Aktion im Stuttgarter Osten: Die Bürgerwerkstatt Metzstraße zeigt ein Spannungsfeld zwischen Wunsch nach Lebensqualität und Angst vor Stellplatzabbau auf.

S-Ost - Als Planungsbüro und als Stadtplanungsamt hat man es nicht immer leicht, wenn man die Meinungen der Bürger in die eigenen Überlegungen mit einbeziehen will. Beispiel Metzstraße im Stuttgarter Osten: dort fand am Samstag eine Bürgerwerkstatt statt, die Antworten auf die Frage liefern sollte, was sich die Anwohner der beschaulichen Anliegerstraße selbst an Veränderungen wünschen. Wie grün soll die Metzstraße werden, wie viele Parkplätze, wenn überhaupt, ist man bereit zu opfern? Als „überraschend heterogen“ bewertete Martin Holch vom Stadtplanungsamt die Ergebnisse am Ende der vierstündigen Veranstaltung.

 

Mehr Zustimmung zu Grünstreifen

Besonders eindrücklich zeigte sich am Beispiel Straßenraum. Hier gab es mehrere Varianten zur Auswahl, von einer, die nur Parkplätze vorsieht bis hin zu einer mit fest verankerten Pflanzen und vielen zusätzlichen Grünflächen. Bürger konnten die Varianten mit grünen, also zustimmenden, und roten, also ablehnenden Smileys bekleben. „Am Vormittag wollte eine Mehrheit keine Grünstreifen. Nachmittags ist die Stimmung etwas gekippt, die Leute wollten Interventionen im Straßenraum, selbst, wenn dafür Stellplätze wegfallen“, kommentierte Urs Müller-Messner, freier Landschaftsarchitekt vom Büro Kienleplan, die Gemengelage.

Auch für die Prüfung von Sitzmöglichkeiten hätten sich einige Menschen ausgesprochen, ergänzte Mikko Rissanen von Dialog Basis, der Organisation, die die Veranstaltung moderierte. Die Metzstraße als Teilstück des Sanierungsgebiets Stuttgart 29, Teilbereich Stöckach, hat die Verwaltung als Pilotprojekt ihrer sogenannten Klimaanpassungsstrategie auserkoren. Mittelfristig will die Stadt dadurch den zunehmenden sommerlichen Hitzeperioden und dem damit einhergehenden Hitzestress entgegnen.

Das effektivste Mittel sieht man dabei in der intensiven Straßenbegrünung. Diese soll gleichzeitig die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessern. Eine Machbarkeitsstudie aus dem vergangenen Jahr hatte den Straßenverbindungen zwischen Neckar- und Stöckachstraße großes Potenzial hinsichtlich möglicher grüner Flächen bescheinigt. Wenn man diese Ziele auf dieser kleinen Straßen nicht umsetzen könne, dann wohl nirgendwo, sagte Martin Holch. Ein Spaziergang wird es aber auch hier nicht, schließlich gilt es stets, das gesamtstädtische Interesse einer Umgestaltung gegen die meist widersprüchlichen Partikularinteressen der Anwohner abzuwägen.

Sachzwänge erschweren die Umsetzung

Auch innerhalb der Verwaltung gibt es noch keine Einigkeit darüber, wie man die Metzstraße gestaltet, ließ Martin Holch durchblicken. Diese Einigkeit ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass etwas passiert, schließlich braucht der Gemeinderat eine stimmige Beschlussvorlage. Richtlinien und Sachzwänge verschiedener Ämter, die teils durchaus berechtigt seien, erschwerten die Umsetzung neuer Ideen, so Martin Holch. Auch Bürger hätten Bedenken, die Autofahrer unter ihnen naturgemäß wegen der Stellplätze, die unter Umständen entfallen.

Für den Anwohner Anatolij Kasnatscheew wäre das kein Problem. Er hat kein Auto, fährt Bahn und Fahrrad. Er wünscht sich einen Mobilitätsknotenpunkt in der Metzstraße mit allerlei Sharing-Angeboten, vom Leihrad über den Roller bis zum Auto, am besten gleich noch verbunden mit einer Schnellladestation für E-Fahrzeuge. Auch eine Begrünung der Fassaden kann er sich vorstellen.

Stefan Zins von Dialog-Basis machte „viel Zuspruch für Straßen-Grün“ bei den Rückmeldungen der Bürger aus, seine Kollegin Sandra Heckelmüller registrierte den Wunsch nach Verweilmöglichkeiten und gastronomischen Angeboten, darunter klassisch-gewerbliche, aber auch solche „ohne Konsumdruck“.