Nach der Explosion einer Briefbombe in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm ermittelt die Polizei unter Hochdruck. Oberbürgermeister Steffen Hertwig ist schockiert über die Tat.

Neckarsulm - In Neckarsulm ist die Bestürzung groß über eine Briefbombe, die in der Lidl-Zentrale am Mittwochnachmittag gegen 14.50 Uhr explodiert ist. Drei Menschen wurden verletzt, zwei davon leicht. „Das ist ein feiger und hinterhältiger Anschlag“, sagt Oberbürgermeister Steffen Hertwig (SPD) im Gespräch mit unserer Redaktion.

 

Der Rathauschef ist über eine Meldekette von der Detonation informiert worden und am Mittwoch umgehend zu dem Verwaltungsgebäude in einem Industriegebiet geeilt. Die Briefbombe sei in der Poststelle im Erdgeschoss explodiert, er habe von außen keinen Schaden gesehen. „Es ist schrecklich, ich weiß nicht, was jemanden bewegt, so etwas zu tun“, sagt Hertwig und hofft, dass die Polizei den oder die Täter schnell fassen wird. Auch die Mitarbeiter der Geschäftsleitung, mit denen er gesprochen habe, seien schockiert und entsetzt gewesen.

Spürhunde der Polizei suchten das Gebäude ab

Man habe noch keine heiße Spur, heißt es bei der Polizei, weder zum Absender noch zum Motiv. „Ein Bekennerschreiben ist uns nicht bekannt“, sagt ein Sprecher der Polizei Heilbronn. Nach der Explosion sei ein Bombenentschärfungskommando vor Ort gewesen, um nach möglichen weiteren verdächtigen Gegenständen zu suchen. Dabei waren auch Spürhunde im Einsatz, die Sprengstoff erschnüffeln können. Gefunden wurde jedoch nichts, betont der Sprecher. Das gesamte Gebäude der Lidl-Deutschland-Zentrale in der Rötelstraße sei evakuiert worden, knapp 100 Menschen mussten sich vorsorglich in Sicherheit bringen.

Neben der Feuerwehr, den medizinischen Rettungskräften, den Spezialisten des Landeskriminalamts Baden-Württemberg und einem Rettungshubschrauber waren auch mehrere Notfallseelsorger vor Ort. Über den entstandenen Sachschaden kann die Polizei bisher nichts sagen.

Besteht eine Verbindung zu einer Explosion in Eppelheim?

Noch ist nicht klar, ob der Briefbombenanschlag in Verbindung zu einer Explosion bei einem Getränkehersteller in Eppelheim steht. Die Stadt im benachbarten Rhein-Neckar-Kreis liegt nur rund 60 Kilometer entfernt. In der zentralen Warenannahme hatte ein Mitarbeiter ein Paket angenommen, das explodierte. Er erlitt dabei ein Knalltrauma. Zu den Hintergründen der beiden Explosionen gibt es keine weiteren Angaben. Es ist unklar, ob sich die Anschläge gezielt gegen die jeweilige Firma oder womöglich gegen die Lebensmittelbranche an sich richten.

Lidl-Pressestelle: „Wir sind tief bestürzt“

Die firmeneigene Pressestelle des Discounter-Riesen gibt nur schriftlich Auskunft: „Wir sind tief bestürzt über den Vorfall und wünschen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gute und schnelle Genesung.“ Man wolle zum aktuellen Zeitpunkt keine weiteren Angaben machen, sondern das Ergebnis der Ermittlungen abwarten.

Die Wortkargheit der Verantwortlichen des Lebensmittelunternehmens ist nicht Neues. Dieter Schwarz, der Lidl-Gründer, Mäzen und einer der reichsten Deutschen meidet seit vielen Jahren jegliche Medienöffentlichkeit. Lange Zeit gab es nicht einmal aktuelle Fotos des 81-jährigen Neckarsulmer Ehrenbürger, dessen Vermögen auf mindestens 40 Milliarden Euro geschätzt wird.

Lidl und Kaufland gehören zur Schwarz-Gruppe

Die Schwarz-Gruppe mit ihren Supermarktketten Lidl und Kaufland ist einer der größten Handelskonzerne der Welt. Der Gesamtumsatz lag im Geschäftsjahr 2019/20 bei 113,3 Milliarden Euro und war zuletzt deutlich gewachsen. Eigentümer Dieter Schwarz hat sich schon vor vielen Jahren vom operativen Geschäft verabschiedet und den Konzern in die Hände seines engsten Vertrauten Klaus Gehrig gelegt. Der ist immerhin auch schon 72 Jahre alt und hat angeblich noch lange nicht vor aufzuhören.