröffnete. Das Konzert zur Vorstellung ihres neuen Album „Mantras of War“ war auf dem Höhepunkt, als kurz nach 22.30 Uhr ein gezündetes Bühnenfeuerwerk den völlig überfüllten Nachtclub in ein flammendes Inferno verwandelte.   Ein von einer Augenzeugin im Facebook veröffentlichtes Foto zeigt, wie über einer noch lachenden Besucherin die ersten Flammen einen mit Schallschutzschaum gepolsterten Pfeiler erfassten. „Das ist im Programm nicht vorgesehen. Hat jemanden einen Feuerlöscher?“, war auf die Bühne die erste Reaktion von Sänger Andrei Galut.

Brennende Teile stürzen von der Decke

Ein Wachmann versuchte vergeblich, den sich rasch über die abgehängte Decke und Wände ausweitenden Brand zu löschen. Doch in wenigen Sekunden wurde der brechend volle Club für die eingeschlossenen Konzertbesucher zur Feuerfalle.   Schwarzer Rauch raubte den Atem und vernebelte den Blick. Teile der brennenden Decke fielen auf die Flüchtenden nieder. Eine der beiden Ausgänge war zunächst blockiert und vergrößerte die Panik unter den laut Augenzeugen 300 bis 400 Besuchern in dem nur 425 Quadratmeter großen Club. Die meisten Todesopfer erstickten in dem dicken Rauch, andere erlagen ihren schweren Verbrennungen oder wurden zu Tode getrampelt – unter den Todesopfern sollen auch zwei Gitarristen der Band sein. 147 Personen, darunter ein Deutscher, wurden mit zum Teil schweren Verletzungen in die Krankenhäuser eingeliefert. Zehn der Verletzten schweben noch in Lebensgefahr. Um sein Leben kämpft auch der Frontmann der Band.

Die Polizei leitete Ermittlungen gegen unbekannt wegen fahrlässiger Tötung ein: Gegen die Betreiber des Clubs war bereits nach einer Kontrolle vor zehn Tagen wegen des Mangels an qualifiziertem Personal eine Geldbuße verhängt worden war. Eine dreitägige Staatstrauer ist angeordnet.

  Offen bleibt die Frage, warum der Club trotz unzureichender Brandschutzvorkehrungen wie so viele andere zweifelhaft gesicherte Schankstätten in Bukarest überhaupt eine Betriebsgenehmigung erhielt: Windelweich wirkt die Rechtfertigung des zuständigen Bezirksbürgermeisters, dass der Clubbetreiber eine Erklärung unterschrieben habe, für pyrotechnische Bühneneffekte die Verantwortung zu übernehmen. Doch nicht einmal die Brandgassen vor dem Club waren breit genug für die anrückenden Löschfahrzeuge.