Deniz Ohdes Debüt „Streulicht“ ist der Bildungsroman eines gebrochenen gesellschaftlichen Bildungsversprechens und eines der bemerkenswertesten Bücher dieses Jahres. An diesem Samstag ist die Autorin per Livestream im Literaturhaus Stuttgart zu Gast.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Reibungsloser kann man nicht in die erste Reihe gelangen. Aus dem Nichts landete das Debüt „Streulicht“ der 1988 in Frankfurt geborenen Autorin Deniz Ohde auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Damit ist der Grundstein für eine Karriere im Literaturbetrieb gelegt, und die Dinge nehmen ihren Lauf. Und wenn es gestattet ist, eine Erfolgsgeschichte so pointiert aufzubürsten, dann nur, weil sie in krassem Gegensatz zu dem steht, wovon die Ich-Erzählerin des Romans berichtet. Denn deren Startplatz liegt auf den hinteren Rängen unserer Gesellschaft, am Rande eines Industriequartiers, in dem der Vater Jahr für Jahr Aluminiumbleche in giftige Laugen tunkt. Hier gelten eigene Gesetze, eigene Jahres- und Tageszeiten, nachts glühen die Lichter des Gebiets wie eine „riesige gestrandete Untertasse“, und orangeweißes Streulicht erfüllt den Himmel, tags gehen die Ausdünstungen der Schlote als Industrieschnee nieder und bescheren einen unverhofften chemischen Winter.