Die Pandemie sorgt im Fellbacher Standesamt dafür, dass viele Eheschließungen abgesagt oder verschoben werden. Noch ist unklar, wann neue Termine vergeben werden können. Im Mai sind traditionell viele kirchliche Trauungen geplant.

Schmiden - Freudentränen gehören zu einer Trauung, doch bei Vicky und Georgios Konstantis aus Schmiden sind im Trauzimmer des Fellbacher Rathauses wohl ein paar mehr geflossen als üblich. Sie sind eines der vier Brautpaare, die sich noch kurz vor den Bestimmungen der Landesregierung aufgrund der Corona-Pandemie im Rathaus das Ja-Wort gegeben haben. Nur zu dritt waren sie an jenem 20. März, morgens um 11.40 Uhr, im Trauzimmer – neben dem Brautpaar war nur die Standesbeamtin Karin Platschek anwesend. Vicky und Georgios Konstantis hatten von sich aus auf Gäste verzichtet.

 

Der Trauzeuge wäre aus Hannover gekommen

„Es war wunderbar, nur wir zwei“, erzählt der frischgebackene Ehemann Georgios Konstantis, „wir sind sehr glücklich.“ Natürlich hätten sie ihre Eltern und Geschwister gerne bei der standesamtlichen Trauung dabei gehabt. Vickys Eltern und ihr Bruder mit Familie leben in Nord-Griechenland, Georgios Familie in Untertürkheim. Der Trauzeuge wäre aus Hannover gekommen. „Seine Frau ist schwanger, das Risiko wäre zu groß gewesen“, sagt der Frischvermählte, dessen Eltern ebenfalls Griechen sind und seit Jahrzehnte in Deutschland leben, wo auch er und seine Schwester geboren wurden. Georgios (48) und seine Frau Vicky (34) wissen, dass sie zu den letzten Paaren gehörten, die in Fellbach noch vor der Krise getraut wurden. Wer sich aktuell das Ja-Wort geben will, bekommt eine Absage. Bis einschließlich 19. April finden keine standesamtlichen Trauungen statt. Diesen Entschluss hat die Stadtverwaltung nach der zweiten Verordnung der Landesregierung zur Änderung der Corona-Verordnung vom 22. März gefasst und an die Brautpaare weitergegeben.

Drei dieser vier Brautpaare verzichteten auf Gäste im Trauzimmer

19 Trauungen waren zwischen dem 21. März und dem 19. April vorgesehen, fünf Brautpaare hatten die Trauung von sich aus bereits abgesagt, die anderen wurden vom Standesamt entsprechend informiert. Doch nach dem 21. März änderte sich die Lage, nachdem die Landesregierung vorgeschrieben hatte, dass maximal zehn Personen, das Brautpaar eingeschlossen, im Trauzimmer sein dürften und die Trauung maximal 15 Minuten dauern kann.

Am 20. März, einem Freitag, gaben sich in Fellbach drei Paare das Ja-Wort, ein Paar heiratete sogar noch am 21. März – es war bis auf weiteres das letzte. Drei dieser vier Brautpaare verzichteten auf Gäste im Trauzimmer und heirateten ohne weitere Familienmitglieder und Freunde. „Das führte zu sehr emotionalen Momenten“, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. Georgios Konstantis bestätigt das. Aber er ist überglücklich, dass er und Vicky jetzt „eins sind“. Eigentlich hatten sie schon im Januar heiraten wollen, aber damals kam ihm eine Erkältung dazwischen. Der Termin im März habe sich ergeben. „Wir haben Glück gehabt“, sagt er rückblickend. „Die Hochzeit war super, Frau Platschek hat das ganz toll gemacht.“ Im Trauzimmer hat die Standesbeamtin nicht nur den formellen Teil übernommen, sondern auch Bilder vom Brautpaar gemacht. Danach sind die Frischvermählten auf den Kappelberg gefahren, ein Freund hat dort fotografiert.

Vicky und Georgios machen kein großes Aufheben um ihre „Trauung unter besonderen Umständen“

Danach haben sie bei Irodion, dem Griechen am Bahnhof, ein Menü bestellt, nach Hause mitgenommen und „ganz gemütlich und nur zu zweit“ zuhause gegessen. Vicky und Georgios machen kein großes Aufheben um ihre „Trauung unter besonderen Umständen“. Sie kennen sich seit zweieinhalb Jahren und leben seit einem Jahr zusammen in Schmiden. Ihre kirchliche Hochzeit war noch nicht terminiert. „Wenn Japan die Olympischen Spiele um ein Jahr verschiebt, dann können wir das auch mit unserer kirchlichen Trauung so machen“, sagt er lachend. „Wahrscheinlich feiern wir sie nächstes Jahr im Sommer in Griechenland“, sagt Georgios Konstantis, „mit rund 70 Gästen.“ Der Großteil der Verwandtschaft lebt in Griechenland, sie müssten alle hierher fliegen und dann im Hotel wohnen, nennt der Netzwerkmanager auch logistische Gründe für diese Entscheidung. Auch das Ziel ihrer Flitterwochen – wahrscheinlich eine griechische Insel – wäre dann leicht zu erreichen. Aber soweit sind die beiden noch gar nicht mit ihren Planungen: Vicky Konstantis ist Krankenschwester am Katharinenhospital in Stuttgart und absolviert zurzeit viele Sonderschichten. „Man muss sich den Umständen anpassen, ob sie gut oder schlecht sind“, sagt Georgios. „Manchmal ist das eine Kopfsache.“

Ob die Einschränkungen für Trauungen vom 20. April an aufgehoben werden, steht momentan nicht fest. Brautpaare werden benachrichtigt, sobald wieder Termine vergeben werden können. Auch die Kirchengemeinden sind gefordert: „Im Mai beginnt die Zeit der kirchlichen Trauungen“, sagt Martin Wunram, der katholische Pastoralreferent in Schmiden. Ob die Termine zu halten sind?