Durch ein neues Preismodell müssen Kneipen in der Innenstadt deutlich mehr für ihr Sky-Abonnement zahlen. Dir große Kündigungswelle ist dennoch ausgeblieben, viele Wirte sind nach anfangs lauter Kritik zurückgerudert.

Stuttgart - Am Wochenende startet die Bundesligarückrunde: der VfB-Fan wird sich den Schal um den Hals legen und dem Sky-Schild folgend in die Fußballkneipe seines Vertrauen gehen. Alles wie immer, Tradition. Diese Tradition ist im vergangenen Jahr aber ins Wanken geraten.

 

Vor wenigen Monaten hat Sky die Änderung seines Preismodells verkündet. Kurz: vor allem die Kneipen in der Stadt haben jetzt deutlich mehr zu berappen. Der Brief hat eine Welle der Empörung ausgelöst, Abonnements sind gekündigt worden – viele der Kneipenbesitzer sind inzwischen aber zurück gerudert. Wenn Fußball die tragende Säule des Geschäfts ist, kann darauf nicht einfach verzichtet werden, ohne auch das Geschäftsmodell zu verändern.

Kneipen stehen vor einer finanziellen Belastung

Der Bezahlsender legt Wert darauf nicht von einer Preiserhöhung sondern von einem neuen, faireren Preissystem zu sprechen. Nach dem neuen Preismodell zählt nicht mehr nur die Anzahl der Quadratmeter, auch andere Faktoren wie die Bevölkerungsdichte, die Kaufkraft und die Sportaffinität der Region spielen eine Rolle. Letztere wird unter anderem dadurch definiert, wie nah ein Bundesligaverein der Lokalität liegt. „Einige Kneipen müssen durch die hinzu gekommenen Kriterien nun sogar weniger bezahlen“, sagt Britta Krämer, Sprecherin von Sky Deutschland. Im Stadtgebiet ist das freilich nirgends der Fall „In Stuttgart sind die drei neuen Faktoren alle gegeben: die Kaufkraft ist da, eine hohe Bevölkerungsdichte und mit dem VfB ein Bundesligaverein“, sagt Krämer.

Wie man es auch nennt, die Kneipen in der Stadt stehen vor einer finanziellen Mehrbelastung. Für manche vor einer zu großen. Der Wirt der Traditionskneipe Ackermanns im Stuttgarter Westen hat deshalb sein Abonnement gekündigt. Dort werden künftig wie gewohnt internationale und nationale Fußballwettbewerbe gezeigt – bei Bundesligaspielen allerdings bleibt der Bildschirm schwarz.

Die Kündigungswelle ist ausgeblieben

Doch nicht jeder Wirt ist derart rigoros. „Man muss bei so einer Änderung natürlich mit einer Kündigungswelle rechnen. Die tatsächliche Zahl liegt aber deutlich unter unseren Erwartungen“, sagt Krämer. Der Hotzenplotz im Stuttgarter Westen etwa hat ebenfalls seinen Vertrag mit Sky zunächst gekündigt. Dann ist der Bezahlsender den beiden Wirten des Traditionslokals in der Silberburgstraße entgegengekommen. „Wir haben schweren Herzens zugestimmt“, sagt der Geschäftsführer Sebastian Prechter. Der Hotzenplotz zahlt jetzt rund 340 statt 215 Euro im Monat.

Auch der Wirt der Gaststätte Maulwurf in Vaihingen, in der traditionell Fußballspiele übertragen werden, konnte sich durch ein verbessertes Angebot zu einer Verlängerung des Vertrags durchringen. Am Samstag werden die Stammgäste dort wie gewohnt das Heimspiel des VfB Stuttgart gegen Mainz 05 ansehen.

Kooperation zwischen Sky und dem Dehoga

Erste Anlaufstelle für den Protest war im vergangenen Jahr der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Nachdem erste Gespräche mit dem Bezahlsender ergebnislos geblieben waren, hat man sich im Dezember geeinigt: der Dehoga hat mit Sky eine Kooperation ausgehandelt. Wer Mitglied ist oder wird, bekommt zukünftig zwischen 100 und 400 Euro der Kosten für Sky erlassen, erklärt der Pressesprecher des Dehoga Baden-Württemberg Daniel Ohl.

Von solchen Kooperationen hält man im Sutsche im Stuttgarter Westen indes nicht viel. Von Preiserhöhungen zwar auch nicht – trotzdem haben sich die drei Macher für eine Fortführung der Liveübertragungen entschieden. „Fußball ist ein wichtiger Teil unseres Konzepts“, sagt Jan Schubert, einer der Geschäftsführer. Die Entscheidung sei trotzdem nicht leicht gefallen. „Bei uns haben sich die Gebühren um knapp hundert Prozent erhöht“, sagt Schubert. Dass es im Westen weiterhin Bundesligaspiele zu sehen gibt, habe aber auch noch einen anderen Grund: seine beiden Kollegen seien flammende VfB-Fans, da sei schon aus Eigeninteresse gar nicht an eine Abschaffung zu denken.