Der französische Staatschef Francois Hollande und die Schauspielerin Julie Gayet versuchen sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit an einer normalen Beziehung. Ein Buch berichtet nun darüber.

Paris - Die Paparazzi liegen auf der Lauer. Auf ein aktuelles Foto von Francois Hollande und Julie Gayet sind rund 20 000 Euro ausgesetzt. Das bisher letzte datiert vom November 2014. Es zeigt das Paar im Garten des Elysée und hat fünf der Beihilfe zur Verletzung der Privatsphäre verdächtige Palastangestellte eine Strafversetzung eingetragen.

 

Seither narren der französische Staatschef und seine Freundin die Verfolger. Die Chefredaktion von „Paris Match“ hat es in ihrer Not ganz direkt versucht. Ob der Präsident und die Filmschauspielerin ihre Liaison nicht öffentlich machen und einen Fotografen des Magazins empfangen wollten, hat „Paris Match“ im Elysée-Palast angefragt. Die Antwort: ein klares Non.

Die Franzosen können aufatmen

Aber immerhin gibt es nun ein Buch zur weitgehend unsichtbaren Beziehung – der Journalistin Soazig Quéméner von „Marianne“ und ihrem Kollegen Francois Aubel („Le Figaro“) sei Dank. „Julie Gayet, une intermittente à l’Elysée“ heißt das am Donnerstag erschienene Werk. Und auch wenn im Titel Zweifel anklingen, ist eine „intermittente à l‘Elysée“ doch eine nur befristet im Elysée beschäftigte Kulturschaffende: die Franzosen können aufatmen. Das Liebesglück ist ungetrübt. Zwei Jahre nachdem Hollande mit nächtlichen Motorradausflügen zu seiner Geliebten in Frankreich ein privates und politisches Beben ausgelöst hat, führen die beiden fast so etwas wie eine normale Beziehung.

Sie bemühen sich zumindest darum, was freilich, wie die Lektüre verdeutlicht, weit über Normalmaß hinausgehende Anstrengungen verlangt. Treffen sie sich bei ihm, schreitet Gayet nicht durchs Hauptportal des Elysée. Die Tochter eines Chirurgen und einer Antiquarin schlüpft vielmehr heimlich durchs Gartentor ins Innere des Palastes. Bevor das Paar im vergangenen Sommer Urlaub machte, streute jemand das Gerücht, es werde im südfranzösischen L’Isle-sur-la-Sorgue Erholung suchen. Die dort eintreffenden Paparazzi sollten dann freilich unter sich bleiben.

Gayet nennt Hollande „Meinen Verlobten“

Schon die Wortwahl kündet vom Wunsch nach Normalität. „Mein Geliebter ist ein Schlemmer und schlecht angezogen“, lässt Gayet Freunde und Bekannte wissen. Erhält sie eine Einladung, erkundigt sie sich nicht, ob Frankreichs Staatschef willkommen ist, sondern fragt: „Sollen wir mit unseren Typen kommen?“ Ihr Typ, den sie auch „meinen Verlobten“ nennt, kommt dann manchmal tatsächlich mit. Was dazu führt, dass Hollande Zugang zu Künstlerkreisen erhält oder Einblicke in den sozialen Wohnungsbau. Hoch oben in einem Mietskasernenturm soll er einmal mit Kulturschaffenden diniert haben, zwischen rissigen Wänden, während sich die ihn begleitenden Sicherheitsbeamten im Dunkel des Treppenhauses die Beine in den Bauch standen.

Der Anschein von Normalität

Freunde und Bekannte des Paares machen mit, versuchen ihrerseits der Verbindung den Anschein von Normalität zu geben. Den Anschein deshalb, weil natürlich alle im Hinterkopf haben, dass Gayet nicht mehr nur irgendeine aus der Pariser Hochbourgeoisie stammende, mit der Linken sympathisierende, feministisch angehauchte, an Kunst und Kultur interessierte Französin ist, sondern auch eine, die den mächtigsten Mann des Landes zum Freund hat. Nein zu ihr zu sagen, falle nicht leicht, hat ein Bekannter gestanden.

Wenn die Schauspielerin, die in rund 50 Kino- und 20 Fernsehfilmen vor allem Nebenrollen bekleidete und lange Zeit allenfalls Kennern ein Begriff war, mittlerweile die Titelseite von Hochglanzmagazinen schmückt, dann ja auch nicht, weil ihre letzten Filme sonderlich erfolgreich gewesen wären. Als Frau des Präsidenten prangt sie dort. Aber darüber spricht man nicht.

Als Vorbild dienen Angela Merkel und Joachim Sauer

Zu verdanken ist dies laut Quéméner und Aubel nicht zuletzt der Image-Beraterin Anne Méaux. Die Leiterin der Agentur „Image 7“ steht dem Paar diskret coachend zur Seite. Als Vorbild dienen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Joachim Sauer. Ihre Beziehung ist Privatsache, jeder macht seinen Job, der Gatte hat es geschafft, den seinen fernab der Scheinwerfer zu verrichten. Gayet würde das auch gern, Konsequent hält sie sich aus allem heraus, was nach Politik aussieht, unterzeichnet keine Petition, keine Solidaritätsadresse.

Bleibt die Frage, ob der Fall Merkel-Sauer im monarchisch geprägten Frankreich Schule machen kann, wo bis zu Hollandes Trennung von Gayets Vorgängerin Valérie Trierweiler eine Première Dame an der Seite des Präsidenten unverzichtbar schien. Bisher klappt es schon mal erstaunlich gut.