Am Tag nach ihrer Wahl sind die beiden neu gewählten Rathauschefs mit ihrem Ergebnis hochzufrieden. Am Sonntagabend hatte es sowohl in Winnenden als auch Rudersberg Überraschungen gegeben.

Winnenden/Rudersberg - In Winnenden und in Rudersberg haben die neu- beziehungsweise wiedergewählten Bürgermeister am Montag ihren ersten Arbeitstag absolviert und dabei verschiedene Eindrücke gesammelt.

 

Der erste Tag nach seiner Wahl zum neuen Bürgermeister von Rudersberg hat für Raimon Ahrens mit einer Unterschrift begonnen: „Ich habe am Vormittag die Wahl angenommen“, erzählt der 28-Jährige. Und trotzdem: „Bis ich es ganz realisiert habe, wird es wohl noch dauern. Aber ich bin glücklich und erleichtert“, sagt Ahrens, der am Sonntag 66,7 Prozent der Stimmen geholt hatte. „Ich hätte zwar schon gedacht, dass es Herr Ahrens im ersten Wahlgang schafft, aber nicht, dass das Ergebnis so hoch ausfällt“, sagt Gerhard Birzele, der lange Vorsitzender der Freien-Wähler-Fraktion im Gemeinderat war. Denn bei den sechs Kandidaten sei für jeden Rudersberger etwas dabei gewesen.

Der AfD-Mann punktet nicht

Eine Überraschung sei für ihn auch gewesen, dass Rüdiger Burkhardt, Mitglied der AfD, nur 4,6 Prozent bekommen hatte. „Es gibt bei uns schon Ortsteile, die Hochburgen der AfD sind. Aber es ist ein gutes Zeichen, dass bei der Bürgermeisterwahl die Persönlichkeit der Kandidaten wichtiger war als die Partei“, sagt Birzele. Warum Raimon Ahrens bei den Rudersbergern punkten so gut konnte? „Er bringt Dynamik mit, er hat viele Felder belegt und ist nie eine Antwort schuldig geblieben“, meint Gerhard Birzele. Neben seiner fachlichen Kompetenz als Haupt- und Ordnungsamtsleiter habe aber auch das Menschliche gepasst, meint Eberhard Layer: „Er hat eine ruhige, eine überzeugende Art, die ankam“, sagt der stellvertretende Bürgermeister.

Bis Raimon Ahrens sein Amt tatsächlich antreten kann, wird es vermutlich April werden. „Wir müssen schauen, wie unser neuer Bürgermeister von seinem alten Job wegkommt“, sagt Eberhard Layer. Die Gemeinde Korb muss nun einen Nachfolger für Raimon Ahrens finden. „Wir werden den Übergang miteinander planen und ich möchte auf jeden Fall ein geordnetes Feld überlassen“, sagt Ahrens, den man bis dahin aber trotzdem immer wieder in Rudersberg sehen wird. „Der Austausch ist wichtig und wird auch im Vorfeld stattfinden.“

Und vielleicht wird Raimon Ahrens in den kommenden Monaten auch die ein oder andere Wohnung besichtigen: „Das gehört dazu und selbstverständlich ist geplant, dass wir nach Rudersberg umziehen. Ich denke, es hat Vorteile, wenn man vor Ort ist“, sagt Ahrens, der bisher mit seiner Verlobten in Schorndorf-Schlichten lebt.

In Winnenden wartet man lange auf das Ergebnis

Deutlich unaufgeregter ist der erste Tag nach der Wahl für den Winnender Oberbürgermeister gewesen. Hartmut Holzwarth war der einzige Kandidat und hat nach seiner Wiederwahl nahtlos dort anknüpfen können, wo er aufgehört hat – mit seiner Arbeit im Chefzimmer des örtlichen Rathauses. 91,4 Prozent der Wählerstimmen sind für ihn ein Ergebnis, bei dem „alles passt“. Dennoch ist der Wahlabend – vor allem für die Mitglieder des Wahlausschusses um die Hauptamtsleiterin Christina Riedl – sicherlich nicht ganz so verlaufen, wie gedacht.

Statt einer raschen Routineauszählung hatte das vorläufige Endergebnis lange auf sich warten lassen. Der Grund dafür war, dass trotz des einzigen offiziellen Bewerbers plötzlich etliche andere Namen auf den Wahlzetteln auftauchten. Insgesamt 176 verschiedene Nennungen brachten der Kategorie „Sonstige“ letztlich 471 der abgegebenen Stimmen ein. Weil diese Voten aufwendig überprüft werden mussten, zog sich die Auswertung in die Länge. Ein am Wahltag neu formulierter Vorschlag ist zwar erlaubt, muss sich aber natürlich auf eine real existierende Person beziehen.

„Bei einem Alleinbewerber hat man ja sonst keine Wahl“

Hartmut Holzwarth empfindet das nicht etwa als Denkzettel für seine Person – bei 4993 von abgegebenen 5679 Stimmen könne davon auch nicht die Rede sein –, sondern vielmehr als gelebte Demokratie und der Konstellation geschuldet. Der alte und neue OB: „Bei einem Alleinbewerber hat man ja sonst keine andere Wahl.“ Eine gezielt lancierte Kampagne sei nicht zu erkennen. Offiziell läuft die Amtszeit des 48-jährigen Amtsinhabers Ende März erst einmal aus, deshalb wird es im April eine formelle Neueinsetzung geben. An der Linie im Rathaus wird das aber kaum etwas ändern. Oder doch? „Der Wahlkampf ist auch ohne Gegenkandidat eine Frischzellenkur für mich gewesen“, sagt Holzwarth. Dieser nämlich habe Anlass für Hunderte von Gesprächen gegeben, bei denen auch Vorschläge und Wünsche seitens der Bevölkerung auf den Tisch gekommen seien. Jetzt gelte es für ihn, diese Anregungen zu sortieren und Wichtiges dann „in die Ämter rein zu geben“.