Die Instagram-Attacke von Lisa Müller gegen Trainer Niko Kovac schlägt hohe Wellen. Geht der FC Bayern München jetzt auch gegen Spielerfrauen juristisch vor?

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Wir schalten noch einmal kurz rein in die Wutrede der Bayern-Bosse, als sie sich die Medien unlängst mal so richtig vorknöpften. Vor gut zwei Wochen drohte Karl-Heinz Rummenigge dabei wie folgt: „Wir werden ab dem heutigen Tag diese herablassende Berichterstattung nicht mehr hinnehmen. Zu Ihrer Information: Wir haben in den letzten Wochen gegen den Springer-Konzern zwei Unterlassungserklärungen per Gericht erwirkt. Eine weitere Abmahnung wurde gestern zugestellt. Wir werden es in Zukunft auch nicht nur bei der Unterlassungserklärung belassen, sondern auch Gegendarstellungen verlangen. Mit dem heutigen Tag werden wir unsere Spieler, den Trainer und den Club schützen.“

 

Aktuell stellt sich die Frage, ob ein Beitrag bei Instagram als Berichterstattung zu werten ist. In diesem Fall müsste Lisa Müller damit rechnen, aufgefordert zu werden, eine Gegendarstellung zu posten. Sie untertitelte am Samstag nämlich ein Bild, das ihren Mann, den Bayern-Spieler Thomas Müller, zeigt, wie er gerade von Trainer Niko Kovac im Heimspiel gegen den SC Freiburg eingewechselt wird. „Mehr als 70 Minuten, bis der mal ’nen Geistesblitz hat“, schrieb Lisa Müller, die bisher in den sozialen Medien nicht unangenehm aufgefallen war, sondern sich lieber zurückhaltend auf ihre Karriere als Dressurreiterin konzentriert hat. Wirklich gut war dann die Antwort von Thomas Müller, angesprochen auf die Aktion seiner Frau. „Das war aus der Emotion heraus, ich finde es im Nachhinein nicht unbedingt super. Sie liebt mich halt, was soll ich machen?“

Wie reagiert Sven Ulreichs Frau?

Der letzte Satz könnte die nach dem 1:1 gegen den SC Freiburg weiterhin schlecht gelaunten Bayern-Chefs in dieser Sache milde stimmen. Die Liebe sollte sich doch eigentlich strafmaßsenkend auswirken. Andererseits: Wenn man jetzt nicht gleich gegen eine etwas aufmüpfige Ehefrau vorgeht, könnte das Taten von Nachahmerinnen zur Folge haben.

Die Frau von Bayern-Ersatztorwart Sven Ulreich heißt übrigens auch Lisa und könnte jetzt ebenfalls auf die Idee kommen, in die Smartphone-Tasten zu hauen. In diesem Fall würde sich ein Bild von Manuel Neuer und der Kommentar „Hält der irgendwann auch mal wieder einen Ball?“ anbieten. Beim Nationaltorwart ist zurzeit jeder Schuss ein Treffer. Auch gegen Freiburg wieder. Der Ausgleich von Lukas Höler in der 89. Minute war der einzige Ball, der in diesem Spiel auf das Bayern-Tor kam. Somit waren die letzten acht Schüsse darauf allesamt Treffer. Neuer ist damit nun schon sieben Stunden am Stück ohne eine nennenswerte Parade. Hoffentlich stimmt dieser Statistikteil jetzt auch wirklich – wg. Gegendarstellung.

Effenberg, Häßler, Illgner, Müller

Aber jetzt mal ganz im Ernst. Den Fall Lisa Müller sollten die Bayern einfach auf sich beruhen lassen. Locker bleiben, das will man dem Rekordmeister in diesen Tagen ständig zurufen. Es hat früher schließlich schon weitaus angriffslustigere Spielerfrauen gegeben als Lisa Müller, die sich bei Kovac entschuldigte. Nehmen wir Bernd Schusters Gattin Gaby. Bei ihr wäre der Trainer bei einer späten Einwechslung des Ehemanns bestimmt nicht so glimpflich davongekommen wie jetzt Niko Kovac.

Gaby Schuster vertrat als Managerin knallhart die Interessen ihres Mannes. Das machte sie nicht besonders beliebt. Zusammen mit Martina Effenberg, Angela Häßler oder Bianca Illgner trug sie aber maßgeblich dazu bei, dass Spielerfrauen nicht mehr nur als schmückendes Beiwerk gesehen werden. Sie haben auch etwas zu sagen – oder zu schreiben.