Da die Stadt keine gravierenden Probleme hat, setzen die beiden aussichtsreichen Bewerber auf Kontinuität.

Rutesheim - Im Wahlkampf werden viele Versprechen abgegeben, auch in Rutesheim ist es derzeit nicht anders. Womit treten die fünf Bewerber und Bewerberinnen an, wenn sie sich an diesem Dienstag um 19 Uhr in der Rutesheimer Sporthalle Bühl II, am Donnerstag, 25. Januar, 19 Uhr, in der Gemeindehalle Perouse und am Montag, 29. Januar, 19.30 Uhr, beim LKZ-Kandidaten-Talk im Schulzentrum offiziell den interessierten Bürgern vorstellen?

 

Susanne Widmaier und Jürgen Beck und das Bosch-Gelände

Nicht von ungefähr setzen die Kandidaten Jürgen Beck und Susanne Widmaier die Entwicklung des Bosch-Areals an oberste Stelle in ihren Themenauflistungen. Widmaier empfindet es als „Fluch und Segen“ zugleich, dass Bosch seine Mitarbeiter nach Feuerbach abzieht, denn es sei schade sowohl um die Arbeitsplätze wie auch um die Steuereinnahmen. Aber sie sieht darin eine große Chance, an diesem zentralen Punkt in der Stadt ein neues Wohngebiet zu entwickeln: Für die umliegende Wohnbebauung falle „der störende Nachbar“ weg. Wohnungsbau sei in einer Stadt wie Rutesheim unumgänglich, meint die Kandidatin. Aus diesem Grunde sei ein maßvolles, langsames Wachstum nicht zu verhindern. „Ganz entschieden wehre ich mich gegen ein intensives und schnelles Wachstum von Rutesheim“, sagt Susanne Widmaier.

Jürgen Beck spricht davon, dass das, was heute noch Symbol für Wirtschaftskraft ist, in Zukunft ein attraktives Wohngebiet für viele Familien, die in Rutesheim schon lange eine Wohnung suchen, werde. Das Gelände von Bosch stehe nahezu symbolisch für seine Vorstellung der zukünftigen Ausrichtung der Rutesheimer Stadtentwicklung. Dabei müsse ein bezahlbares, sozial ausgewogenes Angebot geschaffen werden. Er sieht es als Aufgabe des Bürgermeisters dafür zu sorgen, dass die Stadt hier ihrer Verantwortung gerecht werde. „Wegen der Nutzung leer stehender Wohnungen setze ich auf konstruktive Gespräche mit den Eigentümern“, sagt Jürgen Beck.

Wirtschaftsförderung

Susanne Widmaier will die heute beim Stadtkämmerer angesiedelte Wirtschaftsförderung als Bürgermeisterin zur Chefsache machen, den Glasfaserausbau mit aller Kraft vorantreiben und die medizinische Versorgung im Ort durch die Ansiedlung weiterer Ärzte verbessern. Ein starkes Krankenhaus Leonberg wird sowohl von ihr als auch von Beck gefordert.

Heimat für Senioren

Jürgen Beck ist eine „lebenswerte Heimat für die Senioren“ wichtig, um in Würde alt zu werden und am Alltagsgeschehen teilzuhaben. „Die Stadt über die Sozialstation, das DRK und die Ehrenamtlichen leisten schon jetzt hervorragende Arbeit.“ Und das gelte es weiterzuführen.

Ehrenamtliches Engagement

Einig sind sich die beiden Kandidaten, dass in den örtlichen Vereinen und Initiativen, in der Feuerwehr, im DRK und in den Kirchengemeinden samt CVJM viel Gemeinsinn, Kameradschaft und Solidarität gelebt werde. Auch in der Zukunft dürfe die Förderung der Vereine, Kirchen und Ehrenamtlichen, egal ob finanziell oder ideell, nicht zurück gefahren, sondern unbürokratisch unterstützt werden.

Städtepartnerschaften und Kultur

Während Jürgen Beck sich als überzeugter Mitstreiter für die gute Tradition der Städtepartnerschaften sieht, macht sich Susanne Widmaier für ein vielfältiges kulturelles Leben stark: „Auch für ein neues Heimatmuseum bin ich offen, weil durch den großen Brand vieles zerstört wurde, bedarf es Erinnerung in anderer Form.“

Verkehr

Nicht vorbei kommen beide an dem Thema Verkehrsbelastung und öffentlicher Personennahverkehr, was beides auf den ersten Blick gut gelöst zu sein scheint. „Rutesheims Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel ist ordentlich, aber verbesserungswürdig“, meint Jürgen Beck. Sinnvoll finde er etwa Car-Sharing-Angebote, zum Beispiel an der S-Bahn-Station Silberberg und ebenfalls hier eine Leihstation für Fahrräder sowie E-Bikes samt Ladestation. Interessant sei auch ein Ruftaxi.

Intensiv beleuchten und gemeinsam erörtern will Susanne Widmaier die bei Diskussionen angesprochenen Parkplatzprobleme an einigen Stellen in der Stadt sowie die Themen „Überwachung der Geschwindigkeit“ in einigen Straßen und „Verkehrsberuhigung“.

Finanzen

Die neue Kraft an der Stadtspitze kann mit guten städtischen Finanzen ins Bürgermeisteramt starten. Wenige Kommunen stehen finanziell so solide da. „Für mich bedeutet das die Chance für eine auch zukünftig lebendige Kommunalpolitik und die Herausforderung, dieses über Jahre erwirtschaftete Kapital auch für wirtschaftlich schwächere Zeiten zusammenzuhalten, verbunden mit sparsamem Wirtschaften und wohl überlegten Investitionen“, so Jürgen Beck. Die gestiegenen Personalkosten findet er nicht problematisch, denn die würden in das soziale Engagement der Stadt, vor allem in Betreuung von Kindern und Senioren fließen.

Die bisherigen Bürgermeister, Gemeinderäte und Kämmerer hätten hervorragende Arbeit geleistet, damit Rutesheim sich eine aktive Stadtentwicklung auch leisten kann, lobt Susanne Widmaier. „Hier gilt es aus meiner Sicht, auch in der Zukunft diese strategische, vorausschauende Finanzpolitik fortzuführen – also Kurs zu halten –, um auch den künftigen Generationen den notwendigen Gestaltungsspielraum für eine gute Entwicklung zu sichern“, verspricht die jetzige Beigeordnete von Weil der Stadt.

Was ist noch wichtig?

Was finden die beiden parteilosen Kandidaten, die als Verwaltungsfachleute auftreten, noch wichtig ? Susanne Widmaier setzt auf Teamwork, Rücksichtnahme, Zielorientiertheit und Menschlichkeit in der Verwaltung. Besucher dürfen sich nicht als „Bittsteller“ fühlen, mit „Behörden-Ping-Pong“ gequält werden oder vor immer verschlossenen Türen stehen. Jürgen Beck will aktive Jugendliche auf ihrem Weg zu mündigen Staatsbürgern unterstützen. Jugendgemeinderat oder Jugendforen, Mitverantwortung im Jugendzentrum und in Vereinen – Möglichkeiten, sich zu engagieren, gebe es genug.

Julius Walter

Da schickt eine nach eigenen Angaben „sehr gute Partei Die PARTEI ihren besten Mann, Julius Walter“, ins Rennen. Dieser verspricht „ausschließlich bezahlbaren Wohnraum zu fördern, neue Wohn- und Gewerbegebiete zu etablieren und Unmengen Arbeitsplätze zu schaffen“. Die bereits sehr hohe Attraktivität von Rutesheim möchte er mit einem „flächendeckenden Glasfaserausbau ins Unendliche treiben und Familien durch Abschaffung von Kitagebühren, dem Ausbau von Bildungsangeboten, einem größeren Schwimmbad, neuen Freizeitangeboten, flächendeckenden Spielstraßen und einer durchweg grünen, nachhaltigen und ökologisch korrekten Stadtführung fördern.“

Helmut Epple

Der Bürgermeister-Kandidat Helmut Epple aus Flacht will sich „auch in Rutesheim mit voller Kraft, Maß und Mitte für die Bürgerinteressen engagieren, insbesondere auch für diejenigen der kleinen und normalen Leute, und sich für ein besseres Rutesheim mit mehr Bürgernähe, besseren Finanzen und vor allem mehr Sicherheit einsetzen.“

Fridi Miller

Diese Kandidatin hat sich noch nicht öffentlich geäußert, welche Vorstellungen sie mit Rutesheim verbindet. Sie hat auch ihre Teilnahmen an den städtischen Vorstellungsrunden und dem LKZ-Talk abgesagt.