Die Verwaltung möchte eine neue Realschule in der Stadt bauen, doch dem Sozialausschuss geht das zu schnell. Die Frage ist, ob die Prognosen das überhaupt hergeben.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Mit fliegenden Fahnen ist am Mittwoch in einer knapp dreistündigen Sitzung der Esslinger Vorschlag zur Schulentwicklung erst einmal untergegangen. Im Prinzip hätte der Sozialausschuss den Bau einer neuen Realschule in Esslingen beschließen sollen. Doch dieser Vorschlag der Verwaltung kam den Fraktionen zu schnell: „Wir gründen alle 20, 30 Jahre eine neue Schule“, sagte der Stadtrat Klaus Hummel (SPD) und drückte damit das Misstrauen der Gemeinderäte darüber aus, ob diese Neugründung überhaupt nötig sei.

 

Freie Wähler fühlen sich überrumpelt

Annette Silberhorn-Hemminger (Freie Wähler), fühlte sich von dem Vorschlag geradezu überrumpelt. Vor allem weil im Arbeitskreis Schulentwicklung nie über die Idee einer neuen Realschule gesprochen worden war. In diesem Arbeitskreis hatten sie und ihre Kollegen über Monate intensiv die Zukunft der Esslinger Schullandschaft diskutiert.

Dabei hatte die Verwaltung gut vorgebaut. Bernd Berroth vom Amt für Bildung und Erziehung brachte Zahlen mit in die Sitzung, aus denen hervorging, dass die Schülerzahlen in Esslingen in den nächsten Jahren wieder steigen. Zum einen durch eine höhere Geburtenrate, zum anderen durch den zu erwartenden Familiennachzug der Flüchtlinge. Ebenfalls würden die neuen Baugebiete, die Esslingen laut dem Flächennutzungsplan zu erwarten hat, zahlreiche weitere Kinder in die städtischen Schulen bringen.

Extra in die Sitzung war Corina Schimitzek vom Nürtinger Schulamt gekommen, die lange und gründlich über das Thema sprach und dem Gremium signalisierte, das Land würde jetzt eine dreizügige Realschule in Esslingen genehmigen und man brauche dringend eine Entscheidung.

Nach den Plänen der Stadt könnte nicht nur die Lerchenäckerschule in Oberesslingen mit einem Anbau vergrößert werden. Eine neue dreizügige Realschule könnte in der Pliensauvorstadt stehen auf dem Gelände der heutigen Adalbert-Stifter-Schule. Denn die dortige Werkrealschule ist mangels Schülernachwuchses gerade am Auslaufen. Auch könnte dort statt einer Realschule die dritte Gemeinschaftsschule Esslingens gebaut werden, die dann eine gymnasiale Oberstufe bekommen würde.

Das ist übrigens auch die Forderung einer Elterninitiative, deren Mitglieder am Mittwoch in die Sitzung gekommen waren. Die Initiative fordert wenigstens eine gymnasiale Oberstufe in den Esslinger Gemeinschaftsschulen. Damit ihre Kinder nicht die Schule wechseln müssten, wenn sie die Hochschulreife erlangen wollten. Außerdem ist die gymnasiale Oberstufe geradezu ein entscheidender Bestandteil einer Gemeinschaftsschule, zumindest nach dem Konzept, das ihr geistiger Vater, der Tübinger Pädagoge Thorsten Bohl, einst in Esslingen vorgestellt hatte.

Städtebaulich kein Problem

Städtebaulich wäre eine neue Schule in der Pliensauvorstadt kein Problem. Wie der beauftragte Planer ausführte, könnte man den Altbau der Adalbert-Stifter-Schule abreißen und neu errichten, oder einen Neubau im Schulgarten der benachbarten Waldorfschule errichten. Auch sei der Ausbau der Lerchenäckerschule in Oberesslingen kein Problem, weil es dort eine Erweiterungsfläche gebe, die bereits in städtischem Besitz sei. Doch alle diese Überlegungen sind nun vorerst einmal zurückgestellt. In der nächsten Sitzung des Ausschusses am Montag, 18. Juni, soll das Konzept erneut beraten werden.