Noch vier Wochen bleiben bis zum Bürgerentscheid. Die Initiative beginnt mit der Mobilisierung der Liebhaber des bisherigen Standorts.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Der Ton ist moderat, die Kritik heftig. Knapp vier Wochen vor dem ersten Esslinger Bürgerentscheid meldet sich die Initiative Bürgerbegehren Stadtbücherei zu Wort – und zeigt sich „maßlos verwundert über die Verteilungspraxis und den Inhalt der Informationsbroschüre“. So zumindest formuliert es der SPD-Stadtrat Wolfgang Drexler als Initiator des Bürgerbegehrens.

 

Dem Gemeinderat sei versprochen worden, dass die Broschüre zu den beiden denkbaren Standorten – einem Neubau in der Küferstraße oder dem von der Initiative geforderten Verbleib im historischen Bebenhäuser Pfleghof – zeitgleich mit den Wahlbenachrichtigungen für den 10. Februar versendet werden. Doch mittlerweile seien in vielen Haushalten zwar die Wahlbenachrichtigungen gelandet, nicht jedoch die Informationsschrift.

7,8 Millionen Euro angebliche Mehrkosten sorgen für Ärger

Aber auch der Inhalt stimmt die Initiative alles andere als glücklich. So nenne die Stadt als Argument für einen Neubau, dass dieser 7,8 Millionen Euro weniger kosten werde als die Sanierung des Pfleghofs. Nicht erwähne die Verwaltung dabei, dass es sich um Kostenschätzungen handele, die sich zudem auf die kommenden 38 Jahre – acht Jahre für Planung und Bau sowie 30 Jahre Betrieb – beziehe. Nicht aufgelistet seien hingegen jene 2,5 Millionen Euro, die der Grundstückserwerb für den Neubau an der Küferstraße gekostet habe. Außerdem verschweige die Verwaltung, dass man bei der Sanierung des Pfleghofs auch mit Fördergeld aus dem Denkmalschutztopf rechnen könne. Auch hätte die Verwaltung, so merkt Ulrike Gräter, die mit Drexler und dem SPD-Stadtrat Klaus Hummel die Initiative Bürgerbegehren organisiert, kritisch an, fairerweise erwähnen müsse, dass bei einem Neubau in der Küferstraße dennoch mindestens 10 Millionen Euro Sanierungskosten für den Bebenhäuser Pfleghof auf die Stadt zukommen würden.

Umbau soll jetzt sogar fünf Jahre dauern

Kein Verständnis wiederum hat Klaus Hummel dafür, dass die Stadt in der Broschüre die Bauzeit – und die damit verbundene Notwendigkeit, eine Interimslösung für die Bücherei zu finden – mit fünf Jahren beziffert. Hummel: „Bisher war immer von zwei oder maximal drei Jahren die Rede. Hier wird eindeutig versucht, Stimmung gegen den Pfleghof zu machen.“

Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger nimmt die inhaltlichen Vorwürfe „zur Kenntnis“. Aus technischen Gründen habe man die Wahlbenachrichtigungen und die Infobroschüre nicht zusammen verschicken können. Die Post habe auf Anfrage nun zugesagt, dass die Broschüren bis spätestens Mittwoch, 16. Januar, in den Esslinger Briefkästen liegen sollen.