Das Gelände am Bahnhof in Stuttgart-Vaihingen soll umgebaut werden. Die Bürger sollen mitreden dürfen. Noch diskutieren die Bezirksbeiräte aber darüber, ob es Vorgaben, etwa zum Ausmaß einer Bebauung, geben soll.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Unter dem Titel „Aufent-Haltestelle Zukunft“ soll das Gelände südöstlich des Vaihinger Bahnhofs, das einst der Bahn-Tochter Aurelis gehörte, umgestaltet werden. Bereits vor zehn Jahren hatte es eine Bürgerbeteiligung gegeben, die nun fortgeführt werden soll. Darüber sind sich die Bezirksbeiräte einig. Was auf dem Areal entstehen soll, darüber herrscht Unstimmigkeit. Diskutiert wurde in einer Sondersitzung des Gremiums am Mittwochabend zudem darüber, ob die Bürgerbeteiligung „Leitplanken“ braucht. Also, ob die Bürger über jede mögliche Form der Nutzung der Fläche mitreden dürfen, oder ob es Vorgaben geben soll, etwa zum Ausmaß einer Bebauung.

 

Dörte Meinerling vom Planungsbüro Planbar Hoch 3 erläuterte, warum die Durchführung eines Beteiligungsprozesses für das Aurelis-Areal schwierig ist. Dazu zähle neben der Uneinigkeit darüber, ob dort überhaupt gebaut werden soll, auch, dass auf dem Gelände „Fakten geschaffen wurden“. So soll die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) interimsweise dort hinziehen, allerdings ist unklar, für wie lange. Teile der Fläche werden zudem während des Baus des Regionalbahnhalts und im Zuge von Stuttgart 21 benötigt. „Diese Zwischennutzungen haben wir uns nicht ausgesucht. Aber sie sind nun mal da“, sagte Susanne Frucht vom Amt für Stadtplanung und Wohnen.

Könnte dort ein Biergarten entstehen?

Zudem würden Ergebnisse der ersten Bürgerbeteiligung von 2011 nicht in die jetzige Beteiligung einfließen, sagte Meinerling. Darüber herrsche Unzufriedenheit bei vielen Akteuren. Es war zudem im Gespräch, ob das Areal Projekt für die Internationale Bauausstellung 2027 (IBA) wird. Dem misst das Planungsbüro keine Priorität zu. Man müsse sich zunächst „dem Kern der Sache widmen“, so Meinerling – nämlich, ob das Gelände bebaut werden soll oder nicht und ob es Nutzungsbeschränkungen geben soll oder nicht. Während einige Bezirksbeiräte sich für eine kleinflächige Bebauung, etwa einen Biergarten, aussprachen, waren andere gegen jegliche Bebauung, auch, weil das Gelände als Freifläche für das Stadtklima wichtig sei. Auch darüber, ob auf dem Gelände ein privater Träger eine Schule bauen darf oder nicht, gingen die Meinungen auseinander.

Letztlich herrschte Konsens darüber, dass die Fläche dem Gemeinwesen dienen soll, als Treffpunkt für die Vaihinger Bürger und Beschäftigten. Meinerling und Frucht wünschten sich eine offene Bürgerbeteiligung ohne Einschränkungen bezüglich der Nutzung der Fläche. „Ich fände es gut, mit möglichst wenig Denkverboten in den Prozess zu gehen“, sagte Frucht. Wichtig sei aber, dass die Politik dies mittrage – denn am Ende entscheidet der Gemeinderat über die Nutzung des Areals. In einer der ersten Sitzungen 2021 wollen sich die Bezirksbeiräte auf die Vorgaben einigen, welche der Bürgerbeteiligung zugrunde gelegt werden sollen.