Große Teile des Synergieparks zwischen Möhringen und Vaihingen sind von der Breitbandversorgung nach wie vor abgekoppelt. Die Region will mit einem Masterplan gegensteuern.

Filder - Schnelles Internet, so heißt es oft, ist das Rückgrat einer starken Wirtschaft. „Früher hat eine einfache Internetverbindung gereicht“, sagt Dieter Rentschler von der Wirtschaftsförderung Stuttgart. „Aber inzwischen geht es um wahnsinnige Datenmengen. Und ein leistungsfähiges Netz gehört heute zur Infrastruktur dazu wie eine Autobahn.“ Umso erstaunlicher, dass große Teile der Wirtschaft in Möhringen und Vaihingen nach wie vor auf der Datenautobahn im Stau stehen und von einer funktionierenden Breitbandversorgung abgekoppelt sind. In Teilen des Synergieparks, immerhin des größten Gewerbegebiets Stuttgarts, liegt die Verfügbarkeit von schnellen Anschlüssen bei unter 50 Prozent, stellenweise sogar unter zehn Prozent. Gleiches gilt für das Gewerbegebiet auf dem Fasanenhof.

 

Was genau Breitband eigentlich ist, ist gar nicht so scharf umrissen. Der Begriff wird vor allem genutzt, um den Internetanschluss von früheren, langsamen abzugrenzen, die etwa über ein Telefonmodem liefen. Für das statistische Bundesamt etwa bedeutet Breitband einen Datendurchlass von zwei Megabits in der Sekunde. Ein großes Urlaubsfoto hochzuladen, dauert da schon einige Sekunden. Das Bundesministerium für Wirtschaft setzt deshalb als Ziel einen flächendeckenden Ausbau auf 50 Megabits in der Sekunde, um den Handel, die Medizin, die Verwaltung und nicht zuletzt auch das Online-Banking voranzutreiben. Denn Studien zufolge würde eine zehnprozentige Zunahme der Breitbandversorgung das jährliche Bruttoinlandsprodukt um 1,5 Prozent steigern.

Große Unternehmen zahlen ihr eigenes Glasfaserkabel

Aber wie beim Autobahnbau müssen auch beim Breitbandausbau Bauarbeiter mit den Baggern ran. Moderne Geräte mit blinkenden Lichtern neben den Telefonanschlüssen zu installieren, reicht nämlich nicht aus. Stattdessen müssen neue Kabel verlegt werden, im besten Fall Glasfaserkabel, und diese dann auch an die Häuser angeschlossen werden. Paradoxerweise lohnt sich das aber in Gewerbegebieten eben nicht. „Wenn zehn Unternehmen sagen, wir brauchen das, ist das für die Telekom nicht interessant“, sagt Rentschler. In einem Hochhaus können weit mehr Anschlüsse mit weit weniger Aufwand verkauft werden. „Irgendwann geht die Schere auseinander“, sagt der Mann von der Wirtschaftsförderung. Große Unternehmen können es sich leisten, die Glasfaserkabel selbst verlegen zu lassen. Kleine Unternehmen müssen weiterhin im Schneckentempo im Internet surfen.

Wo das passiert, offenbart der Breitbandatlas des Bundes. Neben den beiden Gewerbegebieten sind es auch die Randlagen und kleineren Wohngebiete, die vom schnellen Internet noch teilweise abgekoppelt sind: die Höhenlage Rohrs, Büsnau, Kaltental, Sonnenberg sowie das Wohngebiet Höhenrand zwischen Vaihingen und Möhringen. Mehr als drei Viertel aller Haushalte in den Ortskernen indes verfügen über einen Breitbandanschluss mit einem Datendurchlass von mindestens 50 Megabits in der Sekunde.

Ein Masterplan soll die Lücken beim Breitband aufzeigen

Wie und wo genau der Ausbau voranschreiten soll, ist trotzdem unklar. „Der Breitbandatlas des Bundes ist recht grob“, sagt Rentschler. „Die großen Anbieter sind enthalten, aber es gibt auch kleine Anbieter. Uns fehlt die straßenscharfe Abgrenzung.“ Deshalb hat der Verband Region Stuttgart eine Ausschreibung veröffentlicht. Büros sollen sich bewerben, um den Bestand zu ermitteln und gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge samt einer Kostenschätzung abzugeben. „Dann wissen wir, wo wir tätig werden müssen und wie viel das kostet.“

Das Ziel soll ein Masterplan für ein glasfaserbasiertes Rückgrat – ein sogenanntes Backbone-Netz – für Stuttgart, Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg, Göppingen und den Rems-Murr-Kreis sein. Die ersten Gespräche mit in Frage kommenden Büros sollen im Februar geführt werden. Im April oder Mai soll der Auftrag vergeben werden. „Ende 2016 werden wir dann die Grundlagen haben, um damit in den Gemeinderat zu gehen“, sagt Rentschler.

Die Stadt könnte dann beschließen, die Leerrohre selbst unter dem Straßenasphalt zu vergraben, zum Beispiel im Gewerbegebiet Möhringen/Vaihingen. Die Kosten dafür müssten die Telekommunikationsanbieter nicht selbst tragen. „Man könnte auch einen Zweckverband gründen oder die Stadtwerke ins Spiel bringen“, sagt der Mann von der Wirtschaftsförderung. Jedenfalls wäre es vergleichsweise günstig, in diese Leerrohre später die Glasfaserkabel zu schieben und die Gebäude anzuschließen. Eines ist sicher: Viele Unternehmen auf der Filderebene werden sich noch eine Weile mit dürftigem Datenvolumen begnügen müssen.