In der 7100-Einwohner-Gemeinde Alfdorf wird am Sonntag ein neuer Bürgermeister bestimmt – oder der amtierende bestätigt.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rudersberg - Vor ziemlich genau 16 Jahren ist Michael Segan zum ersten Mal zum Bürgermeister von Alfdorf gewählt worden. Der heute 56-jährige Verwaltungswirt, der in Schorndorf geboren wurde und in Rudersberg aufgewachsen ist, hatte sich gleich im ersten Wahlgang mit 65,6 Prozent der Stimmen gegen seinen damaligen Hauptkonkurrenten, den Hauptamtsleiter der Gemeinde, behauptet. Acht Jahre später war die Sache noch klarer: Rund 81 Prozent der Wahlberechtigten in der knapp 7100 Einwohner zählenden Gemeinde gaben ihm ihre Stimme. Sein Herausforderer, ein örtlicher Schreiner, erhielt lediglich 14 Prozent.

 

Prognosen für eine weitere Steigerung beim Urnengang am kommenden Sonntag will in der Kommune am östlichsten Zipfel des Rems-Murr-Kreises aber kaum jemand abgeben. Denn Segan hat zumindest einen ernst zu nehmenden Konkurrenten.

Kandidat Krötz macht einen ungewöhnlichen Vorschlag

Neben dem Dauerbewerber Thomas Hornauer, der schon bei den Schulteswahlen in seinem Heimatort Plüderhausen sowie in Welzheim, Urbach, Remshalden und Kernen angetreten und aktuell auch in Lorch im Rennen ist, hat sich auch Ronald Krötz aus dem Nachbarort Urbach beworben. Der 44-jährige Hauptkommissar, Pressesprecher im Polizeipräsidium Aalen, habe bei seinen Auftritten im Wahlkampf keine schlechte Figur gemacht, sagen Beobachter der lokalen Szene. Neben eher allgemeinen Zielen wie den Mittelstand und den Breitbandausbau zu fördern und den Industriestandort zu sichern, ohne dabei Landwirtschaft und Natur zu vernachlässigen, hat Krötz in der flächenmäßig größten Kommune des Rems-Murr-Kreises mit einer eher ungewöhnlichen Vorstellung aufhorchen lassen. So kündigte er an, sogenannte Schwerpunktjahre einführen zu wollen, in denen jeweils ein größerer oder mehrere kleine der insgesamt 63 Alfdorfer Teilorte in den Fokus gestellt werden sollten.

Segan hingegen verwies auf Errungenschaften in den vergangenen Jahren: etwa auf Neubaugebiete oder die Sanierung von Schulen und Kindergärten sowie die Ansiedelung eines Logistikzentrums des Automobilzulieferers ZF, dem mit Abstand größten Arbeitgeber in Alfdorf.

Allerdings fällt die Bürgermeisterwahl auch in ein Jahr, das für die Gemeinde finanziell schwierig werden könnte. Während einerseits einige Projekte angestoßen worden sind, etwa ein neues Sportzentrum oder ein neues Abwasserkonzept, sind die Gewerbesteuereinnahmen deutlich eingebrochen. Deshalb ist mit der Verwaltung und dem Gemeinderat eigens eine Klausurtagung vereinbart worden, in der beraten werden soll, was und in welchem Umfang in Alfdorf kurz- und mittelfristig noch machbar ist. Den Leiter der Tagung indes müssen am Sonntag wohl erst noch die Bürger bestimmen.

„Königliche Hoheit“ will nur zwei Jahre amtieren

Theoretisch könnte dieser auch Thomas Hornauer heißen. Er ist der dritte Kandidat, der auf dem amtlichen Stimmzettel stehen wird. Der exzentrische Unternehmer aus Plüderhausen hat im Wahlkampf, insbesondere bei den offiziellen Vorstellungsrunden, zwar mit Abwesenheit geglänzt. In den sozialen Medien hingegen ist er gewohnt aktiv gewesen und hat dabei nicht mit Kritik an seinen Konkurrenten hinterm Berg gehalten. So echauffierte er sich beispielsweise darüber, dass diese ihm nicht mit dem gebührenden Respekt begegnet seien, und den ihm – als unehelichem Ururenkel von König Ludwig II – zustehenden Titel „königliche Hoheit“ verweigert hätten. Im Falle seiner Wahl indes beruhigte er das Volk bereits per Videobotschaft: „Ich mach bloß zwoi Johr. Ich krempel euch Alfdorf in zwoi Johr um und dann zieh ich weiter.“ Er habe nämlich „gar koi Luscht, so lang da oba zu bleibe“.