Erst desolat, dann furios: Hertha BSC hat nach der Schlammschlacht mit Ex-Trainer Jürgen Klinsmann mit einer beachtlichen Aufholjagd gegen Fortuna Düsseldorf den nächsten Tiefschlag vermieden.

Düsseldorf - Die Berliner von Coach Alexander Nouri holten im wegweisenden Spiel bei Fortuna Düsseldorf einen 0:3-Pausenrückstand auf - der Vorsprung auf die Rheinländer auf dem Relegationsplatz beträgt nach dem 3:3 damit weiter sechs Punkte.

 

„Die erste Halbzeit war Chaos, ein Fiasko. Das geht nicht. Der Punkt ist sehr wichtig“, sagte Per Skjelbred bei DAZN. Düsseldorfs Torhüter Florian Kastenmeier war entsprechend bedient: „Wir sind viel zu passiv geworden. Das ist am Ende bitter.“

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Ein kurioses Eigentor von Erik Thommy (64.), der Treffer von Matheus Cunha (67.) und ein verwandelter Foulelfmeter von Krzysztof Piatek (76.) brachten die Gäste nach einer katastrophalen ersten Halbzeit vor 31.632 Zuschauern zurück. „Ich spiele zuerst klar den Ball“, ärgerte sich Kastenmeier über die Szene vor dem Elfmeter: „Wozu haben wir den Video-Schiedsrichter eigentlich?“ Fortuna war durch Kenan Karaman (6., 45.+1) und Thommy (9.) zunächst in Führung gegangen und hatte die Partie lange Zeit unter Kontrolle.

Fehlstart für Berlin

Ex-Bundestrainer Klinsmann hatte in einer Generalkritik in Tagebuchform zu seiner 76-tägigen Dienstzeit alles und jeden im Verein gnadenlos attackiert. Vor allem Sportdirektor Michael Preetz (“Lügenkultur ohne Anspruchsdenken“) bekam sein Fett weg, aber auch Spieler wurden heftig attackiert. Unter anderem Torhüter Thomas Kraft. Nouri schenkte dem ehemaligen Münchner als einem von insgesamt sieben (!) Neuen im Vergleich zum 0:5-Debakel gegen Köln in der Hertha-Startelf das Vertrauen.

Doch die umgebauten Gäste erwischten im Düsseldorfer Nieselregen einen Fehlstart. Fortuna-Regisseur Kevin Stöger überspielte mit einem langen Ball die gesamte Hertha-Abwehr, ehe Karaman die Nerven behielt und den unglücklichen Kraft tunnelte. Kurz darauf ließ Thommy in Folge einer Hertha-Ecke den völlig indisponierten Ex-Düsseldorfer Dodi Lukebakio an der linken Strafraumkante stehen und erhöhte im Fallen durchaus sehenswert auf 2:0.

Pfostenschuss in der 90. Minute

Der frühe Rückstand schockte Hertha sichtlich, das schmierige Geläuf und Düsseldorfer Sorglosigkeiten brachten den Gästen dennoch hochkarätige Chancen. Klinsmann-Einkauf Piatek vergab gleich drei davon. Nach einem Ausrutscher von Kastenmeier verfehlte der 23-Millionen Mann von der Torauslinie erst den leeren Kasten (12.), scheiterte im Eins-gegen-Eins am bärenstarken Düsseldorfer Keeper (30.) und zielte dann bei einer Volleyabnahme knapp daneben (32.).

Die Fortuna wurde wachgerüttelt. Über Stöger und den einmal mehr agilen Thommy drangen die Hausherren immer wieder einfach ins Halbfeld der Berliner vor. Nach einer Hereingabe ließ Rouwen Hennings clever für Karaman durch, der nur noch einschieben musste. Der scheidende Sportvorstand Lutz Pfannenstiel lobte in der Pause am DAZN-Mikrofon die hohe Effizienz, mahnte aber: „Wir müssen es weiter konzentriert runterspielen.“ Das gelang nicht.

Nouri besetzte zur Pause die Flügelpositionen mit Maximilian Mittelstädt und Marius Wolf neu. Die Gäste übernahmen mehr Spielkontrolle, Fortuna war bei Kontersituationen nicht konsequent genug.

Aus dem Nichts brachte Thommy, der eine Flanke unglücklich mit der Hand ins Tor beförderte, den Gästen neue Hoffnung. Der abgefälschte Cunha-Schuss sorgte dann endgültig für lange Zeit nicht denkbare Spannung. Fortuna wurde nervös und kassierte den Foulelfmeter. Piatek verwandelte cool. Cunha traf in der 90. Minute zudem den Pfosten.