Nach dem experimentierfreudigen „5“ geht es Michael Braun im „Brauns“ etwas bodenständiger an.

Stuttgart - Der Mann ist wieder auf der Erde gelandet. Auf seiner vorigen Station hat Michael Braun in einer für Stuttgart ungewöhnlichen Weise im Szenerestaurant „5“ in der Küche so wild wie gekonnt experimentiert, dass er im hiesigen Gastrobetrieb positiv aus dem Rahmen fiel. Wer viel wagt, muss viel können. Michael Braun kann auf Erfahrungen zurückgreifen, die er unter anderem bei den Drei-Sterne-Größen Heinz Winkler und Dieter Müller gesammelt hat – eine Weile war er Privatkoch von Donald Trump in Florida.

 

Nun kocht Michael Braun seit Mitte März im nach ihm benannten Brauns und ist dabei im Vergleich zum „5“ wieder mehr beim reinen Handwerk angekommen: mehr Müller als Trump. Das Restaurant führt der Koch gemeinsam mit dem Werbeprofi Andreas Schlittenhardt. Die Einrichtung könnte als edel-verrucht durchgehen. Die Leuchter muten barock an, roter Samt auf schweren Holzstühlen, eine imposante Bar – der hintere Teil des Restaurants ist durch einen halbtransparenten Fadenvorhang abgetrennt.

Stimmiges Gesamtbild

Der Gruß aus der Küche kommt. Auf einer Schieferplatte thront unter anderem ein Miniaturlaugenbrötchen mit Tatar, serviert von den sehr zuvorkommenden, vor allem aber auch kompetenten Servicekräften des Restaurants. Danach wählen wir einen Salat von Wildkräutern mit Bärlauch-Dressing, Spargel, Tomaten und karamellisiertem Feta-Frischkäse (elf Euro) – dabei fügen sich der herbe Charakter der Kräuter, die Würzigkeit des Schafskäses und die süße Karamellnote zu einem sehr stimmigen Gesamtbild.

Nichts zu bemängeln gibt es auch bei der zweiten Vorspeise, den gebratenen Gambas mit Morcheln, Spargeln und Frühlingslauch (19 Euro). Fast ein wenig nussig sind die Morcheln, und die Gambas sind genauso saftig, wie sie sein sollten, in manchen Restaurants aber leider nicht so auf den Tisch kommen. Bei den Hauptgängen können die Gäste in der übersichtlichen Speisekarte aus sechs Varianten auswählen.

Kabeljaurücken an Pommery-Senfsauce

Scharf-süß ist eine der Geschmackskombinationen, die beim Kabeljaurücken an Pommery-Senfsauce mit Püree und Spargel-Erdbeer-Ragout zu entdecken ist (25 Euro). Wie bei allen anderen Spargelgerichten auf der Karte überzeugt auch der hier verwendete grüne Spargel, der noch leicht bissfest ist. Beim zweiten Hauptgericht gönnt sich Michael Braun einen Kurzausflug ins Exotische.

Fisch und Wurst vertragen sich nicht? Sie vertragen sich doch: beim Seeteufel-Filet mit Rhabarber und Chorizo-Schaum (29 Euro), also dem Aroma einer spanischen Rohwurst. Dieser Schaum verleiht dem milden Fisch genau jene pikante Note, die ihn geschmacklich noch interessanter macht. Verrückter hat Michael Braun definitiv im „5“ gekocht, im Brauns prägt er mit seinen weit überdurchschnittlichen Fähigkeiten eine modern-internationale Küche.

Brauns, In der Hauptstätter Straße 61. Geöffnet Montag bis Samstag von 18 Uhr an. Telefon: 0711/ 51 87 60 18. Internet: www.restaurant-brauns.de

Die Bewertung:

Küche ****

Service ****

Ambiente ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.