Gestreift, gemustert oder im klassischen Retrodesign: Die Bundesliga startet optisch runderneuert in die Saison. Unser Trikotexperte hat sich die aktuellen Modelle vorab mal etwas genauer angeschaut.

Stuttgart - Ob textile VfB-Liebe in Weiß-Rot oder tiefrote Baumwoll-Ekstase in der Allianz Arena: Wer Trikot trägt, gehört dazu. Für viele Fans sind die Vereinstrikots deshalb weit mehr als banale Funktionskleidung. Sie sind ein Stoff gewordenes Identifikationssymbol, um gut sichtbar die Zugehörigkeit zu ihrem Lieblingsverein zu zeigen – jedes Jahr aufs Neue.

 

Auch in der Bundesliga starten die Klubs jetzt optisch runderneuert in die Saison. Doch dass es dabei an der einen oder anderen Stelle modisch etwas…sagen wir mal, speziell werden kann, ist auch in diesem Jahr kaum zu übersehen.

Von Rauchschwaden bis Raver-Look

Auf dem Heimtrikot von Borussia Mönchengladbach zum Beispiel steigen grün-schwarze Rauchschwaden vom Saum aus gen Bauchnabel der Spieler. Beim VfL Wolfsburg prangt ein riesiges Technorave-Gedächtnis-X auf der Brust des Trikot-Trägers. Und der FC Bayern München hat sich gleich mal das Wabenmuster der Allianz-Arena auf sein Heimtrikot prägen lassen.

Auch unser Trikotexperte Ralf Burkhart steht so einigen der aktuellen Designs kritisch gegenüber. Von den Gladbacher Pyro-Schwaden zum Beispiel ist der ehemalige Handballer alles andere als begeistert: „Ich finde es grausam“, urteilt er trocken. „Das Trikot sieht für mich aus wie ein Batik-Shirt aus dem Kindergarten. Der gelbe Postbankbalken tut sein Übriges.“

1600 Trikots hat Burkhart in seinem privaten Museum

Inzwischen hat Burkhart, der einst von Jürgen Klinsmann sein erstes Trikot geschenkt bekam, selbst über 1600 Modelle gesammelt und mit ihnen ein privates Trikot-Museum errichtet. Von retro bis futuristisch stapeln sich hier zahllose Shirts an den Wänden. Unter den Designs der aktuellen Saison hat er einen heimlichen Liebling: das Trikot des SC Paderborn. Hier passe optisch einfach alles, urteilt er.

Einen Verein vermisst Burkhart unter den Bundesligisten allerdings besonders – denn sein Herz schlägt in der Cannstatter Kurve. Bis heute ist er auf der Suche nach alten Trikots seines Lieblingsvereins. Für die Liga steckt hinter dem Spiel mit der Zugehörigkeit hingegen eine lukrative Verkaufsmaschinerie. 4,42 Milliarden Euro verdienten die erste und zweite Bundesliga laut Wirtschaftsreport der DFL in der vergangenen Saison.

Das Geschäft mit den Trikots bringt der Liga vor allem eins: Geld

Die Trikotverkäufe haben ihren Anteil daran: Bereits vor ein paar Jahren brachte allein der FC Bayern München rund 3,2 Millionen Trikots an den Mann – mit einem durchschnittlichen Wert von 90 Euro pro Stück. Und das dürfte sich kaum geändert haben. Denn rund 76 Prozent der befragten Fußballfans haben laut einer Umfrage jede Saison ein neues Trikot ihres Lieblingsvereins im Schrank.

Auch die Produktpalette der Klubs ist groß. Zum Heim- und Auswärtstrikot kommt ein Ausweichmodell, die Ausstattung des Torwarts und für die international spielenden Klubs ein Champions League Trikot. Doch damit nicht genug. Um den Markt anzukurbeln, gibt es seit gut 10 Jahren auch noch verschiedene Sondertrikots – das Karnevalstrikot des 1. FC Köln, das Fastnachtstrikot des 1. FSV Mainz, die Freundschaftstrikots von Schalke und Nürnberg, die überhaupt nur kreiert werden, um einmal in der Saison übergestreift zu werden. Selbst der FC Bayern München hatte 2013/2014 ein offizielles Wiesn-Trikot. Diese Editionen werden oft zu regelrechten Verkaufsschlagern – und ihr Design bleibt im Kopf.

Anders als einige der aktuellen Modelle, die laut Ralf Burkhart nur so vor Lustlosigkeit triefen. Wie genau die aktuellen Trikots der Bundesligisten in der Wertung unseres Trikotexperten abschneiden, sehen Sie in unserer Bildergalerie.