Für den Italienurlaub fehlt noch der eine oder andere Schmöker im Gepäck? Bruno Vareses „Die Tote am Lago Maggiore“ könnte etwas sein – der Krimi entfaltet ein Panorama aus Verrat, Gewalt und Korruption.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Da liegt sie tot, der Kopf zerschmettert vom Zusammenstoß mit einem Bootsrumpf, am Ufer des sonst so paradiesischen Lago Maggiore – Gisella Tonetti, gastronomisches Multitalent und Geschäftspartnerin von Matteo Basso. Der war früher einmal Mailänder Polizeipsychologe und ist jetzt Chef der Metzgerei seiner verstorbenen Eltern im kleinen Örtchen Cannobio am Lago. Basso raucht eine Zigarette nach der anderen und macht sich bittere Vorwürfe: Hätte er Gisellas nächtliche Anrufe, in denen sie ihn um Hilfe bat, doch nur gehört, wäre sie vielleicht noch am Leben.

 

Doch nun bleibt Basso nur noch, seinem Instinkt zu folgen, der ihm sagt, dass etwas mit dem vermeintlichen tödlichen Bootsunfall seiner Geschäftspartnerin nicht stimmt, und er beginnt zu ermitteln. Bald stößt Basso auf Ungereimtheiten, und gemeinsam mit der Kommissarin Nina Zanetti arbeitet sich der einstige Polizeipsychologe durch ein wirres Dickicht aus Verrat, Korruption und Gewalt.

Alles andere als ein strahlender Held

„Die Tote am Lago Maggiore“ ist Bruno Vareses erster Kriminalroman und durchaus gelungen. Aus dem vermeintlichen Bootsunfall von Gisella Tonetti entfaltet Varese vor der Kulisse des oberitalienischen Sees ein ganzes Panorama, das von den Jahrzehnte zurückliegenden Terroranschlägen der Roten Brigaden bis hin zur modernen Sklaverei, unter der afrikanische Flüchtlinge in Italien zu leiden haben, reicht. Garniert ist das kriminelle Geflecht mit einem tragischen Familiendrama – an dessen Höhepunkt es nur noch Verlierer gibt.

Auch Vareses Ermittler Matteo Basso ist nicht frei von dem einen oder anderen Trauma. Warum er seinen Mailänder Polizeipsychologen-Job an den Nagel hängt und die Metzgerei seiner Eltern übernimmt, bleibt größtenteils unklar. Es steht nur so viel fest: Freiwillig hat sich der von Alpträumen geplagte Basso nicht zurückgezogen. Und als er ermittelnderweise in seine alte Heimat Mailand zurück muss, suchen ihn die Dämonen der Vergangenheit gleich wieder heim. Überhaupt ist Basso alles andere als ein strahlender Held, was ihn durchaus sympathisch macht. Während seiner von der Polizei argwöhnisch beäugten oder gar unterbundenen Ermittlungen stolpert Basso von einer Panne in die andere, dass sich der Leser bisweilen an den Kopf fasst. Aber das Glück ist mit dem Tüchtigen und Hartnäckigen.

Unterm Strich bleibt ein lesenswerter Ferienkrimi mit Lokalkolorit, empfohlen allen Italienurlaubern und Liebhabern der oberitalienischen Seen.

Bruno Varese: „Die Tote am Lago Maggiore. Ein Fall für Matteo Basso“. Kiepenheuer & Witsch Köln 2016. 304 Seiten, 9,99 Euro. Auch als E-Book 9,99 Euro.