Während der vom bald darauf verstorbenen Gerd Voss gespielte Fritz Bauer in Ricciarellis Film als Randfigur vorkommt und das Hauptaugenmerk auf den Ermittlungsarbeiten im Vorfeld der Auschwitz-Prozesse liegt, widmet sich Kraume dem physischen und mentalen Kraftakt Bauers, der sich immer öfter mit handfesten Drohungen auseinandersetzen muss.

 

Einmal wird ihm ein Brief ins Büro geschickt; „Jude verrecke“ steht auf der Karte, eine einzelne, in eine Hakenkreuzfahne gewickelte Patrone liegt der Botschaft bei. Szenen wie diese wirken beunruhigend und lassen wenig Raum für Hoffnung, man könne die im Verborgenen vernetzten Nazis aufspüren und für alle Zeit hinter Schloss und Riegel bringen. In Anbetracht der schwierigen Aufarbeitung der NSU-Verbrechen in unserer Gegenwart wirkt dieser Gedanke beängstigend aktuell.

Ringen um Wahrheit

Bei aller historischen Genauigkeit, die sich noch in den kleinsten Ausstattungsdetails zeigt: Kraumes Film ist mehr als eine faktentreue Nacherzählung, er macht Bauers zähes, bis zur Selbstaufgabe reichendes Ringen um Wahrheit nachvollziehbar. Auch die von Lars Kraume und seinem Drehbuchautor Olivier Guez frei erfundene Episode um Bauers homosexuellen Mitarbeiter Karl Angermann fügt sich glaubwürdig in die Darstellung. Denn anhand dieser beiden Charaktere zeigen Kraume und Guez, wie wirksam unmenschliche Gesetze und vor allem Angst zwischenmenschliche Beziehungen in jener Zeit zerstören konnten.

Der Staat gegen Fritz Bauer. Deutschland 2015. Regie: Lars Kraume. Mit Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, Lilith Stangenberg, Sebastian Blomberg, Laura Tonke, Dany Levy, Robert Atzorn. 105 Minuten. Ab 12 Jahren.

Termin: Zur Vorstellung am Samstag, 3. Oktober, um 15 Uhr sind Lars Kraume und Burghart Klaußner im Kino Atelier am Bollwerk anwesend.

Misstrauen gegen den Nestbeschmutzer

Der Schauspieler Burghart Klaußner kommt seinem historischen Vorbild in Mimik, Gestik und sogar im eigentümlichen Sprachduktus erstaunlich nahe und verkörpert Bauer als unermüdlichen, dabei oft erschöpft wirkenden Einzelkämpfer, der von seinen Kollegen als unbequemer Nestbeschmutzer misstrauisch beäugt wird. Bauer macht sich nicht nur dadurch angreifbar, dass er Kontakt zum israelischen Geheimdienst Mossad aufnimmt, von dem er sich Mithilfe bei der Ergreifung Eichmanns erhofft, sondern auch durch seine damals noch unter Strafe gestellte Homosexualität sowie durch linke Gesinnung.

Wie eng und repressiv es in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft zuging, führt Lars Kraume eindrücklich vor Augen. Er taucht noch tiefer in die historische Realität ein als sein Regiekollege Giulio Ricciarelli, dessen Nazijägerfilm „Im Labyrinth des Schweigens“ gerade als deutscher Beitrag in den Wettbewerb um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film geschickt worden ist.

Patronen in der Post

Während der vom bald darauf verstorbenen Gerd Voss gespielte Fritz Bauer in Ricciarellis Film als Randfigur vorkommt und das Hauptaugenmerk auf den Ermittlungsarbeiten im Vorfeld der Auschwitz-Prozesse liegt, widmet sich Kraume dem physischen und mentalen Kraftakt Bauers, der sich immer öfter mit handfesten Drohungen auseinandersetzen muss.

Einmal wird ihm ein Brief ins Büro geschickt; „Jude verrecke“ steht auf der Karte, eine einzelne, in eine Hakenkreuzfahne gewickelte Patrone liegt der Botschaft bei. Szenen wie diese wirken beunruhigend und lassen wenig Raum für Hoffnung, man könne die im Verborgenen vernetzten Nazis aufspüren und für alle Zeit hinter Schloss und Riegel bringen. In Anbetracht der schwierigen Aufarbeitung der NSU-Verbrechen in unserer Gegenwart wirkt dieser Gedanke beängstigend aktuell.

Ringen um Wahrheit

Bei aller historischen Genauigkeit, die sich noch in den kleinsten Ausstattungsdetails zeigt: Kraumes Film ist mehr als eine faktentreue Nacherzählung, er macht Bauers zähes, bis zur Selbstaufgabe reichendes Ringen um Wahrheit nachvollziehbar. Auch die von Lars Kraume und seinem Drehbuchautor Olivier Guez frei erfundene Episode um Bauers homosexuellen Mitarbeiter Karl Angermann fügt sich glaubwürdig in die Darstellung. Denn anhand dieser beiden Charaktere zeigen Kraume und Guez, wie wirksam unmenschliche Gesetze und vor allem Angst zwischenmenschliche Beziehungen in jener Zeit zerstören konnten.

Der Staat gegen Fritz Bauer. Deutschland 2015. Regie: Lars Kraume. Mit Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, Lilith Stangenberg, Sebastian Blomberg, Laura Tonke, Dany Levy, Robert Atzorn. 105 Minuten. Ab 12 Jahren.

Termin: Zur Vorstellung am Samstag, 3. Oktober, um 15 Uhr sind Lars Kraume und Burghart Klaußner im Kino Atelier am Bollwerk anwesend.