Die Toten von Feuerbach starben an den Folgen schwerer Stichverletzungen, das ist das Ergebnis der Obduktion. Was geschah in der Dachgeschosswohnung?

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Unter einem Baum am Wilhelm-Geiger-Platz in Feuerbach liegen Rosen und stehen Kerzen, dazu eine kleine Engelsfigur. Näher an den Wohnort ihrer Tante sind die Verwandten nicht gekommen: Denn auch drei Tage nach dem Doppelmord in einer Dachgeschosswohnung über einer geschlossenen Pizzeria ist der Zugang zum Haus abgesperrt. „Liebste Tante, du bist für immer in unseren Herzen“, haben sie auf die Kerzen geschrieben, auf Italienisch. Die Tante, italienisch Zia, ist eines der beiden Opfer eines Doppelmordes, der am Dienstag dort geschah. Die Familie trauert am Straßenrand, während die Spurensicherung den Tatort noch immer untersucht. Erst am Freitagnachmittag wurde die Wohnung, die ausgebrannt ist, von der Kriminaltechnik für die Ermittelnden in dem Fall freigegeben.

 

Die Toten, eine 54-jährige Frau und ein 32 Jahre alter Mann, sind an den Folgen der schweren Stichverletzungen gestorben, die ihnen zugefügt worden waren. Das ergab die Obduktion der Leichen am Donnerstag. Sie waren in der brennenden Dachgeschosswohnung gefunden worden.

Noch ist nicht alles klar, was unterm Dach des gelben Wohn- und Geschäftshauses geschah. Die Opfer und der mutmaßliche Täter kannten sich. Sie hatten dort alle einzelne Zimmer gemietet, lebten in einer Art WG. Verwandt waren sie laut der Polizei nicht, aber alle drei hatten italienische Wurzeln. An dem Nachmittag soll es in der WG einen Streit gegeben haben. Es sei wohl nicht das erste Mal gewesen, dass die Bewohner aneinandergerieten. Der 45-jährige Tatverdächtige soll in dem Streit zum Messer gegriffen haben und die beiden Opfer verletzt haben. Er habe dort erst seit wenigen Monaten gewohnt und sei wohl für einen Job aus Italien nach Deutschland gekommen. Danach, so der Verdacht der Ermittelnden bei Polizei und Staatsanwaltschaft, habe er die Wohnung angezündet. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Mann einen Haftbefehl wegen des Verdachts des Mordes in zwei Fällen und des Verdachts der Brandstiftung beantragt, den ein Richter in Vollzug setzte. Der 45 Jahre alte Tatverdächtige sei bisher noch nicht bei der Polizei aktenkundig gewesen.

Der Fall war am Dienstag ans Licht gekommen, als die Besatzung eines Feuerwehrfahrzeugs auf dem Rückweg von einem anderen Einsatz am Wilhelm-Geiger-Platz aus dem Dachgeschoss des Hauses Rauch aufsteigen sah. Sie machten sich dorthin auf und riefen Verstärkung. Der Löscheinsatz der Wehrleute konnte aber erst beginnen, nachdem die Polizei eingeschritten war. Denn der mutmaßliche Mörder stand blutverschmiert mit zwei Messern in der Hand vor der Tür. Erst als ein Beamter einen Warnschuss abgefeuert habe, sei er dort weggegangen und habe die Messer weggelegt. „Die Kollegen haben ihn angesprochen, aber er reagierte nicht“, sagt der Polizeisprecher Stephan Widmann. Weil inzwischen schon die Vermutung bestand, dass in der Brandwohnung noch Menschen sind, die gerettet werden mussten, habe sich ein Beamter zu dem Warnschuss entschlossen. Er habe in Richtung des Mannes, aber gezielt an ihm vorbei geschossen. Das habe gewirkt, der 45-jährige Mann habe aufgegeben und sich festnehmen lassen. Die Feuerwehr konnte die Verletzten bergen und anfangen zu löschen.

Die Hilfe kam jedoch zu spät. Die Frau und der  Mann  starben  wenig später  in einer Klinik. Die Frau hatte offenbar auch Kinder: „Du fehlst mir wie die Luft zum Atmen, Mama. Ich habe Dich sehr lieb. Beschütz mich von da oben, so gut Du es kannst“, steht auf einem weiteren letzten Gruß für die tote Frau am Baum vor dem Haus.