Der Bürgerverein Nordbahnhof, gegründet wegen Bedenken gegen den Bau einer Moschee, kümmert sich heute um Lebensqualität und Integration.

S-Nord - Eine Moschee sollte damals gebaut werden in der alten Eisenbahnersiedlung am Nordbahnhof. Das war im April 1997 der Anlass für die Gründung des Bürgervereins Nordbahnhof. „Die Sache war nicht ohne“, erinnert sich Pasquale Scazzariello, der vor 15 Jahren zusammen mit einigen weiteren Anwohnern die Initiative ergriff und im damaligen Wohnheim der Bundesbahn den Bürgerverein gründete, dessen Vorsitzender er auch heute noch ist. „Wir wollten die Moschee nicht unbedingt verhindern“, sagt Scazzariello, der von Beruf Bankangestellter ist, „aber wir wollten konkrete Informationen haben, Kontakte knüpfen und einen interkulturellen Dialog beginnen.“

 

Die Moschee wurde eröffnet, und die Aufregung um sie ist längst Vergangenheit. Aber in dem etwas unzeitgemäßen Quartier, durch das auf der Linie 15 Stuttgarts letzte Straßenbahn rumpelte, ist über diese inzwischen 15 Jahre, die der Bürgerverein existiert, eine echte Gemeinschaft entstanden. Das Gebiet, vom Wegzug vieler Bewohner überaltert, vom langsamen Wegsterben mancher alter Eisenbahner ausgezehrt, und – auch im Hinblick auf die Stadtentwicklungspläne um das Großprojekt Stuttgart 21 – zusehends vernachlässigt, bekam wieder so etwas wie eine Auffrischung des alten Gemeinsinns.

Auch der Bürgerverein muss um Nachwuchs werben

Selbstverständlich geht die Abwanderung weiter, und der Bürgerverein Nordbahnhof muss auch um Nachwuchs werben, der sich zusehends rar macht. Für die Alteingesessenen, aber und auch die Älteren hat die Gründung jedoch die einstige Gemeinschaft wieder gestärkt und für Zusammenhalt gesorgt.

Zwei Ziele hat der Bürgerverein formuliert: Er will die Wohn- und Lebensqualität in dem Viertel verbessern und nachhaltig fördern, und er will das friedliche Zusammenleben zwischen Ausländern und Deutschen und auch zwischen den Generationen bewahren und festigen. Der Vorsitzende Pasquale Scazzariello weiß, was dies bedeutet, und vor allem, wie das geht. Er ist Deutscher geworden, stammt aber aus der Basilicata, einer armen Region im Süden Italiens.

Die „Frische Quelle“ ist eine Art zweites Vereinshaus

Eigene Räume hat der Verein neben dem ehemaligen Waschhaus an der Goppeltstraße 6. Weil dort aber viel renoviert wurde, traf man sich auch regelmäßig in verschiedenen Gaststätten im Quartier, meist in der „Frischen Quelle“ an der Nordbahnhofstraße 87. Dort fand auch der Adventsnachmittag statt, der neben der Nikolausfeier im Waschhaus zum festen Jahresprogramm gehört, sowie die offizielle jährliche Hauptversammlung.

Im laufenden Jahr soll es auch wieder die schon traditionsreiche Hocketse des Vereins an der Goppeltstraße geben, die 2011 wegen der Bauarbeiten ausfallen musste. Daneben lädt der Bürgerverein alljährlich zu einem Busausflug ein, der im vergangenen Oktober ins bayerische Nördlingen mit seinem berühmten Ries führte, wo vor knapp 15 Millionen Jahren ein Meteorit einschlug und einen Krater mit einem Durchmesser von 25 Kilometern zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb bildete. In den Jahren davor ging es zur Burg Hohenzollern, ins staufische Lorch oder in den Nordschwarzwald.

Bürgerverein Nordbahnhof

Anschrift Goppeltstraße 8, 70191 Stuttgart Telefon 257 28 66 Mail info@buergerverein-nordbahnhof.de Homepage http://www.buergerverein-nordbahnhof.de/ Vorsitzender Pasquale Scazzariello Gründungsjahr 1997 Mitgliederzahl etwa 100

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