Bundesliga am Freitag Königsklasse im Blick: Hütter mit der Eintracht im Höhenflug

Eintracht Frankfurt ist in der Fußball-Bundesliga die Mannschaft der Stunde. Die Hessen haben die Champions League im Visier. Großen Anteil am sportlichen Höhenflug hat der Trainer.
Frankfurt/Main - Adi Hütter hat sich für Eintracht Frankfurt längst als Glücksfall erwiesen - nun winkt dem Fußball-Lehrer mit den Hessen sogar der erstmalige Einzug in die Champions League.
Für den 51-Jährigen wäre es die vorläufige Krönung seiner exzellenten Arbeit am Main, die auch bei anderen Vereinen mit großem Interesse verfolgt wird. "Wenn es so sein sollte, dann wäre es der absolute Wahnsinn", sagt Hütter vor dem Bundesliga-Gastspiel bei Werder Bremen am Freitag (20.30 Uhr/DAZN).
Bei einem Sieg würde die Eintracht (42 Punkte) vorerst auf Rang drei der Tabelle klettern und zugleich den Druck im Titelkampf auf das Spitzenduo Bayern München (49) und RB Leipzig (47) ein wenig erhöhen. Auch wenn Hütter an die erste Meisterschaft seit 1959 keinen Gedanken verschwendet: "Da, wo wir stehen, ist es schon hervorragend."
Mehr Zähler als die Frankfurter hat in diesem Jahr kein Team gesammelt. Seit elf Bundesligaspielen ist der Tabellenvierte unbesiegt, neunmal gingen die Hessen dabei als Sieger vom Platz. Von 22 Saisonspielen wurden nur zwei verloren - in München und in Wolfsburg. Im Kampf um die Königsklasse liegt die Eintracht schon fünf Zähler vor Bayer Leverkusen und sechs vor Borussia Dortmund. "Jetzt sind wir die Gejagten", sagt Sportvorstand Fredi Bobic vor dem Auftritt an der Weser.
"28 von 30 Punkten in den letzten Spielen: mehr Topmannschaft geht aktuell nicht", sagte Werder-Coach Florian Kohfeldt. Bei Werder selbst geht es indes darum, nach dem enttäuschenden 0:4 bei 1899 Hoffenheim nicht noch mehr an Vorsprung auf die Abstiegsplätze einzubüßen. "Wir müssen wachsam sein", sagte Kohfeldt. "Und wir müssen zeigen, dass wir nach einer sehr stabilen Phase und einem sehr schlechten Spiel wieder eine Reaktion zeigen und sofort wieder da sind. Wir haben in dieser Saison nur ein Ziel: Stabil in der Liga zu bleiben. Da sind wir nach wir vor im Soll. Wir wissen aber auch, dass es schnell in die andere Richtung gehen kann."
An dem sportlichen Höhenflug der Frankfurter hat Kohfeldts Gegenüber Hütter indes erheblichen Anteil. Der Österreicher, der 2018 vom damaligen Schweizer Meister Young Boys Bern als Nachfolger von Niko Kovac kam, hat den Frankfurtern einen attraktiven und offensiven Spielstil verpasst und beweist bei der taktischen Wahl der Mittel oft ein gutes Händchen. Dabei gehört es längst zum Standard, dass der verheiratete Familienvater in der Pause eines Spiels die wichtigsten Szenen der ersten Halbzeit analysiert und - wenn nötig - Korrekturen vornimmt. "Ich bin ganz sicher kein Laptop-Trainer. Ganz ohne geht es aber auch nicht", sagt Hütter.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist seine ruhige und zugleich bestimmte Art, mit der er die Mannschaft führt. "Wir als Trainer und Verein versuchen den Spielern das Gefühl zu geben, dass sie sich wohlfühlen", beschreibt Hütter seine Philosophie. Ganz wichtig ist ihm dabei: "Teamgeist definiert sich über klare Regeln: Respektvoller Umgang und Disziplin, auch außerhalb des Platzes. Es geht darum, wie wir diese Schlagwörter vorleben."
Das gelingt Hütter und seinem Trainerteam offenbar sehr gut, denn die Eintracht funktioniert als Einheit auf höchstem Niveau. "Jeder hilft dem anderen, das spiegelt sich auch auf dem Platz wider", sagt Nationaltorwart Kevin Trapp über den Zusammenhalt der Truppe. Er habe selten in einer Mannschaft gespielt, "in der sich jeder mit jedem so gut versteht". Hütter bestätigt diesen Eindruck: "Mir gefällt, dass die Mannschaft viele Dinge unter sich regelt. Die Kabine ist toll."
Dabei wäre Hütter, der in seinem bis 2023 gültigen Vertrag eine Ausstiegsklausel besitzen soll und als möglicher Nachfolger von Marco Rose bei Borussia Mönchengladbach gehandelt wird, beinahe gar nicht bei der Eintracht gelandet. Bereits im Herbst 2017 wollte ihn Werder Bremen verpflichten, berichtete Hütter einmal. Doch er lehnte ab: "Es war für mich einfach nicht der richtige Zeitpunkt." In Frankfurt sind sie darüber bis heute sehr froh.
© dpa-infocom, dpa:210225-99-588969/4
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