Zusammen mit Schülern und Lehrern des Königin-Charlotte-Gymnasiums in Stuttgart-Möhringen setzt sich Roman Jung für heimat- und obdachlose Jugendliche ein und sammelt Stimmen über den Bürgerhaushalt. Was ist ihre Motivation?

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Möhringen/S-West - Obdachlosigkeit betrifft nicht nur Erwachsene, sondern auch junge Menschen. In Stuttgart haben etwa 700 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene kein Zuhause, informiert der Verein Children First auf seiner Internetseite. Für sie möchte sich der Gründer und Vorsitzende Roman Jung einsetzen. Dabei geht es nicht nur darum, ihnen ein Dach über dem Kopf zu geben, sondern auch darum, sie in allen Lebenslagen zu unterstützen. „Je früher man Hilfe anbietet, desto besser stehen ihre Chancen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren“, sagt er. Frühzeitige Unterstützung könne die Spirale unterbrechen, in der die Jugendlichen sonst immer weiter abrutschen könnten.

 

Ein Weg zurück ins „normale“ Leben

Unter der Nummer 53609 hat Roman Jung im Bürgerhaushalt den Vorschlag „Wohnraum für heimat-obdachlose Jugendliche und junge Erwachsene schaffen“ eingestellt. Zwar gebe es in Stuttgart Einrichtungen, in die betroffene Jugendliche gehen könnten, die hätten aber oftmals mehrjährige Wartezeiten. „Da braucht es mehr Unterstützung“, sagt Jung. Dabei ist es egal, woher die obdachlosen Jugendlichen kommen. „Wenn ein 16-jähriges Mädchen kein Dach über dem Kopf hat, fragen wir sie nicht nach ihrer Nationalität. Für uns haben alle Menschen in Deutschland das Recht auf Wohnen. Für uns ist das ein Grundrecht und nichts anderes“, argumentiert der Verein auf der Internetseite des Bürgerhaushalts.

Children First hat sein Büro im Stuttgarter Westen. Der Verein kooperiert unter anderem mit dem Jugendamt und mit anderen Einrichtungen wie dem Verein Helfende Hände, dessen Ziel es ist, jungen Obdachlosen in Stuttgart eine Einrichtung zu bieten, in der sie dabei unterstützt werden, einen Weg zurück ins „normale“ Leben zu finden. Jung erhoffe sich neben der finanziellen Unterstützung auch die Möglichkeit, Räume anmieten zu können, in denen eine Art Wohngemeinschaft entstehen soll. „Der Komplex, der gesucht wird, beinhaltet die WG-Räumlichkeiten mit unseren Vereinsräumen sowie eine Mehrzweckhalle“, ist im Bürgerhaushalt zu lesen. Darin soll neben Sport, Kunst und Gewaltprävention auch Nachhilfeunterricht angeboten werden. Die Räume sollen zudem nicht nur obdachlosen Jugendlichen, sondern auch weiteren Stuttgarter Kindern und Jugendlichen für Unterricht oder Kurse zur Verfügung stehen.

Möhringer Schüler unterstützen den Verein

Mit dem Königin-Charlotte-Gymnasium in Möhringen ist Roman Jung seit den „Sozialen Tagen“ im vergangenen Jahr verbunden. Die Schüler haben sich im Sommer 2018 in Projekten für die Gemeinschaft in Stuttgart und der Region eingesetzt, so auch für den Verein Children First. In der Vorweihnachtszeit haben Schüler Plätzchen gebacken und auf dem Weihnachtsmarkt sowie bei einem Handballspiel zugunsten des Vereins verkauft. Als Jung nun mit seinem Vorschlag zum Bürgerhaushalt auf ihn zukam, hat Lehrer Arne Lang nicht lange gezögert. „Obdachlosigkeit an sich sollte ein Thema sein, mit dem sich die Gesellschaft befasst, und dass Jugendliche unterstützt werden, sehe ich aus der schulischen Perspektive als sehr wertvoll an“, sagt Lang, der am KCG Gemeinschaftskunde, Geschichte und Religion unterrichtet.

Am Mittwoch, 27. März, will Jung zusammen mit Arne Lang und einigen Schülern des KCG Unterschriften für seine Initiative sammeln. Die Mitstreiter sind vormittags in Möhringen unterwegs, zunächst am Gymnasium, von dort geht es Richtung Kaufland auf Stimmenfang. Natürlich kann man auch über die Internetseite des Bürgerhaushalts seine Stimme für den Vorschlag abgeben.