Noch bis Montag haben die Stuttgarter die Möglichkeit, Vorschläge für den Bürgerhaushalt zu machen. Bisher liegen in den Stadtbezirken Vaihingen und Möhringen die Themen Verkehr, Einkaufen und Sauberkeit weit vorn.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen/Möhringen - Dieser Vorschlag ist wohl kaum ernst gemeint. Die Nord-Süd-Straße soll eine Fußgängerzone werden, das ist der Vorschlag mit der Nummer 50676 im Stuttgarter Bürgerhaushalt. So könne der Verkehr im Stadtbezirk nachhaltig beruhigt werden, heißt es in der Begründung.

 

Trotz der Absurdität des Vorschlags steht in den Kommentaren unter anderem: „Genau, die 40 000 Leute, die im Synergiepark arbeiten, laufen dann alle zur Arbeit (und danach von dort zum Beispiel zum Freibad, um sich zu erholen).“ Fakt ist aber, dass sich die meisten Vorschläge um die Themen Verkehr und Mobilität drehen. Einer der Brennpunkte: das Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost, wo sich nahezu täglich in den Morgen- und Abendstunden lange Staus bilden. Mehrere Bürger fordern dafür eine Lösung.

Davon abgesehen geht es bei den Vorschlägen aber eher darum, den Autoverkehr zurückzudrängen und stattdessen die Bus- und Bahnverbindungen sowie die Radwege auszubauen. Mehrfach zu finden ist zum Beispiel die Idee, die Stadtbahnen der Linie U8 ganztägig und auch am Wochenende fahren zu lassen. Dies würde die Verbindung zwischen Sillenbuch, Degerloch, Möhringen und Vaihingen verbessern. „In allen genannten Orten sind die Straßendurchfahrten überlastet“, begründet der Verfasser seinen Vorschlag. Dieser wurde bereits mehrfach positiv kommentiert.

Ein anderer Bürger wünscht sich eine direkte Stadtbahnverbindung zwischen Möhringen und Zuffenhausen. Auch ein engerer Takt auf der Linie U3 zwischen Möhringen und Plieningen ist ein Thema. Ein lang gehegter Wunsch im Stadtbezirk Vaihingen, der auch diesmal wieder im Bürgerhaushalt auftaucht, ist eine Stadtbahnlinie nach Büsnau.

Viele positive Kommentare zum Thema Nahversorgung

Auch der ruhende Verkehr ist Thema im Bürgerhaushalt. Ein Dürrlewanger wünscht sich eine Anwohnerparkregelung für seinen Stadtteil. Schon jetzt sei das Wohngebiet oft mit den Autos der Arbeitnehmer aus dem Synergiepark zugestellt. Ein Vaihinger fordert, den Parkplatz an der Freibadstraße zu öffnen. „Warum sollen über Nacht dort keine Autos stehen? Warum sollen dort keine Autos stehen, wenn Feinstaubalarm ist?“, fragt er sich.

Darüber hinaus beschäftigt die Nahversorgung die Menschen in Stuttgart. Oder besser gesagt, die fehlende Nahversorgung. Bürger fordern einen Laden im Dachswald. „Das wäre wünschenswert und würde auch so manche Autofahrt ins Zentrum einsparen“, heißt einer der Kommentare zu diesem Thema. „Vergesst den Dachswald nicht! Wir benötigen dringend eine Nahversorgung!“, schreibt eine andere Teilnehmerin. Und weiter steht in den Kommentaren: „Wäre sinnvoll für die knapp 6000 Bewohner dieses Gebiets, vor allem für die Älteren unter den Bewohnern.“

Ein anderer Bürger wünscht sich, dass bei dem an der Osterbronnstraße geplanten Discounter auch ein Drogeriemarkt integriert wird. „Sicherlich eine sinnvolle Idee – aber ich glaube, dass das hier falsch ist. Ich kann mir hier keine Lösung im Sinne des Bürgerhaushalts vorstellen. Haushaltsmittel für einen Drogeriemarkt?“, schreibt jemand in den Kommentaren. Das Gleiche dürfte auch für einen Laden im Dachswald gelten.

Verkehr und Sauberkeit sind die Hauptthemen

Um die Attraktivität der Ortsmitte geht es auch bei dem Vorschlag „Parkplätze beim Schillerplatz notwendig“. Vaihingens Einzelhandel leide unter der Parkplatznot. „Für einen kurzen Gang zur Post kurvt man unendlich herum. Das ist so ärgerlich, dass man die Geschäfte in Vaihingen meidet. Total verbraucherfeindlich! Schade, dass so der Onlinehandel vorangetrieben wird!“, heißt es auf der Internetseite zum Bürgerhaushalt. Für Möhringen wünscht sich ein Bürger, dass die bereits geplante Umgestaltung des südlichen Abschnitts der Filderbahnstraße bald möglichst umgesetzt wird.

Wie schon vor zwei Jahren spielt auch diesmal wieder das Thema Sauberkeit eine große Rolle – und das in allen Stuttgarter Stadtbezirken. Wer das Schlagwort auf der Internetseite des Bürgerhaushalts eingibt, bekommt 125 Treffer. Zum Vergleich: zum Top-Thema Verkehr sind es auch nur um die 170 Vorschläge.

Am Montag, 18. Februar, endet die Frist, in der Stuttgarter Vorschläge machen dürfen. Von Dienstag, 19. Februar, an werden ähnliche Ideen zusammengefasst. Vom 12. März bis zum 1. April geht es ans Bewerten. Die Top 100 aller Ideen schaffen es in den Gemeinderat, außerdem die Top 2 aus jedem Bezirk. Der Gemeinderat entscheidet, außerdem nimmt die Verwaltung Stellung zu den Ideen.