In Coronazeiten ging auf dem Amt ohne Vorab-Termin nichts. Langsam kehren die Bürgerbüros wieder zur Normalität zurück. Wenn auch in teils abgewandelter Form, wie zwei Beispiele von den Fildern zeigen.

Lokales: Armin Friedl (dl)

In ein Bürgeramt gehen, weil man beim Vorbeilaufen feststellt, dass man dort noch etwas zu erledigen hat, oder weil gerade Zeit übrig ist – das war über viele Monate hinweg nicht möglich. Eine Voranmeldung musste in Coronazeiten sein. Und je nach Anliegen konnte es einige Wochen dauern, bis einem ein Termin zugewiesen wurde. Die Bürgerämter in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen gehen nun wieder einen Schritt in Richtung Normalität. Sie bieten wieder Öffnungszeiten der Bürgerämter ohne Voranmeldung an.

 

Bürger möchten spontan kommen

Beginn in Filderstadt ist am Donnerstag, 7. Juli: Von da an haben alle Bürgerämter zunächst immer nur donnerstags von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet für Leute ohne Voranmeldung. Damit der Modellversuch überprüft werden kann, wurden diese Zeiten in allen fünf Bürgerämtern vereinheitlicht. In den Stadtteilen Harthausen, Bonlanden und Sielmingen werden sie sogar um jeweils zwei Stunden erweitert.

Wartezeiten sind nach wie vor Realität

„Wir entsprechen dem Wunsch vieler Bürger nach einem niederschwelligen und unbürokratischen Zugang“, sagt Jan-Stefan Blessing, Leiter des Filderstädter Ordnungsamts. Allerdings empfiehlt die Stadt nach wie vor eine Terminbuchung, denn es gibt nach wie vor längere Wartezeiten. Blessing schreibt in einer Mitteilung der Stadt: „Bei sehr starkem Besucheraufkommen und den damit verbundenen längeren Wartezeiten muss regelmäßig schon vor Ablauf der Sprechzeit damit gerechnet werden, dass die Warteräume vorzeitig geschlossen werden. Deshalb empfehlen wir weiter die Buchung eines Termins unter www.filderstadt.de.“ Das heißt: Wer spontan kommt, muss damit rechnen, dass das Amt schon früher geschlossen ist als eigentlich angekündigt.

Großer Andrang wegen Reisedokumente

Der große Andrang gilt vor allem für jene Anliegen, die jetzt am meisten nachgefragt werden: das Ausstellen von Personalausweisen und Reisepässen. Dann kommt noch hinzu, dass es seit der Wiedervereinigung 1990 im Zehn-Jahres-Rhythmus zu einer Häufung von Verlängerungsanträgen kommt – und jetzt aufgrund von Corona zwei Jahre später als sonst. Und neu ist: Wer nach Großbritannien will, kann das seit dem EU-Austritt des Landes nur mit einem Reisepass. So kommt eine Antragswelle zustande, die nicht nur die Behörden vor Ort überfordert: „Die Produktionszeit der Reisepässe bei der Bundesdruckerei beträgt aktuell 18 Werktage“, sagt Blessing. Noch schwieriger sei die Terminsituation bei Angelegenheiten der ausländischen Mitbürger: Da seien Wartezeiten von fünf bis sechs Monaten nicht unüblich.

Gute Erfahrungen mit Terminvereinbarungen

In Leinfelden-Echterdingen wissen dagegen die Behördenspezialisten, dass dies alles nicht neu ist. „Wir hatten schon im vergangenen Jahr eine Phase von September bis November, wo man auch ohne Voranmeldung in unsere Bürgerbüros gekommen ist“, sagt Gerd Maier, Leiter des Bürger- und Ordnungsamts. „Und wir haben schon seit dem Frühjahr wieder offen ohne vorherigen Termin, und zwar montags von 8 bis 12 Uhr und mittwochs auch von 14 bis 18 Uhr, also wie in Zeiten vor Corona.“

80 Prozent melden sich vorher an

Damit die Erwartungen nicht allzu hoch geschraubt sind, erklärt Maier: „Wir machen jetzt darauf nicht extra aufmerksam.“ Auch er empfiehlt „möglichst eine Terminbuchung vorab“. Denn die Menschen in Leinfelden-Echterdinger reisen genauso gern wie die Filderstädter, deshalb gibt es auch hier Wartezeiten. Denn eigentlich gilt derzeit: Wer Reisedokumente benötigt, sollte sich nach Möglichkeit schon zwei Monate vor der Reise darum kümmern.

Mit Vorab-Terminbuchungen hat man in Leinfelden-Echterdingen gute Erfahrungen gemacht. „Etwa 80 Prozent der Leute nutzen das“, sagt Maier. „Da haben wir denn auch viele positive Reaktionen bekommen.“ Wer dann dennoch spontan kommt, muss mit Wartezeiten von einer halben bis zu einer Stunde rechnen – und dabei zuschauen, wie mancher vorher drankommt, obwohl dieser später gekommen ist. Aber Maier macht auch darauf aufmerksam: „Wie alle Kommunen im Land bauen wir unser Online-Dienstleistungsangebot zunehmend aus.“ Das heißt: Für immer mehr Anliegen muss man gar nicht mehr konkret im Amt erscheinen, immer mehr Dinge können bequem von zu Hause aus erledigt werden.