Bei der Bundesgartenschau in Heilbronn hat man das Knowhow der Behindertenvertreter erfolgreich genützt. Dadurch konnten auch Kosten gespart werden.

Heilbronn - Voll des Lobes ist die LAG Selbsthilfe Baden-Württemberg über die Organisation der Bundesgartenschau (Buga) in Heilbronn. Denn dort war möglich, wozu man sich bei der Remstal-Gartenschau offenbar nicht imstande sah. Den Heilbronner Verantwortlichen habe man ebenfalls seine Expertise als Dachverband von 57 Mitgliedsorganisationen angeboten, berichtet der LAG-Geschäftsführer Frank Kissling: „Frühzeitig hat man uns als Vertreter von Menschen mit Behinderung einbezogen, da wir aus unterschiedlichen Blickwinkeln wissen, was für Barrierefreiheit notwendig ist.“ So sei man bereits zwei Jahre vor der Buga zu ersten Ortsterminen und Planungsgesprächen eingeladen worden.

 

Schilder mit Blindenschrift

Dabei habe man den Verantwortlichen Tipps zu Wegeführung, Ruhebereichen und Leitsystemen gegeben. „Bei der Bemusterung von Bänken beispielsweise sind Unterbrechungen nötig, damit Rollstuhlfahrer ranfahren können“, nennt Kissling ein Beispiel. Des Weiteren sei durch Radabweiser und Ecksteine an Wasserspielen auch für Rollstuhlfahrer die Möglichkeit geschaffen worden, sich gefahrlos zu nähern und ihnen damit ebenfalls „ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität“ geboten worden. Mit befahrbaren Gummimatten statt mit Sand oder Kies, wie bei der Remstal-Gartenschau vielfach als Fallschutz ausgebracht, seien in Heilbronn Spiel- und Kletterbereiche gesichert worden. „So waren diese auch für Kinder und Jugendliche mit Einschränkungen gut nutzbar.“

Bei den Leitsystemen habe man auf der Buga auf eine kontrastreiche, gut lesbare Beschilderung geachtet, die zudem mit Blindenschrift versehen gewesen sei – und das bereits ab dem Bahnsteig. Damit habe man für eine gute Anbindung des Öffentlichen Nahverkehrs gesorgt, lobt Kissling die Organisatoren.

Klare Ansprechpartner

Um all dies im Dialog miteinander entwickeln zu können, habe es darüber hinaus einen Inklusionsbeauftragten als klaren Ansprechpartner gegeben. „Bei der Remstal-Gartenschau ist das nicht so gut gelaufen“, sagt Kissling, wobei er sehr wohl die Herausforderung sieht, dass 16 Kommunen und drei Landkreise unter einen Hut gebracht werden mussten. Doch habe man im Remstal vor allem vielfach die Bereitschaft vermisst, auf die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen einzugehen. „Die ausgestreckte Hand war da, aber man hat sie einfach nicht ergriffen“, kritisiert Frank Kissling. Dabei könnten Kosten gespart werden, wenn man von Anfang an auf Barrierefreiheit achte, anstatt später nachbessern zu müssen.